Jahrbuch des Kreises Steyr 1941

Der neue Lehrer Humoreske von Richard Hörzing. Man schrieb damals das Jahr 1912 . . . Hans Stingl, vulgo Schul-Hans, der alte Schuldiener in Pollenberg a n „Kalten Wasser", betrat die Wirtsstube des „Grünen Baumes". Als er die Tür ausmachte, riß der Luftzug eine Wolke Tabakqualmes hinaus, wie er sich ja in dichten Schwaden die niedere Decke entlang wälzte. Jetzt konnte der Schul-Hans besser sehen, wer etwa dort hinten beim grobkacheligen, aber wohlige Wärme spendenden Ofen säße. Ja, da sitzen sie doch alle beisammen, wie sich's gehört: Der Förster Feldweger, der Graubart, der brummende, und der Krämer Zapka, der vor etlichen zehn Jahren aus dem Böhmischen eingewandert ist, und der Mesner Kalsam, der „stadschauende" Lackel, und der immer schläfrige Gemeinde ­ diener und nicht zuletzt der Bürgermeister, der Steinhuberbauer, der sein Quartier von der Steinhub fast ganz in den „Grünen Baum" verlegt hat. Denen gesellte sich nun der Schul-Hans bei. „Guten Abend beinander! A Halbe, Meininger, net wahr, wie man's gwohnt is!", sagt er zum Wirt und gleich darauf zu den anderen: „Net wahr! Gstorben is gstorben, da kannst nix net machen, net wahr!" Drauf der Zapka: „Ise so, futsch ise futsch!" Da brummt der Förster: „Laßt den alten Schulmeister, Gott hab ihn selig, ruhn! Redn ma lieber vom neuchen, der kemmen wird!" Der Zapka: „Ise so, rede mer von den neiche Lehrer!" „Alsdann, nachert und darnach!", räuspert sich der Gemeindediener: „die Gmoa har an Briaf kriagt . . ." Haut da der Steinhuber auf den Tisch mit seiner schweren Pratzen, daß die Gläser springen: „He, Klachl du, dalkerter, was redst denn du über Gmoasachen, wann eh i da vor deiner sitz, ha! — Aber, daß i netta red davon: Die Gmoa hat a Verständnis kriagt . . ." „Verständigung!", brummt der Förster. Da hebt es den Steinhuber, da geht er auf. Aber er setzt sich wieder, knurrt ein wenig und fährt fort: „Alsdann, a Verständigung habn ma kriegt, daß als ­ dann der neuche Lehrer morgen kommt, daß a Alfred Winkler hoaßt und daß er a rewatierlinger Lehrer is!" Der Mesner, der bis jetzt sich nicht geäußert hat, blinzelt etwas ins Licht und meint dann: „Aber an solchenen, wia da alte Schulmoasta war, kriagn ma nimmer net!" und still ist er wieder. „Net wahr?", nimmt der Schul-Hans wieder das Wort, „is sag's halt a, an solchernen kriagn ma nimmer net!" Der Zapka: „Ise so, an . . ." Brummt ihm der Förster drein: „Halt ja, an solchernen kriagn ma nimmer, aber einen anderen!" Da nimmt der Schul-Hans einen gewaltigen Anlauf und redet: „Ja, aber Schuldiener bin i, net wahr! Und wann der neuche Lehrer eppan moant und i Hütt da am End nix z'redn, aftdann hat er sich aber gschnitten, net wahr! Wann er am End moant und er muaß a neuche Ordnung anfangen da, da kimmt er mir grad recht! Mir ziemt, der Winkler, oder wie er hoaßt, is mehr no a junger Spritzer, net wahr! Und i, der i fünfazwoanzg Jahr da auf derer Schul bin, als L-chuldiener wohlgemerkt, net wahr, laß mir da nix dreinredn, denn, wia i sag: Schuldiener bin i, net wahr!" So, jetzt muß er sich aber etwas verschnaufen, der Schul-Hans. S45

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