Im August 1948 jährte sich der Tag, da uns Albert Bachner verließ. In Trattenbach wurde er als Sohn eines Messerschmieds geboren; sein Vater starb an der Lungenschwindsucht und Bachner mußte mit 13 Jahren verdienen; er kam zu einem Bauern. Doch Heimweh trieb ihn nach Hause und er wurde trotz des Widerstandes seiner Mutter, die fürchtete, daß auch er der Schwind¬ sucht verfalle, Messerschmiedelehrling. Zehn Jahre blieb er Messerschmied, bis es ihm gelang, einen kleinen Beamtenposten zu erhalten. Höhere Schulbildung war auch ihm versagt, doch bewahrte er Zeit seines Lebens seinem Volksschullehrer ein dankbares Gedenken, denn dieser hatte ihn in das Reich der deutschen Dichtung eingeführt und ihm die Größe der Natur erschlossen. Was ihm die Schule nicht hatte vermitteln können, suchte er mit eisernem Fleiß nachzuholen und spätere Reisen, die ihn in die Vogesen, in den Schwarzwald, nach Holland und an die Adria führten, weiteten seinen Hori¬ zont. Bewundernd stand er vor dem Straßburger Münster, erhoben und er¬ schüttert zugleich am Gestade des Meeres. Seine Liebe galt aber der heimat¬ lichen Bergwelt, vor allem dem Toten Gebirge, das er immer wieder durch¬ wanderte und dessen unübertroffener Sänger er wurde. Eine stille, aber tiefe Liebe zur Heimat erfüllte ihn und nimmer wurde er müde, ihre Schönheit zu preisen. Das Gefühl ist ihm das Organ für die Erfassung und die Erkenntnis der Welt, das Gefühl gestaltet sein Weltbild; er ist Lyriker auch in seinen Skizzen und Schilderungen. Er glaubt an das Natürliche und Gute in der Welt und ist erfüllt von tiefer Naturfrömmigkeit und Gläubigkeit. Nicht bloß objektive Schilderung der Dinge ist ihm Ziel, er trachtet, das ihnen zugrunde liegende Gesetz zu erkennen, das alles Bewegende zu erfassen, und wird so zum nimmer¬ müden Gottsucher, dem, wie jedem Ringenden, Krisen nicht erspart bleiben, Krisen, die Auflehnung, dann aber ein stilles, dankbares Sichbescheiden bringen ihm die Erkenntnis, daß trotz allem Weh und Leid der Welt, eine milde und liebevolle göttliche Hand Welt und Menschen führt. Er war ein unerbittlicher Kritiker seines eigenen Werkes, chied aus, was seinem reifenden Kunstverstand nicht mehr entsprach. Er hat ge¬ Bleibendes schaffen, das wert ist, der Oeffentlichkeit zugänglich gemachtzu werden, auf daß sich erfülle, was er als „Inhalt des Seins“ einst formulierte: Was über dich hinaus wirkt, ist allein Der Maßstab für dein Wirken und dein Sein. Was mit dir stirbt, zählt zu der Ernte nicht, Und was die Nacht verweht, hat kein Gewicht; Doch wenn die Strahlen, die du ausgesandt, Noch immer glühn, daran du selbst verbrannt, Und wenn dein Wort noch unter Menschen lebt, Obgleich dein Bild vor keinem Auge schwebt, Je später deinen Hauch die Menschheit spürt: Je mehr hast du dein Sein mit Recht geführt. 117
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