Jahrbuch des Kreises Steyr 1942

häuften, mußte mit dem furchtbaren Strafgericht begonnen werden: In der Nacht zum 7. September erschienen zum erstenmal hunderte von deutschen Flugzeugen über London und anderen englischen Städten und warfen mehr als eine Million Kilo Bomben auf kriegswichtige Anlagen ab. Eine neue und noch wirkungsvollere Form nahmen diese deutschen Vegeltungsangriffe Mitte November an. In der Nacht zum 15. November wurde Couventry, eines der großen Rüstungszentren in den Midlands, durch den Großangriff von hunderten deutscher Flugzeuge heim¬ gesucht. Auf Coventry folgten die anderen großen Industriestädte, Birmingham und Liverpool, Bristol, Daventry und Sheffield sowie die großen Hafenstädte Sout¬ hampton und Portsmouth. Totale Blockade und U-Boot-Krieg. Gleichzeitig mit diesen Angriffen zur Luft setzte auch eine verstärkte Tätigkeit unserer Kriegsmarine, besonders der U=Boote, ein. Die Wirkung der am 18. August 1940 von Deutschland erklärten totalen Blockade Englands wurde immer größer, die Zahl der versenkten Schiffe wuchs von Woche zu Woche und dabei wurden die Angriffe immer weiter in den Ozean hinausgetragen. Der Erfolg wurde immer stärker sichtbar. Am 6. November gab das Oberkommando der Kriegsmarine be¬ kannt, daß allein durch die Kriegsmarine seit Kriegsbeginn 7,1 Millionen Brutto¬ registertonnen versenkt worden seien. Der Dreimächtepakt. Die militärischen Ereignisse stehen im Krieg natürlich im Vordergrund, und die Geschichte wird vom Schwert geschrieben. Aber in diesem Krieg hat wie wohl in keinem zweiten der Weltgeschichte die deutsche Führung, die in Adolf Hitler einen großen Feldherrn und einen genialen Staatsmann zugleich besitzt, keinen Augenblick auf die poltische Initiative verzichtet. Das bestimmende poltische Er¬ eignis des Jahres 1940 war die am 27. September in Gegenwart des Führers in Berlin erfolgte Unterzeichnung des Dreimächtepaktes zwischen Deutschland, Italien und Japan, in dem Japan die Führung Deutschlands und Italiens in Europa, die beiden Achsenmächte aber die Führung Japans im großostasiatischen Raum an¬ erkennen und gleichzeitig ein militärisches Bündnis für den Fall schließen, daß irgendeine Macht sich in die gegenwärtig in Europa und im Fernen Osten voll¬ ziehenden militärischen Auseinandersetzungen einschalten sollte. Die Welt erkannte in diesem Dreierpakt den Zusammenschluß der jungen und starken Völker, die ge¬ zu erkämpfen, die Bildung einer politi¬ zwungen sind, sich den nötigen Lebensraum Beispiel dasteht. In den Tagen vom schen Macht, die in der Weltgeschichte ohne Rumänien und die Slowakei dem Dreier¬ 20. bis 24. November 1940 traten Ungarn, pakt bei, inzwischen unterzeichneten Bulgarien und Kroatien das Beitrittsprotokoll. Europäischer Neuordnungsprozeß. Im Südosten erfolgten einschneidende Veränderungen. Am 1. Juli trat Rumänien in einem friedlichen Abkommen Bessarabien und die Nordbukowina an die Sowjet=Union ab. Rumänien entschloß sich, am 7. August die Süddobrudscha an Bulgarien abzutreten, womit eine alte Forderung des bulgarischen Volkes er¬ füllt wurde. Schwieriger gestaltete sich die Lösung der Siebenbürgen=Frage; als Verhandlungen zwischen Rumänien und Ungarn ergebnislos abgebrochen werden mußten, ersuchten die beiden Staaten die Achsenmächte um einen Schiedsspruch, der am 30. August von Reichsaußenminister von Ribbentrop und Graf Ciano in Wien gefällt wurde und einen wesentlichen Teil Siebenbürgens Ungarn zusprach. In diesem Umwandlungsprozeß ging das morsche und korrupte System König Carols unter. Am 5. September mußte Carol zu Gunsten seines Sohnes Michael auf den Thron verzichten, wobei gleichzeitig General Antonescu als Conducator die Re¬ gierung übernahm. 258

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