„Alsdann, net wahr, sie möchten sich die Schul anmol besichtigen, net wahr?" „Ja freilich!", und damit betrat er den einzigen Raum, sich neugierig um sehend. „Wie ost wird denn da gekehrt?", fragte er, mit einem Finger eine Furche in die dicke Staubschichte auf den Bänken grabend. „Ja — ja — alle — alle Monat, Herr Lehrer, mit Verlaub, net wahr?" „Lieber Mann", sagte der Lehrer, „hier wird in Zukunft mit Verlaub alle Tage gekehrt." „Ja freili, freili, net wahr, zwegn den Staub . . ." „Ja, ja," schnitt ihm der Lehrer lachend die Rede ab, „zwegn sonst gar nichts anderem! Waschtisch muß her, Bücherkasten, Thermometer — - o mein Gott! Die Tafel! Wie sieht denn die aus?" „Net wahr, Herr Lehrer, das is a Graus! Da muaß a neuche her!" „Ja, das werde ich alles mit dem Bürgermeister abmachen!" Und so geschah es auch. Alles kam her. Auch der Turnunterricht wurde eingsführt. Zu seiner besseren Ehehälfte — Schul-Hans war merkwürdiger Weise gar nicht in den „Grünen Baum" zum Abendschoppen gegangen — also zu seiner Kathi sagte er des Abends: „Alsdann, der neuche Lehrer is a bakschierlicher Herr! Net wahr! I hab ihm gleich gsagt: Dös muaß her und das muaß her! Turnen wär a net schlecht am End, wann man's einführen tät, net wahr! Und er, der Lehrer, hat überall Ja und Amen gsagt — net wahr! Schließlich und endlich: Schuldiener bin ja do i — oder . . .?" Das arge Versäumnis Eine Kurzgeschichte von E. Stoge. Beim Oberförster Pankrautzer ging's aufs Letzte. Der Ramsauer Doktor hatte eben seinen Bergstecken genommen und der alten Zenzi, die den Förster pflegte, die Hand geschüttelt. „Denk, er derschnaufts nimmer lang", hatte der Dktor ge meint und sich auf den Weg nach Schladming gemacht. Da fragte die Zenzi den Oberförster, ob er nicht den Pfarrer wolle? „Wen der Teufel beim Kragen holen will, den holt er auch ohne Pfarrer", hatte der alte Pankrautzer gemeint und sich mühselig auf die andere Seite ge wälzt. „Hab mein Lebtag kein Pfarrer braucht", brummte er noch. „Stopf mir liaber mei Pfeifen, und hol' mir mein Freund!, den Schmiedeler." Dieser kam auch nach zwei Stunden, noch schwitzend vom Anstieg zum Forst haus in die Ramsau, und stellte seinen langen Bergstecken an die Wand. „Grüaß di, Pankrautzer!" redete er den Kranken an. „Willst etwa schon abfahren?" „Könnt leicht sein, daß es soweit ist", schnaufte der achtzigjährige Förster. „Dann wird's wohl an der Zeit sein, daß du endlich einmal beichten tust!" ermahnte ihn der Schmiedeler. „Hab nix zu beichten", brummte der Pankrautzer und schüttelte unwillig den Kopf. „Rein gar nix." „Ah, wenn du einmal dein Gewissen erforschen tätst", meinte der Schmiedeler. „Na, na, ischt wirklich nix", wiederholte der Förster. „Hast denn gar nix in dein Leben begangen, was dir jetzt so recht von ganzem Herzen leid tut?" fragte der Freund. Der Oberförster dachte eine Weile nach. „Woll, das schon", begann der Pankrautzer nach einer Weile. „Das gwiß. Da ischt eine Sach, über die kann i gor net drüberkommen. Tuat mir ganz vom Herzen leid. Das ist gwiß!" 347
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