strahlt hat. Der Führer hat auch die Verdienste dieser Heldenschar vor dem ganzen deutschen Volke gewürdigt. Trotz aller Härte und Schwere des Kampfes haben unsere Gebirgsjäger und' Matrosen ihren Humor nicht verloren. Unzählige Geschichten und Anekdoten haben bereits den Weg ins Volk gefunden, die alle das schöne Lied der Kameradschaft singen. Waren die Matrosen die Fachkundigen auf der Seefahrt, so wurden unsere Jäger wiederum als unbedingte Autorität in den Bergen anerkannt. Sie wurden von den blauen Jungen allgemein mit „Kraxelhuber" bezeichnet, womit eigentlich alles ausgedrückt war. Unergründlich fanden auch die Matrosen die Bezeichnung unserer Ostmärker für die Schiffe, die bekanntlich ohne Unterschied der Große und Verwendung mit „Schinakl" bezeichnet werden. Daß dies Grund und Ursache zu den heitersten Augenblicken gab, ist selbstverständlich und damit fanden sich Gebirge und Wasser zu der großen Kameradschaft zusammen, die sie die schwersten Stunden gemeinsam durchkämpfen ließ. U. 8. iMNkl IHMI O C »IWI „Ich halt' einen Kameraden . . In einer stürmischen Nacht entstand das Lied. Von Otto Brinkmann. Der Sturm orgelte um das kleine Schulhaus, schüttelte die Kronen der Bäume und zerrte im Zorn an der Wetterfahne auf dem First, daß sie stöhnend aufschrie. Dann ebbte das Brausen ab, und für eine Weile umfing schwere Stille die abenddunkle Klause des Lehrers und Komponisten Silcher. „Es ist, als ob unsere lieben Toten noch einmal mit dem stürmischen Atem und dem verwehenden Hauch mit uns Zwiesprache halten wollten", murmelte der in wehmütige Ge danken Gefangene, der tags zuvor der Welt noch ein wanderfrohes Lied geschenkt. Der nimmermüde Sensenmann hatte am Morgen den besten Freund geholt, den treuesten Kameraden. Nun träumte im verwundeten Herz zum brausenden Chor des herbstlichen Wetters eine schmerzliche Abschiedsmelodie. Kreischend schrie der Hahn auf dem Turm. Die schwarzen Finger der Nacht krallten sich schon in das gilbende Weinlaub am Haus. Tief bogen sich die Sträucher im Garten, und kaum noch vermochten die letzten Astern, schon im winterweißen Kleid ihrer Blüten, zu ihm heraufzuschauen. Drunten auf der wtraße ging ein Mensch vorüber, dem der Sturm die Kleider auf die Glieder preßte, und der bald im nächtlichen Dunkel verschwand. Vorüber . . . Nasse Kälte sprang ins Zimmer, wütender stieß der Sturm an Läden und Latten. Gerade, als der Einsame das Fenster schließen wollte, wirbelte der Wind ein regenfeuchtes Blatt auf, daß es wie ein aufgescheuchter Nachtvogel emportanzte. Silcher fing es auf. Er zündete die Lampe an, den besten Tröster in Traurigkeit. Nach Erde und Feuchte duftete der späte Gast, über den die Augen forschend wanderten. Es war die Seite eines Buches, Zeilen eines Gedichtes. „Kriegslied" stand darüber, und es begann: „Ich hatt' einen Kameraden . . ." Der schwäbische Dichtersmann Ludwig Uhland hatte es verfaßt. Im Kamin knisterten die Scheite. Ab und zu lief der Schein züngelnder Flammen wie eine Herde aufgescheuchter roter Mäuse über ausgetretene schwarze Dielen. Hurtig wanderte der Gänsekiel über grobkörniges Papier. Während über dem Haus der Abendstern sich durch fliehende Wolken seinen Weg bahnte, entstand die unsterbliche Weise vom Volkslied „Ich hatt' einen Kame raden . . . ." 276
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