Jahrbuch des Kreises Steyr 1941

Unser Reichsnaturschuhgeseh Beitrag zum Steyrer Jahrbuch 1941. Von Studienrat Dr. Heinrich Seidl, kreisbeauftragter für Naturschutz und Bergwacht. Leitsatz: „Die natürlichen Schönheiten unseres deutschen Vaterlandes, seine mannigfaltige Tier- und Pflanzen ­ welt müssen unserem Volke erhalten bleiben; sie sind die Urquellen der Kraft und Stärke der nationalsozialistischen Bewegung." Adolf Hitler. Als unser Führer die Ostmark heimholte ins große deutsche Mutterreich, da dachten manche, wir brächten außer unseren freudigen und dankbaren Herzen nicht viel mit. Wir waren ja auch an äußeren Gütern recht arm geworden seit dem Weltkrieg. — Eines aber war uns geblieben, was uns in schweren Zeiten immer wieder mit Kraft und Freud« erfüllte, das war neben dem nie erloschenen Glauben an Deutschland — die wunderbare Schönheit unserer Heimat, die jeder rechte Ostmärker — bewußt oder unbewußt — tief empfindet und die uns alle mit gemeinsamem Herzschlag verbindet. Aber selbst dies scheinbar unerschöpfliche Gut war nicht geringen Gefahren ausgesetzt, der Schutz der Gesetze war nicht ausreichend. Dort fiel ein ehrwürdiger, uralter Baum ­ riese der Holzgier zum Opfer, da ein schönes Gehölz, ohne Spur einer Wiederaufforstung. Hier wiederum wurde ohne zwingenden Grund ein Vach „begradigt", so daß er als nüchterner Kanal die Landschaft verschandelt, seiner Uferbüsche und damit zahlloser Nist ­ plötze beraubt, da wieder brachte eine planlose Flußregulierung die Fische um den not ­ wendigen Unterschlupf, erhöhte die Stromgeschwindigkeit und damit auch Gefahren, die man zu bannen vermeinte. Geschmacklosigkeit und Großmannssucht errichtete in biederen Bauernhöfen ortsfremde Bauten und versah sie mit aufdringlichen Plakaten und ebenso unschönen wie undeutschen Beschriftungen. Besonders schlimm erging es schönen, seltenen Pflanzenarten, von denen so manä)« durch eigensüchtige Raffgier und Gedankenlosigkeit ausgerottet wurden, wie etwa der Frauenschuh und die Feuerlilie in den Auen der Steyr, das wunderbare Edelweiß auf der Schobersteinkette, dem Sengsengebirge und dem Toten Gebirge. Die märchenhafte Schachblume ist seit etwa 20 Jahren gänzlich aus dem Gau verschwunden, ja selbst stattliche Holzpflanzen, wie die Eibe, sind dem Aussterben nahe. Die Heimatnatur begann zu ver ­ armen an Schönheit und an Mannigfaltigkeit. Die empfindlichsten Wunden erfuhr die Natur in der Blütezeit des Liberalismus, besonders natürlich in den Ländern, in denen das Gold der heimliche, eigentliche un ­ beschränkte Herrscher war, in den Vereinigten Staaten, wo ganze Bergketten mit Hilfe der Hydranten der Goldwäscher in unfruchbarsten Karst verwandelt wurden, wo die plan ­ lose Aussaugung des Bodens im Verein mit unmäßiger Schlägerung der Wälder zu einer grauenhaften Versteppung und Versandung ehemals fruchtbarer Gebiete geführt hat. Aus solchen argen Beispielen siehtman, wieweit es kommt, wenn der Mensch die Natur unterMiß ­ achtung ihrer Grundgesetze vergewaltigt; und daraus hat die NatuZchutzbewegung außer ­ ordentlich viel gelernt. Es hat sich gezeigt, daß ihre Grundsätze nicht nur eine Angelegen ­ heit zur Pflege der Naturschönheit und der naturwissenschaftlichen Merkwürdigkeiten sind, sondern, daß ihre wohlverstandene Pflege im eigensten Interesse der Landund Forstwirtschaft liegen. Um nur eines unter Hunderten von Beispielen anzuführen, sei erinnert, daß der Schutz der Singvogelwelt zu einer unbedingten Forderung des Obst- und Gemüsebaues geworden ist, weil wir mit allen unseren künstlichen Mitteln zur Schädlingsbekämpfung ohne unsre tiebenswürdigen gefiederten Helfer unseren Nutzpflanzen nicht genügend Schutz gewähren können. Die Schonung der Nistplätze führt wieder zur Crhaltungspflicht für kleine Ge ­ hölze („Schacherln") und die Leiten sowie der Uferbüsche und der Vegetation des Strauch ­ werkes an Feldrainen, die außerdem noch den Samenflug der Unkräuter ganz wesentlich einzudämmen vermag. 314

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2