Jahrbuch des Kreises Steyr 1941

„Recht hast!" sagt der Steinhuber und macht einen tiefen Zug, daß es nur so gurgelt und gluckst und man gar nicht hört, wie der Mesner sagt: „Recht hast!" Der Zapka meint auch, er müsse etwas sagen und fistelt: „Recht hast, Schul ­ diener biste du und nicht das neiche Lehrer!" Und weil der Wirt dem Schul-Hans gerade einschenkt, sagt er auch: „Recht hast!". Das wachhabende Organ der Gemeinde sagt nichts, denn es schläft. Und weil der Förster immer etwas zu brummen hat, brummt er auch seht: „Net recht hast, sog i!" „Waaas?" fährt da der Hans in die Höhe. „Waas?" erwiderte der ganze Chor. „Alsdann", hebt der Förster an, „erschtens: Der Winkler, der neuche Lehrer, wird sagen, die Schul muß alle Tag gekehrt werden und net nur alle Monat, verstehst?" „Ja — sooo", dehnt da der Schul-Hans, „und du moanst, i sag Ja und Amen? Nananana! Js es beim Alten so gangen, muaß es beim Neuchen a a so gehn. Basta!" „Alsdann!", sagt der Förster: „Zweitens: In die Klass muaß a Waschkruag und a Lavour, a Thermometer und a Büchelstünder, a neuche Tafel, denn die alte hat in der Mitten an Sprung!" „Ja, Narrn! Wo denn hin mit der Welt?" schreit der Bürgermeister, daß es den Gemeindediener aus seinem Schlummer reißt. Der Krämer jammert: „Ise der Mensch gscheit? Das Ganze miese wir zahlen, die Steirzahler!" „Tats euch trösten", sagt der Schul-Hans, dem Bier und Erregung den Kopf rot und die Stimme heiser gemacht haben: „Da bin i a da dafür! Wer is Schuldiener, i oder . . .?" „Du!" antwortet der Chor. „Hat sich der Alte die Händ in d' Hosen gwischt, braucht der Neuche a kann Lavour! Thermometer brauchn ma koans, weil unsane Kinder eh nie krank san, Büchelkasten brauch ma koan, weil ma eh koane Büchel habn! Und die Tafel hab i eh mit oana Klampfn zsammghängt! Net wahr? Basta!" „Bravo, du bist der rechte Schuldiener!" schwirren beifällige Stimmen durch ­ einander. „Drittens"/ sagt der Förster, „muaß der Turnunterricht eingeführt werden!" „Himmelfix!", geht jetzt der Hans hoch, „hörst du net schon bald auf? Zu was brauchn wir in Pollenberg die Haxenschwingerei? Net wahr? Das is für nix, basta!" „Ba — ba — basta!" stolpert der Bürgermeister heraus und, als ob er damit die Versammlung aufgehoben hätte, erheben sich alle, zahlen und wanken unter eifrigem Disput über den „Neuchen" nach Hause. * Tags darauf: Der neue Lehrer Alfred Winkler war im wackeligen Ein ­ spänner des Bürgermeisters von der Bahn geholt worden und beim „Grünen Baum" abgestiegen. Nachdem er sich etwas gestärkt hatte, ging er zur Schule hinüber, um seinen neuen Tätigkeitsbereich näher zu besichtigen. Dort empfing ihn der Schul-Hans in all seiner Würde. Als er aber den starken, jungen, aber gar nicht so „spitzerisch" aussehenden Mann sah, wurde seine Würde um ein Bedeutendes geringer: „Als ­ dann, net wahr, Herr Lehrer, i wa halt der Schuldiener, mit Verlaub!?" „Selbstverständlich erlaub ich's; wir werden schon gut auskommen mit ­ einander!", lachte der Lehrer, ihm kräftig die Hand schüttelnd. 34K

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