Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1950

Der Teufelsbachfall mit seiner nächsten Umgebung stellt eines der wenigen Beispiele dar, wo die künstliche Anlage eines Wasserfalles zu einer landschaftlich befriedigenden Lösung geführt hat. Ursprünglich lief der wegen seiner Launenhaftigkeit“ sogenannte Teufelsbach östlich an Neulust vorbei, durch den Hundsgraben und mündete „in reichem Schwalle“ (daher Stadt¬ teil „Reichenschwall“) in die Enns. Erst im vorigen Jahrhundert wurde der Teufelsbach beim Quenghof vorbei und über die Nagelfluhfelsen zu seinem etzigen Fall geleitet, wo er gegen 9 Meter tief abstürzt und bei reicher Wasser¬ führung oder im tiefen Winter einen ganz mächtigen und natürlichen Ein¬ druck machen kann. Dazu geben die Baumkulissen einen würdigen Rahmen. Erhaltungswürdig sind jedenfalls auch die Silberweiden im letzten Bachlauf, besonders die an seiner Mündung. Schwere Arbeit hat es dem Bauamt ge¬ kostet, den häßlichen Autowrakfriedhof unter dem Fall wegzuräumen und es wäre sehr erfreulich, wenn davon auch die letzten Reste verschwänden und das in trüben Zeiten gebaute, unschöne Luftschutzkellertor mit Naturstein ver¬ kleidet würde. (Nr. 12, Landschaftsschutzkarte.) Nicht bald hat eine Stadt unmittelbar vor dem Tor so reizvolle Spazier¬ wege, wie wir in dem Unteren und Oberen Schiffweg. Beide schließen den 1 Kilometer langen natürlichen Waldstreifen der Schiffwegleiten ein. Ihr Bewuchs bildet am unteren Weg nunmehr wieder ein schönes Laubdach und am oberen erlauben die freigelassenen Stellen zwischen den Bäumen über die mit Recht kurz gehaltene Weißdornhecke hinweg schöne Ausblicke auf den Damberg. Die klimatisch bevorzugte Lage kommt im reichlichen Auftreten von guten Hochstämmen von Weißbuchen (Hornbäumen) und Feldahornen zum Ausdruck. Leider haben sich die sogenannten Akazien (= Robinien) be¬ onders im stadtnahen Teil übermäßig auf Kosten einheimischer Hölzer ver¬ mehrt, doch hat dies wenigstens den einen Vorteil, daß diese Ausländer in ihrer halbwüchsigen Zeit sehr viel starke Dornen tragen, so daß die vielen Singvogelnistplätze einen besonderen Schutz genießen. Wesentlich zu ihrer C Förderung wird auch eine nunmehrige strenge Einhaltung der Naturschutz¬ verordnung beitragen, die in der Nistzeit, also vom 15. März bis zum letzten September, den Heckenschnitt (und natürlich auch die Rodung) im freien Land verbietet. Schon einige Male ist die Schiffwegleiten von Abholzungs¬ versuchen bedroht gewesen. Wären diese nicht immer wieder verhindert wor¬ den, so wäre nicht nur eine grobe Entstellung der Landschaft, ein schwerer Niststättenverlust und eine arge Abschwemmung von Humus die Folge ge¬ wesen, sondern auch noch eine Erhöhung der Steinschlaggefahr, die sonst durch intensive Verklammerung des Bodens durch gesundes Gehölz weitgehend ein¬ geschränkt wird. (Nr. 13, Landschaftsschutzkarte.) Wie wirksam diese Bodenverfestigung durch dichtes Wurzelwerk ist, zeigt selbst auf sandigem Schotterboden — der trotz aller Hochwässer ausdauernde kleine Auenrest, die Forsthub=Au („Forsthub“ ist der alte Name des Isa¬ bellenhofes), der sich an der Enns vom genannten Gebäude bis zum Um¬ spannhäuschen am Bergerweg erstreckt und eine Anzahl mächtiger Silber¬ weiden aufweist. Einige der schönsten stehen wie tropische Stelzwurzelbäume halb im Wasser, ein Bild lebensvoller Selbstbehauptung. Auch hier bewährt sich wieder die biologische Uferfestigung. (Nr. 14, Landschaftsschutzkarte.) Die gleiche Rolle kommt der aus Weiden, Pappeln und Eschen bestehen¬ den Baumgruppe zu, welche man, um einen einheitlichen Namen zu schaffen, „Neubrückenkopf=Bäume“ nennen könnte. Sie stehen vor den ersten Häusern des Bergerweges, schützen das sandige Erdreich oberhalb des Brücken¬ kopfes und lassen durch ihre Kronen etwas weniger von dem durchaus nicht sehenswerten Brückengestänge erblicken. (Nr. 15, Landschaftsschutzkarte.) Der kleine Leitenwald der „Niederen Ennsleiten“ welcher sich zwischen den beiden Bootshäusern erstreckt, ist ebenfalls durchaus erhaltens¬ wert. Größtenteils setzt er sich aus Bergulmen (Rüster) zusammen, die gerade 136

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