Jahrbuch des Kreises Steyr 1941

Der Schmiedeler beugte sich näher über den Kranken und war ganz Ohr. „Die (Beschicht ischt schon lang her, gut an die sechzig Jahr", begann der Kranke. „War damals ein junger Jager, schon ganz ein junger. War da einmal ein Oberförster, drinnen in Mandling. Zwei saubere Dirndln hat er ghabt, eine mit neunzehn und eine mit zwanzig Jahr. Die schönsten Dirndln weit und breit im Steirischen. Da hat mi der Oberförster einmal eingladen. Zum Abendbrot, weils gar so viel gstiirmt und wettert hat, und der erste Schnee ist in der Nacht gfallen, und der Wind hat ums Försterhaus geheult. ,Sepp', hat der Oberförster gsagt, , jetzt kannst nimmer hoam gehn, jetzt bleibst heroben über d' Nacht, und morgen fruah gehst auf die Ramsau nüber. Meine Moidel wird dirs Bett in der Jagerstuben richten/ In Gods Namn, i bin im Försterhaus blieben, wir spielten Zither, und i hab meine Schnadahüpfeln dazu gsungen, und der Oberförster ließ a paar Liter Wein auffahrn, und wir warn alle miteinander ein bisserl lustig. Alsdann, der Ober ­ förster ging in seine Kammer, er war ein Witwer, die Roserl richtete mir in der Jagerkammer das Bett, und dann ging i schlafen. War noch keine halbe Stunde vergangen, da klopft's an der Tür. Steht da die Mariedl in der Kammer und fragt mi: , Jager, kalt ist's und nit eingeheizt. Tust net vielleicht friern?' .Na, Mariedl', gab i zur Antwort. ,Ganz gwiß net, i frier net!' Alsdann, die Mariedl geht wieder raus. I war grad im Einschlafen, möcht eine halbe Stunde später gwesen sein, klopft's wieder an der Tür. I sag leise: , Herein', kommt die Reserl. , Jager', sagt die Reserl, , frierst immer noch net?' ,Na, Reserl', sag i, ,mir friert immer noch net.' Siehst, Schmiedeler, so ist das gwesen. Und daß mi damals net gefrorn hat, das tuat mir noch heut nach sechzig Jährn leid. Die vier Leibärzte Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde das Reich der Mitte von einem Kaiser regiert, der sich um sein Land nicht allzu viel Sorgen machte und sich daher einer beneidenswerten Gesundheit erfreute. Einst empfing er den Besuch eines Europäers, der den Sohn des Himmels zu seiner Leibesbeschaffenheit be ­ glückwünschte und ihn fragte, welcher Ursache denn Seine Majestät dieses Wohl ­ befinden verdanke. Der Fürst gab bereitwillig Auskunft: „Das verdanke ich »reinen vier Leibärzten. Aber nicht, wie Sie nun meinen . . Diese vier ge ­ lehrten Herren nämlich werden hoch bezahlt. Aber das hört auf, sobald ich mich krank fühle. Und sie erhalten erst dann wieder Geld, wenn ich gesund bin. Meine Krankheit hat noch nie länger als vier Tage gedauert . . ." Heiteres kleine Gaslhausszene. Herr (bei Tisch): „Nun, wo bleibt der Schöpsenschlägel." Mard (in einem Dorfwirtshaus): „Kules Hot ihn fressenl" Herr: „Kules?" Magd: „Ja, Kules!" Herr: „Wer >ist Kules?" Magd: „Jhniges Hund!" Herr: „Der heißt doch Herkules." Magd: „A was, werd' ich zu solchen« Mistvich a noch Herr sagen." 348

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