Der deutsche Gruß Von Sllbert Bachner. Der deutsche Gruß hat unsere Umgangsformen umgestaltet. Dieser Wandel im Verkehr unter Menschen, auf Straßen, in öffentlichen Räumen und bei größeren Ansammlungen wie bei Einzelbegegnungen ist wohl schon jedem aus gefallen, der die Grüßenden in ihrem Gehaben und Tun und Lassen zu beobachten imstande ist. Unser Grüßen ist einheitlicher geworden; es ist keine persönliche Huldigung der Begegnenden mehr, die oft nur zu gegenseitiger Heuchelei mißbraucht wurde — : unser Gruß ist ein gemeinsames Wünschen für einen Dritten — in diesem Falle für den großen Führer unsres Volkes „Heil Hitler!". Ein Gruß im allgemeinen ist der Ausdruck der Höflichkeit. Und ein Sprich wort behauptet, daß der Mensch, je älter er wird, desto höflicher grüßt. Hier sind also wohl innere Reife und erworbene Kultur die Triebfedern und damit wird der Gruß ein wertvolles Bindemittel zwischen Menschen. Aber wenn der Gruß nur als Phrase gebraucht wird, entfremdet er die Menschen und schafft keinen Widerhall, sondern eher Abneigung. Wenn Ton und Gebärde nicht getragen sind von Offenheit und guter Art, dann entwürdigen sie den schönsten Gruß, und in gleichgültiger oder frostiger Darbietung kann er zur Beleidigung des Gegenübers werden. Nun sind es fast schon drei Jahre, daß wir Deutsche uns mit „Heil Hitler!" grüßen. Wer erinnert sich nicht mehr des Sturmes, mit dem die Sonnenrune des Führers begehrt wurde? Jeder wollte das Hakenkreuz tragen und in welch froher und glücklicher Art grüßten sich alle mit „Heil Hitler!" Das war gewiß ehrlich gemeint und die Begeisterung kein Strohfeuer, von denen die Ostmärker manche abgebrannt haben .... Vor allem der betonte „österreichische Mensch" sank nach seinen meist vorbeigelungenen Festtagen wieder rasch zusammen. Und ein Häuflein Elend nach dem andern säumte unsere öster reichischen Wege ............. Aber der Anlaß zur Einführung des neuen Grußes, der des Führers bei jeder Begegnung gedenkt, war so groß und so einmalig, daß der Segenswunsch nicht wie der Inhalt eines nur formellen Grußes verblassen kann. Und dennoch müssen wir täglich beobachten, daß der Gruß „Heil Hitler!" vielfach in lässiger Form dargeboten wird. Sprechfaulheit und Mißhandlung unserer wunderbaren Sprache verunstalten Gruß und Namen, indem sie alles' träg und gedankenlos aussprechen und den Gruß anderer erwidern. Auch falsch verstandene strammste Pose gibt dem Gruß nicht die ihm zu kommende Ehre. Aber auch aus anderen Gründen wird' der deutsche Gruß nicht mit jener inneren Bereitschaft und selbstverständlichen Höflichkeit geboten, wie es eben einem Gruß geziemt, und mit diesen Gründen möchten wir uns näher befassen. Da sind vor allem die Leidtragenden des großen Umbruchs, die Unauf richtigen, die noch an dem Wahnwitz der alten gestürzten Systeme hängen, ferner Abgedankte, Verstimmte, Zuspätgekommene, Ewig-Gestrige, Hinter hältige, Feiglinge, Mißgünstige, Spießer und die Rotte jener, denen das neue Lebensgesetz ihre Selbstsucht unterbindet — kurz und gut: der Kehrichthaufen, den sich jedes Volk und jede Zeit gefallen lassen muß. Die grüßen alle sauer; und wenn sie die Hände zum Gruß heben, hat es den Anschein, als ob sie ungern — falsch schwören müßten. 330
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