Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1950

testantischen Prediger die Stadt verlassen mußten, untersagte der Rat alle Lustbarkeiten wie „Saitenspiel, Tantzen ond Schlittenfahren, Item fressen ond sauffen“ss) Fast ein Jahrhundert lang lag die Stadtturnerei in den Händen der Familie Schmidtperger*?). Im Jahre 1548 heiratete Veit Schmidtperger Wedrix, die Tochter des früheren Turnermeisters Peter Hengst. Nach seiner Dienstzeit von vierzig Jahren übergab Veit am 1. Juni 1588 das Turneramt seinem Sohne Balthasar, der sich vor dem Rate verpflichtete, seinen alten Vater zu pflegen. Er übernahm dafür dessen Instrumente“). Bis zum Jahre 1620 war er als Turmwächter und Leiter der Stadtmusik tätig. Am 30. März 11) dieses Jahres bestellte er zu seinem Nachfolger seinen Balthasar“ Wie die spärlichen archivalischen Notizen zeigen, vernachlässigte man neben Dichtung und Musik nicht die bildenden Künste. In den meisten Fällen werden nur die Namen der Maler, Bildhauer und Bildschnitzer über¬ liefert. Baurechnungen der Sigmundskapelle im Stiftsarchiv von Krems¬ münster nennen erstmalig einen Steyrer Maler, und zwar Hanns Tan¬ ner, der 1481 zwei Bilder für den Altar des hl. Sigmund anfertigte*). Weitere Hinweise enthalten vornehmlich die Steuerbücher und Ratsprotokolle aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sie erwähnen: Peter Fellinger (1543)*) Hans Oesterl (1567)*), Michael Schilwitz, Ratsverwandter (1570)*),Hans Thwennger (1571)*), Jobst Winzler (1573)“), Wilhelm Wilckhans (1574)*), Sebastian Osterl (1583)*), Matthäus Hofstetter (1583)5), Adam Dornickh (Dorningg, Dörnig, 1591, 1597)5), Hans Holzschueh (1592)*), Abraham Walter, Hans Pramhaß (1592)5), Pender (1608)*), Georg Herneiß aus Nürnberg (1610)5), Heinrich Döger (Teger, 1615)⅝) und Hans Bayr (1624)57 Ueber das Leben und Wirken dieser Künstler finden sich nur einige Auf¬ zeichnungen. Von Abraham Walter wird berichtet, daß er vierzehn Fastentücher für die Altäre der Stiftskirche in Kremsmünster herstellte. Auch Hans Pramhaß arbeitete damals für dieses Kloster. Er porträtierte den Abt Johannes III. Spindler (1589—1600), malte ebenfalls Fastentücher und lieferte Gemälde für Kirche, Sakristei und Refektorium. Das im Jahre 1669 durch Blitzschlag zerstörte Portal vor dem Tor der Kremsmünsterer Stifts¬ kirche zierten Wappen des Abtes und des Klosters aus der Hand des Malers Adam Dornickhés). Seine Kunst dürfte ihm nicht viel eingetragen haben, denn 1596 bewarb er sich um die Schulmeisterstelle am Neutor. Der Rat lehnte jedoch sein Ansuchen abse). Dornickh starb vermutlich 1606. Der Witwe des „Adam Mallers“ wird nämlich in diesem Jahre von der Stadtobrigkeit befohlen, die „ain gemallene Taffel“ dem Malergesellen als Lohn zu geben, damit er seinen Weg weiternehmen könneso) Im Jahre 1592 trug sich der Rat mit der Absicht, den Friedhof am Tabor mit einem Gemälde zieren zu lassen. Zur Durchführung dieses Planes ließ man den Maler Hans (David) Holzschueh nach Steyr kommen, der damals für Herrn Hans Wilhelm von Losenstein arbeitete“!). Leider sind wir in Unkenntnis, ob das „Gottsakher gemell“ später auch tatsächlich zu¬ stande kam. Heinrich Döger besorgte die Bemalung der 1613—1616 in der Schulkirche aufgestellten Orgel*'), Hans Bayr mußte zur Erlangung des Bürgerrechtes dem Rate eine Probe seiner „erlernten Mallerkhunst“ vor¬ legen's Ebenso dürftig wie die Nachrichten über die Maler sind die bisher ge¬ wonnenen Forschungsergebnisse über die Bildhauer und Bildschnitzer, obwohl Kunsthistoriker in Steyr eine für Oesterreich bedeutsame Werkstätte ver¬ muten*). Die erste Erwähnung eines Bildschnitzers zu Steyr geschieht 1481 in den Lichtamtsrechnungen der Stadtpfarrkirche St. Johannis zu Welsés). Dann aber versiegen die Quellen durch mehrere Jahrzehnte. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lesen wir folgende Namen: Strasser (um 1576)6), 96

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