Pollet und Schaitter eine Mousselinfabrik““ und Josef Weinstabl erbaute eine solche 1804 für Kattunerzeugung bei der Steyr#e# Die Kriegsjahre 1800, 1805 und 1809 brachten für die Stadt und das Handwerk einen wirtschaftlichen Tiefstand, dessen Ueberwindung erst nach vielen Jahren möglich war. Noch im Jahre 1817, also ungefähr sieben Jahre nach dem Abzug der Truppen Napoleons, hatten, wie ein Zeitgenosse, der Ge¬ schichtsschreiber Franz Xaver Pritz, berichtet, die meisten Eisenarbeiter keine Beschäftigung und mußten betteln gehen“ Zum wirtschaftlichen Elend gesell¬ ten sich noch gewaltige Ueberschwemmungen und Stadtbrände, die immer wieder neue Rückfälle zur Folge hatten. Aber trotz aller. Widerwärtigkeiten beginnt abermals eine Zeit reger gewerblicher Tätigkeit, die schon im Jahre 71. 1826 eine Ausstellung von Stahl= und Eisenwaren im Rathaus ermöglichte Zehn Jahre später herrschte in den Kleineisen= und Hammerbetrieben an der Steyr wieder ein geschäftiges Treiben. Im Herbst 1839 wurde eine Zweiggruppe des Industrie= und Gewerbe¬ vereines ins Leben gerufen, die anfangs bei 450 Mitglieder zählte und schon nach drei Jahren eine größere Gewerbeausstellung im Rathaus veranstaltete, die der Protektor des Vereines, Erzherzog Johann, mit seinem Besuche be¬ ehrte!?. Um Lehrlingen und Gesellen eine gründlichere Fachausbildung zu er¬ 173 möglichen, erfolgte 1841 die Errichtung einer Industrieschule Die industrielle Entwicklung, die im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts bei uns ihren Anfang nahm, machte im Vormärz gewaltige Fortschritte, drängte in den nächsten Jahrzehnten die Handarbeit immer mehr zurück und ist heute noch lange nicht abgeschlossen. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts schuf Werndls unermüdliche Tatkraft eine blühende Waffenindustrie, zahlreiche Fabriksobjekte entstanden. Daneben entfalteten sich in der Folgezeit noch an¬ dere, zumeist eisenverarbeitende Industriebetriebe. Viele Eisenarbeiter, Meister und Gesellen, fanden in diesen Fabriken ihren Lebensunterhalt. Die alten Handwerksverbände, sich vielfach noch immer an die Zunftprivilegien klam¬ mernd, mußten sich aber angesichts dieser Entwicklung von altgewohnten Formen lossagen. Die Gewerbeordnung des Jahres 1859 brachte ihre Auf¬ hebung, und damit die Gewerbefreiheit. Die neue Zeit bewirkte nun einerseits das Hinwelken und Verschwinden einer Reihe von Handwerksberufen, anderseits hatte sie das Aufblühen neuer Gewerbe zur Folge. Dies zeigt am besten ein Vergleich der handwerksmäßigen Gewerbe von heute mit jenen vor ungefähr hundert Jahren. Im Jahre 1837 gab es in Steyr bei 500 Handwerksbetriebe!“; gegenwärtig sind es auf Grund einer Aufstellung des Magistrates Steyr nur 4911. Diese eigenartige Tatsache findet ihre Erklärung darin, daß eben viele Berufe von damals im Laufe der Zeit in Steyr völlig verschwanden (Tuchscherer, Kartenmaler, Zwirndler, Nadler, Bortenmacher, Papierer, bei dreißig eisenverarbeitende Berufe u. a.) und sich in manchen Handwerkszweigen die Zahl der Werkstätten stark ver¬ ringerte. So gab es 1837 noch 60 Messerer, heute finden wir nur mehr zwei Meister dieses einst so berühmten Handwerks in unserer Stadt. An die Stelle der eingegangenen Berufe rückten teils neue (Photographen, Elektromechaniker, Pferdefleischhauer““ u. a.), teils aber haben bestimmte Handwerkszweige, vornehmlich solche, die für das leibliche Wohl der Stadt¬ bewohner zu sorgen haben, beträchtlich zugenommen. Folgende Gegenüber¬ stellung möge dies zeigen. Im Jahre 1837 gab es 12 Bäcker, heute 21, damals waren hier 10 Fleischhauer, gegenwärtig sind es 31. Die Zahl der Kleider¬ macher erhöhte sich von 31 auf 79, der Schuhmacher von 32 auf 53, der Fri¬ seure von 2 auf 37 und der Tischler von 7 auf 31. Die Mehrzahl der handwerklichen Betriebsstätten ist heute in irgend einer Art maschinell eingerichtet, nur wenige haben ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Wenn auch nicht mehr ausschließlich die Handarbeit vorherrscht. so werden mit 10 * 145
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