23. April kapitulierte die von deutschen und italienischen Truppen eingeschlossene Mazedonien= und Epirus=Armee unter ehrenvollen Bedingungen. Am historischen Engpaß der Thermopylen bei Molos und in der Enge des heutigen Straßen¬ zuges stellten sich noch einmal starke britische Nachhuten zum Kampf. In wenigen Tagen war damit diese letzte, dem Gelände nach besonders starke feindliche Wider¬ standslinie bezwungen. Am 25. April wurde Theben erreicht, eine andere an der Nordspitze der Insel Euboea gelandete motorisierte Abteilung stieß über Chal¬ kis wieder auf das Festland vor. Zwei Tage später zogen die ersten deutschen Truppen in die griechische Hauptstadt ein. Am Morgen des vorhergehenden Tages war es deutschen Fallschirmtruppen gelungen, Stadt und Enge von Korinth aus der Luft in Besitz zu nehmen und damit die einzige Landverbindung von Nord¬ und Südgriechenland sowie den besonders wichtigen Seeweg durch den Kanal von Korinth zu sichern. Ueber den Peloponnes stießen zunächst Fallschirmtruppen und hinter ihnen motorisierte Truppen unverzüglich bis zu den Häfen Argos und Kalmai durch. Teile der Armee List setzten während dieser Operationen in bereitgestellten Schiffen über die Aegäis und nahmen die Inseln Thasos, Samothrake, Lemnos, Mythi¬ lene und Chios sowie mehrere kleinere Inseln in Besitz. Italienische Kräfte be¬ mächtigten sich der jonischen Inseln und vom Dedekanes aus der Cykladen. Die Zahl der in diesen Kämpfen von deutschen Truppen eingebrachten Gefan¬ genen beträgt nach noch nicht abgeschlossener Zählung an Serben 6298 Offiziere 91 und 337864 Mann, an Briten 324 Offiziere und rund 10 900 Mann, an Griechen rund 8000 Offiziere und 210000 Mann, insgesamt also über 14 600 Offiziere und 558 700 Mann. Erbeutet wurden über 1500 Geschütze, rund 600000 Handfeuer¬ waffen, Hunderte von gepanzerten und anderen Kraftfahrzeugen und zahlloses sonstiges Kriegsgerät sowie große Vorräte aller Art. Das Unternehmen Kreta. Nach der Besitznahme des gesamten griechischen Festlandes und der Aegäischen Inseln durch die Achsenmächte blieb den Briten als letzter Rest ihrer geplanten Position auf dem Balkan nur noch Kreta. Als starker Luft= und Flottenstützpunkt in nächster Nähe unserer Seeverbindungen durch die Aegäis gelegen und als weit vor¬ geschobene Sicherung in der Flanke des nordafrikanischen Kriegsschauplatzes und des britischen Seewegs von Malta nach Alexandrien, war die Insel für die weitere offensive wie defensive Kriegsführung des Feindes im östlichen Mittelmeer von gleich großer Bedeutung. Dorthin hatte sich ein Teil der in Griechenland geschla¬ genen britischen Truppen gerettet, um zusammen mit der schon vorher vorhandenen britischen und griechischen Besatzung dieses starke Bollwerk bis zum letzten Mann zu verteidigen. So verkündete es der britische Premierminister im Parlament. Die¬ selbe Bedeutung wie für England hatte Kreta im umgekehrten Sinne auch für die weitere Kriegführung Deutschlands und Italiens im östlichen Mittelmeer. Aus diesem Grunde entschloß sich der Führer die Insel auf dem Luftwege in Besitz zu nehmen. In den frühen Morgenstunden des 20. Mai wurden — durch starke Bomben¬ und Tiefangriffe vorbereitet und unterstützt und durch zahlreiche Jagdverbände ge¬ sichert — Fallschirm= und Luftlandetruppen in der Umgegend des Flugplatzes Ma¬ lemes, etwa 15 Kilometer westlich Chania und in der Nähe der Stadt selbst ab¬ die gesetzt. Weitere Fallschirmkräfte versuchten im Laufe des Nachmittags auch Städte Rethymnon und Iraklion sowie die in ihrer Nähe befindlichen Flugplätze in Besitz zu nehmen. Der Flugplatz Malemes wurde in hartem Kampf erobert. eng¬ Kurz nach Beginn der Operationen gegen Kreta waren fast die gesamten Am lischen Seestreitkräfte aus Alexandria im Seegebiet um Kreta aufgetreten. 22. Mai endete die gewaltige Schlacht zwischen dem VIII. Fliegerkorps der deutschen 263
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2