Jahrbuch des Kreises Steyr 1941

Bei den 0) Pflanzen, die weder für „den Handel noch für gewerbliche Zwecke freigegeben werden", handelt es sich zum Teil auch um alte Bekannte aus der vorigen Gruppe der teilweise ge ­ schützten, nämlich um alle Arten Schneeglöckchen, Nießwurz (Schneerose), Schlüsselblumen (Primeln), Meerzwiebeln (Blausternchen), Der Handel mitSchmu ck r e i s i g ist insofern eingeschränkt, als der Händler zur Entnahme eines ausdrück ­ lichen Erlaubnisscheines vom Grundbesitzer, bezw. Nutzungsberechtigten bedarf und sich jederzeit über die Herkunft des Reisigs ausweisen können muß. Vier einheimische Holzpflanzen sind davon überhaupt ausgeschlossen, und zwar: die Eibe — Roteibe — Taxus, der Wacholder — „Kranawett", die Zirbe — Arve — Zirbelkiefer, die Stechpalme — Schrat! — Ilex. Es handelt sich bei allen Vieren um sehr lang ­ samwüchsige Gewächse, die darum leicht von andren überholt werden. Sind sie aber einmal erstarkt, so können sie — insbesondere Eibe und Zirbe — vielen Jahrhunderten Trotz bieten. Alle Vier setzen sich neben den schnellwüchsigen Gewächsen des Kulturlandes nicht leicht durch, und es wurde ihnen wegen ihres wertvollen Holzes und den schönen Zweigen eifrig nachgestellt. Die Eibe zeichnet sich aus durch die tiefdunkelgrünen, spitzen, aber weichen Nadeln, die mattrotbraune, abblätternde Rinde und den unregelmäßigen Wuchs. Sie ist ein rechter Schaltenbaum, der in Parks und Wäldern jahrzehntelang in der Tropfzone andrer Bäume aushält. Als Grabschmuck ist er wegen des dunklen Nadelwerks und der großen Lebensdauer unübertrefflich; mancher Grabstein wird längst brüchig geworden fein, wenn die Eibe darüber noch in voller Kraft ihre breiten Aeste wie schützend über den Hügel breitet. Merkwürdig ist der hohe Giftgehalt der Nadeln und des Holzes, während die roten Scheinbeeren von einem kräftigen Magen tadellos vertragen werden. — Was der Landmann Roteibe nennt, ist eine weibliche Eibe, denn die Geschlechter sind getrennt, der Baum ist „zweihäusig", das gleiche gilt auch vom Wacholder. Man könnte ihn auch blind erkennen an den außerordentlich feinspitzigen Nadeln und dem besonders würzigen Duft, der sich auch den blauen Beeren mitteilt. Sie sind eine uralte, gegen Magenver ­ stimmungen sehr wirksame Volksmedizin und dürfen unbeschadet des Schutzes ohneweiters geerntet werden. Nicht umsonst findet man bei manchen alten Höfen schöne alte „Kranawettbäume." Auch der Schratt mit seinen prachtvoll glänzenden buchtiggezähnten nadelspitzigen immergrünen Blättern wird gern in Hofnähe gehegt. Ein Zweiglein kommt auch in den richtigen „Osterbuschen." Die Zirbelkiefer ist in unserm Kreis nicht mehr wild anzutreffen; die letzten 160 großen Zirben von Oberdonau stehen im Warscheneck. Das schöne hellgelbe, duftende Holz, die tiefgrünen, dickbuschigen Zweige, die runden, harten, samenreichen Zapfen haben zu eifriger Nachstellung verlockt. Zum verbotenen Schmuckreisig zählen auch die sogenannten Palmkatzeln, die silber ­ pelzigen Knospen der Weiden, die sich später zu grünen Fruchtblüten oder zu goldgelben Staubblüten entwickeln. Jedes Kätzchen besteht aus 30 bis 60 winzigen Einzelblütchen, von denen jedes eine sogenannte „Honigdrüse" besitzt und so im blütenarmen Vorfrühling für die Bienen eine unentbehrliche Frühweide abgibt. Unter unsren blütenlosen Pflanzen sind Rippenfarn und Bärlapp vom Handel aus ­ geschlossen. Der Rippenfarn oder Spikant ist in feuchten Nadelwäldern hie und da anzutreffen und wurde als einer der wenigen wintergrünen Farne sehr geschätzt. Das einfach fiederteiligkammförmige Blatt entsprißt in dichten Büscheln dem schiefen spreu ­ blättrigen Wurzelstock. Die Bärlapp- oder Schlangenmoosarten sehen wie Riesenmoose aus, entwickeln aber in den oberen Blattachseln ein feines weißes Sporen ­ pulver, das früher als Kinderstupp und unter dem Namen Hexenmehl zur Erzeugung von Blitzlichr auf dem Theater verwendet wurde. Die winzigen Blättchen, womit der Stengel dicht umgeben ist, dorren leicht ein und halten sich in diesem Zustand jahrelang. Der ge ­ meinste Bärlapp ist der Keulenbärlapp, dessen kriechende Stämmchen z. B. auf den heiden ­ artigen Trockenwiesen unserer Sandsteinberge (Dambera, Schwarzberg, Praschenberg, großer Rennweg) nicht selten über 2 Meter lang werden. Aus den fenkrecht stehenden, keulen ­ förmigen Zweiglein stäubt das Sporenpuloer aus. Beim Tannenbärlavp dichter Nadel ­ wälder erhebt der kleine Stamm lauter senkrechte, dicke, dunkelsaftgrüne Aeste etwa spann ­ 21 321

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