Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

287 Mit verkrampften Fäusten bettelte der Eichenhofer, und seine Stimme zer¬ barst. „Laßt mir den Baum in Fried'!“ Aber wie er dann den einen abermals die Axt wider den Baum heben sah, kam es wie ein roter Nebel über ihn. Er sprang zur Eiche und hielt sein rostig Schwert in beiden Händen. „Weg von dem Baum oder... 77 „Was oder? lachte der Söldner verächtlich und hieb weiter. Da zuckte die Bauerwehr nieder und warf den anderen tot ins Gras, das um ihn rot wurde. „Oder das!“ keuchte der Eichenhofer und starrte mit irren Augen auf die anderen. Die waren aufgesprungen und kamen näher. Aber, obwohl geübt im Kriegshandwerk, vermochte keiner dem rasenden Bauern standzuhalten. Mit seiner wilden Kraft hatte er schon zwei niedergeschlagen. Da rief einer, der am weitesten hinten stand: „Seid nit dumm! Wir haben ja die Lanzen mit. Da wichen die anderen zurück vor dem Manne, der mit dem Rücken an seiner Hauseiche lehnte, und etwas von dem Bild rührte an ihren hart gewordenen Herzen: Wie da der deutsche Bauer unter dem brennenden Baum stand und nicht acht hatte auf die glühenden Aeste, die auf seine Eisenhauben stürzten und ihm sein Leder¬ wams versengten. Aber derweil kamen zwei mit den Lanzen; dann standen alle im Halbkreis und warfen. Die erste hatte der Eichenhofer mit seinem schartigen Schwert weg¬ geschlagen, aber die zweite stieß ihm durchs Lederwams mitten in die Brust. Da brach er zusammen. Die Landsknechte aber stiegen auf ihre Rosse, die noch immer unweit grasten, als ob sie das Feuer nicht sähen, und ritten davon. Waren aber ein paar unter den Männern, die sich schämten und den Kopf gesenkt hielten. Da schleppte sich der Bauer von der Eiche ein Stück fort, und während schon schwarze Schleier vor seinen Augen kamen und gingen, sah er nach dem brennenden Baum. Jetzt stürzte aufstiebend und krachend der Hof zusammen, und als der Bauer das letzte Mal wach wurde, war die Eiche verbrannt. Da griff ein brennendes Weh nach seinem Herzen. „So wird das deutsche Volk in Böhmen vergehen und zerstieben ... Aber eh' ihm die Sinne ganz schwanden, weiteten sich seine hitzeroten Augen, und er schleppte sich mit letzter Kraft zu dem Aschehaufen, der einmal eine Eiche gewesen. Eine blutige Spur ließ er hinter sich. Und da sah er inmmiten der grauen Asche mit den schwarzen, verkohlten Aststücken eine junge schlanke Eichengerte, der nur die Blätter ein wenig abgesengt und eingerollt waren. Aber sie wies sich grün und voll Saft. Eine junge, lebendige Eiche! Ein armseliges Lächeln zerrte am blutüberronnenen Gesicht des letzten Eich¬ hofers, und er drehte sich mühsam herum, daß sein Blick auf das sonnleuchtende Land fiel. Das nahm er als letztes Bild mit hinüber: Ueber Deutschböhmen stand Sonnenleuchten ... 2 Brief an die Mutter Linus Kefer: Ja, der Tag steht schwarz im Regen. Liebe Mutter, sei nicht bange Morgen wird es anders sein. was gescheh'n muß mag gescheh'n. Morgen wird daraus ein Segen, Sternen lange! Und wenn ich nach bricht das junge Licht herein! wird es geh'n! Wie es geh'n muß, In der Welt steht eine Eiche, die hat immer noch gegrünt! Lieber fall' ich, eh ich weiche! Gott verzeih mir diese Sünd'.

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