Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1950

* S2 7 Londundn DOnicrinn 7R 1 Die guten Vierziger. Das Leben, meint ein holder Wahn, Geht erst mit vierzig Jahren an. Wir lassen uns auch leicht betören Von Meinungen, die wir gerne hören Und halten, längst schon vierzigjährig, Meist unsre Kräfte noch für bärig. Was haben wir, gestehn wir's offen, Von diesem Leben noch zu hoffen? Ein Weilchen sind wir noch geschäftig Und vorderhand auch steuerkräftig, Doch spüren wir, wie nach und nach Gemächlich kommt das Ungemach Und wie Hormone und Arterien Schön langsam gehen in die Ferien. Man nennt uns rüstig, nennt uns wacker Und denkt dabei: „Der alte Knacker! Wirstehn auf unsres Lebens Höh'n, Doch ist die Aussicht gar nicht schön; Ganz abgesehn, daß auch zum Schluß Wer droben, wieder runter muß Wer es genau nimmt, kommt darauf: Mit vierzig hört das Leben auf. Entwicklungskrankheiten. Die Frau, solang sie unvermählt, — auch wenn's quält. Tut, was ihr gut steht Sie drängt das überflüssige Fett Ganz unbarmherzig ins Korsett Brillen, Halbblind, trägt sie doch niemals Ihr Bildungsdurst ist nicht zu stillen Sie zeigt sich sportlich oder fraulich Just, wie's dem Männchen scheint erbaulich. Im Haushalt ist sie riesig tüchtig Und sie ist gar nicht eifersüchtig. künftig Sie schwärmt dem Mann vor, wie sie Recht lieb sein wolle und vernünftig. Jedoch, kaum ist vermählt sie glücklich, Zeigt sie sich plötzlich rückentwicklich Und ist nach einem halben Jahr Schon wieder, die sie immer war: Halbblind, sieht sie bebrillt jetzt scharf, Was sie will und was er nicht darf. Von Bildung fällt nicht mehr ein Wort Dahin sind Tüchtigkeit und Sport. Die Träne quillt, es schwillt das Fett: Sie ist in keinster Weise nett. Rezept: Der Jüngling darauf sehe, Daß er erfahre vor der Ehe, Was in der Ehe sie verrät —und doch zu spät. Zwar früh genug (Aus Eugen Roth „Der Wunderdoktor“.) 101

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