jetzt, als verehelichte Stumpfl, brauchte sie ihrer Natur nicht mehr länger Zwang antun. Das Bäuerlein tröstete sich: „Kannst nix machen! Angschmiert ist man mit die Weiber allemal, sowie man nur an einer anstreift! Aber sie bringt mein Hof in die Höh! Schmalz Speckseiten, Erdäpfel, und heuer kamen noch die Tuchkugeln dazu. Denn was wird die Juli über die langen Winterabende an Garn gesponnen und dem Weber abgeliefert haben!“ Da kam so um Michaäli herum der Weitenbrunner Bote gefahren und stellte vor dem Stumpflhof. „Schöne Speckseitn, Schmalz, Erdäpfel hätt i“, sagte er zum Bauer, der vor der Tür auf der Hausbank saß. „Brauch nix, hab selber zum verkaufn!“ „Oha! Dei Häuserin hat mir aber vorigs Jahr haufenweis abgekauft“ murrte der Bote und fuhr kopfschüttelnd weiter. Der Stumpfl stand mit offe¬ nem Mund da; ihm ahnte was. Er hätte gern seinem Weib den Schlüsselbund abverlangt, aber er überlegte sich's; denn morgen war Sonntag, und da will man doch mit heilem Gesicht zur Kirche kommen. Da wollte er lieber warten, bis sie einmal schlief. Und die Gelegenheit ergab sich bald. Die Stumpflbäurin sich schlief jetzt oft bis in den hellen Morgen, und jedermann im Hause hütete zur sie zu wecken. Das Bäuerlein drehte mit zittrigen Händen den Schlüssel zu¬ Speckkammer um und sah nach oben. Aber so sehr er auch seine Aeuglein sammenkniff und das ganze Kämmerlein abspekulierte, nicht ein einziges Speck¬ seitchen sah er baumeln. Es grinsten ihn nur die nackten Rauchstangen an. Dem Stumpfl schwamm es vor den Augen. Erlief zum Schmalzkasten und riß die Töpfe heraus. Sie waren alle bodenleer. Nur einer davon war mit alten, zerrissenen Weiberstrümp¬ ——.— fen so vollgestopft, daß es den Deckel hob. Das Bäuerlein taumelte dem 0 Keller zu. An der Stelle, wo sich der¬ einst ein Kartoffelberg getürmt, hatte eben eine Ratte ein ganz bescheident¬ liches Häuflein abgesetzt. In einer — finsteren Ecke lag das Bündel Garn¬ □ spulen, wie es die Juli gebracht hatte, 1 so daß auch von den Tuchkugeln nicht weiter die Rede sein konnte. Lange — 4 stand der Stumpfl nur so knieschnap¬ pend da. Dann sagte er mit wahr¬ haft ergreifendem Ausdruck vor sich L hin: S „Jetzt bin i drin!“ 1 (Aus „Allerhand Kreuzköpf“ von K. Schönherr; Verlag L. Staackmann, Leip¬ zig. — Zeichnungen von Professor Lichtenegger, Linz.) 107
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