Bauchntang. Kanschönherr. Das Stumpflbäuerlein, kurzweg der Stumpfl genannt, war ein die ganze Weiberschaft aufregender Wittiber. Ein angehender Fünfziger, also über die ersten Dummheiten hinaus, und doch noch bei guten Kräften; nach Meinung der Weiberschaft gerade im rechten Alter, um noch einmal hineinzuspringen. Aber so oft man ihm zuredete wie einem kranken Roß, er möge doch wieder ein Weib freien, der Stumpfl wehrte immer eisig lächelnd ab: „Dank, i hab’ schon g’habt!“ Und dabei kniff er seine Aeuglein zusammen, als täte ihm das Licht weh. Weil aber der Stumpfl des Kittelvolks zur Führung des Hauswesens doch nicht ganz entraten konnte, nahm er sich jeweils eine Wirtschafterin. Sie be¬ mühten sich in der ersten Zeit ihres Einstandes alle gar sehr um Stumpfls Wohlergehen. Bis sie merkten, mit dem Stumpfl komme man nicht weiter. Dann verließen sie mit Geschimpfe den Dienst. Wenn so eine schimpfende Furie wieder abzog, rieb sich der Stumpfl kreuzvergnügt die Hände: „Dank, i hab schon g’habt!“ Erst gestern war wieder eine mit langer Nase abgezogen und heute eine neue mit frischer Hoffnung eingestanden. Die neue Häuserin war eine knallrote, dralle Bauernschönheit. Den himmelblau geblümten Koffer fuhr ihr der Küh¬ bue des Stumpflbauern auf einem Radlbock durch das Haustor nach. „Bin i da recht beim Thomas Stumpfl?“ „Ja, so heiß i!“ „Grüß Gott, Stumpflbauer, i bin die neue Häuserin und heiß Gipfl¬ marie!“ So begrüßte sie den Wittiber und reichte ihm ihre kräftige, gut ge¬ polsterte Hand hin. „Gutn Einstand, Gipflmarie!“ sagte der Stumpfl. „Passen nit schlecht aufeinander, die Namen Gipfl und Stumpfl“, lachte die Neue. „Guet passen sie“ meinte der Bauer. Die neue Häuserin sah sich in der wohlhäbigen Stube um, dann sagte sie: „Mir ist's da bei enk so heimelig, als wär i schon drei Jahr da! I mein, der Stumpflbauer und i werden gut auskommen miteinand!“ „Hoffen wir's“, meinte das Bäuerlein und kniff seine Aeuglein zusammen. „Und wenn wir halt nit gut auskommen, nachher sein wir ja bald wieder aus¬ einander!“ Gleich am ersten Nachmittag saß die Gipflmarie breit hingegossen auf dem Tisch beim Fenster und flickte dem Bauer eine Hose aus. Heißt das, sie tat nur so, als ob sie täte. Sie hatte sich für diese Schwerarbeit die fleischigen Arme weit über die Ellbogen aufgestülpt. Als der Bauer in die Stube trat und die neue Eingestandene mit seiner Hose quer über dem Schoß sitzen sah, dachte er sich: „Holla! Die tappt ein bißl früh auf meine Hos'n!“ Bei seinem Eintritt begann die Häuserin gewaltig drauf los zu nadeln; sie fuhr mit der Nadel in weitem Bogen aus, wodurch das Rund ihrer Arme höchst vorteilhaft zur Gel¬ tung kam. Dann streichelte sie die Hosenröhren zärtlich über ihren Schoß ent¬ lang und schielte nach dem Stumpfl. Der schwieg und dachte sich: 100
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