Schutzwürdige Grünflächen der Stadt Steyr Von Studienrat Professor Dr. Heinrich Seidl, Landes= und Bezirksbeauftragter für den Naturschutz. An die drei schon in allen Kulturstaaten gesetzlich verankerten Haupt¬ aufgaben des Naturschutzes, der Erforschung, Sicherung und Erhaltung der Naturdenkmale und der Naturschutzgebiete, sowie dem Artenschutz gefährdeter Tiere und Pflanzen hat sich in wachsendem Ausmaß noch eine vierte ange¬ chlossen, die Landschaftspflege. Diese macht sich die Sorge auch für ene Teile der Natur zur Aufgabe, die zwar noch nicht den Rang eines Naturdenkmals oder Naturschutzgebietes beanspruchen können, aber doch für den Schönheits= und Erholungswert einer Landschaft von so großer Be¬ deutung sind, daß ihre möglichst naturhafte Erhaltung und Pflege im Inter¬ esse der Allgemeinheit geboten erscheint. In diesem Sinne wurden in der Landschaftsschutzkarte der Stadt Steyr 20 besonders schutzwürdige Grünflächen eingetragen, deren landschaftliche Wertung hier kurz besprochen werdensoll. Im Westen der Stadt beginnend, fällt uns beim Allgemeinen Kranken¬ haus ein kleiner, dichter Waldstreifen auf, der den Terrassenabfall zwischen der Sierningerstraße und der „Vogelwiese“ bedeckt, ein typischer „Leitenwald“, bestehend aus Eichen, Eschen, Feldahorn und Weißbuchen. Einige chlanke Föhren in Nachbarschaft des „Urlaubskreuzes“ erinnern an das leider längst gerodete „Föhrenschacherl“ ein Weißkieferwäldchen, das in der Nähe der einstigen Richtstätte der Stadt stand. Die pflanzliche Zusammen¬ etzung der Vogelwiesenleiten entspricht ihrer klimatisch bevorzugten Lage, mit der auch ihr Vogelreichtum zusammenhängt, und mancher Kranke hat in dämmernder Morgenfrühe und am verklingenden Abend den ersten und letzten Vogellaut aus dieser kleinen Naturreservation gehört und sich am Tage an ihrem schönen Anblick erfreut. Schon aus diesem Grunde verdient der Holzbewuchs der Vogelwiesenleiten eine Erhaltung als Dauerwaldstreifen und wird hoffentlich bald von den unschönen Schuttstellen an der Straße befreit! (Nr. 1, Ländschaftsschutzkarte.) Von der Kalkofenbrücke bis zur „Krugelwehr“ dehnt sich im Ueber¬ flutungsgebiet der Steyr die Unterhimmler=Au, das natürliche Aus¬ lauf= und Erholungsgebiet für West=Steyr. Drei Auwaldstreifen, der stärkste neben dem Fluß, der geringste längs den Windungen des Dreihanselbaches und einer längs der Bahnstrecke, verleihen im Verein mit den dazwischen liegenden Wiesenflächen dem Gelände einen freiparkartigen Charakter, un¬ gestört von Gebäuden, deren Errichtung im Inundationsgebiet ohnedies ab¬ wegig wäre. Leider ist vor einigen Jahrzehnten im ersten Teil des größeren Auwaldstreifens eine Fichtenkultur versucht worden. Die Fichten beantworten aber diese standortwidrige Pflanzung durch kümmerliche Entwicklung und werden bereits durch standortgerechte Hölzer wie Eichen, Linden, Rüster, Traubenkirsche, Schneeball, Schlehe und ganz besonders von Schwarz= und Zitterpappel, Silberweide und Erle verdrängt und es wäre nur zu wünschen, 132
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2