Jahrbuch des Kreises Steyr 1941

glimmt der Funke der Freiheit gegen die Londoner Bevormundung. Nicht zu ­ letzt sind es die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die ihre unverhohlene Sympathie zu dem „verwandten" Großbritannien dazu benützen, um dem Freunde gegen Ueberlassung von fünfzig alten, kampfuntüchtigen Kriegsschiffen, wertvolle Stützpunkte in den britischen Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent heraus ­ zulocken. Daß es bei den Stützpunkten allein nicht bleiben wird, lassen verschiedene Anzeichen bereits jetzt erkennen. Nun hat England den Krieg, den es gewollt hat. Tag um Tag klopft das Schicksal an die Tore der Insel, daß sie allmählich morsch aus den Angeln hängen. Aus dem „netten und niedlichen Krieg" ist die Schicksalsfrage entstanden. Es gibt kein Zurück mehr, die Dinge nehmen nun ihren Lauf, unerbittlich für die Ur ­ heber eines Krieges, der sich hätte vermeiden lassen. Zum letzten Male haben die Plutokraten leichtfertig Menschenleben und wertvolle Güter aufs Spiel gesetzt, nur, um ihren unersättlichen Machthunger zu stillen. Zum letzten Male haben sich verhetzte und verführte Völker in einen Kampf verwickeln lassen, der sie letzten Endes gar nichts anging. Die Urheber werden der verdienten Strafe nicht ent ­ rinnen. Und damit treten sie ab nach jahrhundertelanger Herrschaft, die gekenn ­ zeichnet war von übelstem Mißbrauch der Macht, die sie sich durch Brutalität und Unmenschlichkeit errafft hatten. Ihr Erbe treten nun die Völker selbst an. Aus dem Chaos zeichnen sich heute schon deutliche Abrisse der kommenden Neu ­ gestaltung an, die allen Völkern einen friedlichen Aufbau und Wohlstand brmgsn wird. Uelix 8cderr. Ein Jahr Weltgeschehen Der von den Plutokraten im Jahre 1939 gegen Deutschland entfachte Krieg hat die ganzeWelt in Mitleidenschaft gezogen. Es ist begreiflich, daß eine so große Aus ­ einandersetzung nicht allein die unmittelbar Beteiligten betrifft, sondern weite Kreise zieht, von denen alle Völker der Erde erfaßt werden. ImZusammenhang mit diesem Krieg und auch unabhängig davon drängen vielerlei Fragen zur Lösung, die, soweit sie Europa angehen, zum Teil ihre Erledigung gefunden haben. Außerhalb des europäischen Fragenkomplexes stehen noch Auseinandersetzungen großer Völker, auch hier geht es umeine Neuordnung der Lage, um die Bereinigung brennender Fragen. Die großen Umschichtungen, die die deutschen Siege in diesem Jahre mit sich brachten, haben das Bild Mittel- und Nordeuropas sehr stark verändert. Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark — sie alle müssen sich in das gewaltige Neue einfügen und suchen in verschiedener Weise den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. In Frankreich ist man sich über die Zukunft des Landes scheinbar noch nicht ganz klar. Vor allem will man nicht zugeben, daß der Grund der Niederlage n u r der eigenen Politik zugeschrieben werden muß. Dabei hat es an Angeboten und ehr ­ lichem Verständniswillen unsererseits nicht gefehlt. Jetzt, wo die Waffen gesprochen haben, will man sich in eine Wolke von Selbstmitleid hüllen und sich als den Ver ­ führten hinstellen. Die rachsüchtige Politik von Jahrzehnten hat nun ihre Erfüllung gefunden. Aber man ist in Frankreich noch weit davon entfernt, das Uebel mit der Wurzel zu beseitigen und dort anzupacken, wo der Heilungsprozeß wirksam werden kann. Was derzeit zur Gesundung der Nation unternommen wird, muß und wird fehlschlagen, denn der Bau des neuen Staates ruht nicht auf einer neuen, trag ­ fähigen Basis, sondern man hat lediglich einige Schönheitsfehler beseitigt und glaubt nun, eine Erneuerung herbeiführen zu können. Frankreich steht noch viel zu weit davon entfernt, die eigenen Fehler einzusehen und zu beseitigen. 266

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2