Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1950

116 dem Stern an: „Was belästigen Sie diesen Herrn? Schauen Sie, daß Sie dorthin kommen, wo der Pfeffer wächst, wenn es Ihnen hier nicht paßt!“ Darauf sagte der mit dem Stern ganz freundlich zu dem mit dem Kreuz, er solle sofort den Dietwart halten, denn er müsse ihm die achzehnte und die vierundzwanzigste Rippe einschlagen. Worauf der mit dem Kreuz eine Gummiwurst hervorholte und sie mit Schwung dem andern um den Mund legte. Die nun folgenden Ereignisse spielten sich mit einer derartigen affen¬ artigen Geschwindigkeit ab, daß diese selbst die Amerikaner von der Richtigkeit der Darwinschen Abstammungslehre überzeugt hätte. Es entstand eine wüste Keilerei. Ich wollte die streitenden Parteien be¬ schwichtigen, was mir jedoch nur einen Platz unter einem Tische verschaffte. Ich weiß nur noch, daß mich ein Teil der geehrten Gäste mißverständlicher¬ weise für einen Hackstock, der andere Teil jedenfalls für einen Tanzboden gehalten haben mußte, weiters daß man aus meinem Schädel ein unregel¬ mäßiges Vieleck, einem Grammelknödel ähnlich, gemacht hatte. Meine Augen schillerten in allen Spektrumsfarben. Schließlich führten mich sieben Gendar¬ men auf die Wachstube ab und nahmen mit mir ein Protokoll auf, nach welchem ich mich gegen sämtliche Paragraphen des Strafgesetzes vergangen hatte: Vergehen gegen die körperliche Sicherheit, Aufruhr, Geschäftsstörung, boshafte Beschädigung fremden Eigentums, Hochverrat und weiß der Leib¬ haftige, was ich noch alles begangen haben sollte. Ja, ja! Jedes Drama fängt harmlos an, ganz harmlos. Und das Ende? Einen neuen Anzug zerfetzt, S 180; Panamahut in Verlust geraten, S 50; eigene Uhrkette an einem fremden Bergschuh hängen geblieben, S 50; essigsaure Tonerde, 8 5; Magenoperation meiner Frau, die bei dem andauernden Rufen des Warnungsmotives das falsche Gebiß verschluckt hatte, S 200; ihr sodann vom Arzte dringend empfohlener Aufenthalt im Süden, S 250; macht in Summa 735 Schilling. Dazu kam noch das Gerichtsverfahren und das Jahreseinkommen von mindestens vier Advokaten. Am meisten ärgert es mich aber, daß nun meine Frau in Italien ist, während ich — kreuzdividomine — nirgends erscheinen konnte, ohne daß es mir nicht wie die Posaunen des Jüngsten Gerichtes entgegendröhnte: „Evviva Italia!“ 2 Schnitt-, Kurz- und Wirkwaren. Bisouterie-, Galanterie- und Anna Röder Dandarbeiten Inhaber: aus eigener Werkstatte (Anna Röder und Sohn Alfred Mayr) Steyr, Gleinkergasse 14 94

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