Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1949

Planet der Sonne immer die gleiche Seite zu. Auf dieser werden dann sehr hohe Temperaturen entstehen, während auf der entgegengesetzten Seite, die niemals einen Lichtstrahl empfängt, die eisige Temperatur des Weltenraumes von minus 273 Grad Celsius herrschen wird. Von großer Wichtigkeit ist auch die Größe des Planeten, da die Anziehungskraft eines Körpers von seiner Masse abhängt. Die verschiedenen Gase, die die Atmosphäre eines Planeten bilden, kreisen mit großer Geschwin¬ digkeit und haben das Bestreben, sich von dem Weltkörper zu entfernen. Wenn die Masse und damit die Anziehungskraft klein ist, kann der Planet die Gas¬ teilchen nicht an sich fesseln und wird daher wenig oder gar keine Atmosphäre haben. Auf Grund dieser Ueberlegungen wollen wir die Bewohnbarkeit der ein¬ zelnen Planeten näher untersuchen. Der der Sonne am nächsten stehende ist Merkur. Da sein Volumen nur ein Zwanzigstel der Erde beträgt, ist seine Anziehungskraft so klein, daß er keine Atmosphäre halten konnte. Bei seiner Umdrehung um die Sonne, die in 88 Tagen erfolgt, dreht er sich nur einmal um sich selbst und wendet der Sonne immer die gleiche Seite zu. Ungeheure Hitze auf der einen und unvorstellbare Kälte auf der anderen Hälfte ist die Folge. Ein Bestehen von Lebensformen ist daher ausge¬ chlossen. Dann folgt die als Morgen= und Abendstern vielbesungene Venus. Sie hat ungefähr die gleiche Größe wie die Erde und besitzt daher eine sehr dichte Atmosphäre. Die sehr wichtige Frage der Umdrehungszeit um sich selbst konnte bisher nicht einwandfrei gelöst werden, da die Venus mit einem Wolkenschleier umhüllt ist, der den Blick auf ihre Oberfläche verwehrt. Nach den neuesten Be¬ obachtungen nimmt man aber an, daß sich der Venustag nicht viel von unse¬ rem Erdentag unterscheiden dürfte. Alle diese Tatsachen ergeben eine weitgehende Aehnlichkeit der Verhältnisse auf Venus und Erde und damit die Möglichkeit des Bestehens von Lebensformen auf diesem Planeten. Nach der Erde als dritter folgt Mars als vierter Planet. Sein Volumen ist nur ein Drittel des Erdvolumens. Er hat daher eine entsprechend dünnere Atmosphäre. Wegen der geringen Wolkenbildung ist seine Oberflache sehr gut zu beobachten. Die Umdrehungszeit beträgt 24 Stunden 37 Minuten und ist nur wenig größer als die der Erde. Im Fernrohr sieht man an den Polen im Sommer kleiner werdende Flächen, die wahrscheinlich ausgedehnte Schnee¬ felder vorstellen. Zwischen den Polen erkennt man große graue und dunkel¬ grüne Flächen, die sich ebenfalls mit den Jahreszeiten verändern und als Vegetationszonen und Meere gedeutet werden. Sehr großes Aufsehen haben die berühmten Marskanäle gemacht. Das sind lange gerade Linien, die als feines Netzwerk die Oberfläche durchziehen. Man hat diese Kanäle als riesige Bauwerke der sagenhaften Marsbewohner angesehen, ohne aber eine restlose Erklärung finden zu können. Neuestens wurde. von amerikanischen Astro¬ nomen die Beobachtung gemacht, daß diese Kanäle mit sehr starken Fernrohren nicht etwa größer werden, sondern im Gegenteil ganz verschwinden. Nach ihrer Erklärung beruhen die Kanäle überhaupt nur auf einer optischen Täuschung. Alle mehr oder weniger phantastischen Bedeutungen fallen dadurch weg. Die Temperaturen auf dem Mars wurden ziemlich genau ermittelt und schwanken zwischen 150 Grad an den heißesten Stellen und minus 75 Grad an den Polen. Zusammenfassend kön¬ nen wir sagen, daß nach unseren Beobachtungen auch auf dem Mars Lebensbedingungen vorhanden sind. Die nächsten sind die vier großen Planeten Jupiter, Saturn, Ura¬ nus und Neptun. Jupiter, der größte aller Planeten, ist dreizehnhundert¬ 126

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