281 Den Himmel im Osten ärbte die erste Helle des neuen Tages, als Michel Moor in den Hof trat. Der Hund stand wach vor der Hütte, er wedelte dem Sämann ent¬ gegen, denn er kannte den Knecht des Nachbarn. Die Tennmauer lag im Schatten, unter die Michel trat. Er legte die Säcke hin und strich sich wie trunken den Schlaf aus den Augen. Da knarrte das Tor, es tat sich auf und heraus trat die Bäuerin, gerüstet für den Weile lagen ihre Augen stiller auf der dunklen Gestalt. neuen Tag. Eine kurze „Michel, du bist auf meinem Hof?“ wunderte sie sich, als sie ihn erkannte. Michel Moor wußte nichts zu entgegnen. Ihn bedrückte es fast wie ein Aerger, daß er nicht rascher aus dem Hof gewichen war. Der Laut seines Schrittes wäre verklungen und niemand hätte gewußt, wer für die Bäuerin Anna Möslin aus reiner Hilfsbereitschaft das Korn gesät hatte in dieser Nacht. Da fiel der Blick der Bäuerin auf die leeren Säcke am Boden. Auch seinen Schuhen sah sie es an, daß diese tief durch den Acker geschritten waren. Sie hielt dem Knecht die Hand entgegen. „Michel, dafür bin ich dir viel Dank schuldig! —Du gäbest einen guten Bauer ab!“ Michel Moor, das Bauernkind, der Knecht war seit seinem vierzehnten Jahr, schaute langsam auf und die Bäuerin Anna Möslin ertrug seinen Blick. „Einen guten Bauer gäb' ich ab! Meinst du das, Nachbarin?“ Sie sagte nichts mehr. Aber aus ihrem warmen und guten Händedruck wußte er, was von diesem Wort zu halten war. Und als Michel Moor heimzu schritt an diesem stillen und köstlichen Morgen, dachte er schon weit in die Zukunft. S S Albert Sonntagabend im Bergdorf Bachner: Ein Bauer geht im Sonntagabendschein Im Feierschritt durch Flur und Ackerrain. Die Wiesenmatten blüh'n im Sommerflor Und wiegen ihren Schmuck beim Grillenchor. Im Winde nickt der Wald und raunt und knarrt Vom Dämmerzug, der schon im Grunde harrt. Der Tag wird müder und sein Glanz verblaut Am Haldensaum im roten Heidekraut. Ein Hirtenruf... ein Herdenglockenklang... Ein Widerhall am Felsenwall entlang... Ein Heimkehrlied von einer jungen Schar, Die heute auf den Almen droben war... Des Abendsegens Läuten dringt und schwingt Zitternd durch Dorf und Weiler und verklingt... Auf Grat und Zinnen brennt schon Sternenschein Und durch das Dunkel zieht der Friede ein. Ausklang Hermann Landsiedl: versinkt im dunklen Brunnen Nacht. Des Tages Arbeit ist getan. Nichts ist mehr groß und nichts ist klein: Nun hebt das tiefe Schweigen an. in Gottes Schoß schläft's friedlich ein. Was wir gesagt, getan, gedacht,
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2