277 Es treffen sich zu gleicher Zeit die vom Tanz um das goldene Kalb Besessenen und die Armen und Rastsuchenden unter dem einen Dach. Aber die von Not Be¬ fallenen vermögen es nicht, den Reichen und Herzlosen ein kleines Bündel aus Entbehrung und Armut mitzugeben; und die Reichen und Uebersättigten erkennen nicht, wie leicht es sich wandert, wenn man von Beschenkten und Sorgenbefreiten Abschied nimmt. Fahrende Sänger und heimatlose Vagabunden geben sich da ein Stelldichein. Ihre gemeinsamen Lieder überquellen von Spott und schneiden der Mitwelt Grimassen. Wem ihre Gesänge mißfallen, dem antworten sie, daß das Leben selbst mitunter wüste Zoten kreische und noch lange nicht alles Harmonie sei. Aber zuweilen singt eine Stimme unter den vielen mißtönigen einen niegehörten Gesang, der weint wie das Lied eines Volkes, das Verstoßene auf fremder Erde, Heimweh befallen, singen.. von Zigeuner und Flüchtlinge reden sich hier mit Namen an, die Masken gleichen. Sprache dieses Kreises ist wie seine Zinken und Zeichen: bilderreich und oft Die von erschreckender Phantasie. ihm ist der Weg alles. Sie haben hie Keiner dieser Kunden hat ein Ziel — und da einen Baum dankbarer in Erinnerung als manche Heimstätte der Menschen. Ihre Heimatliebe ist ihnen irgendwo in einer Winternacht erfroren. Vom langen Wandern am Weg des Lebens liegt der Staub auf ihren Haaren und ihre Grau¬ köpfe nähren neben dem Ungeziefer manch selteneren und größeren Gedanken als Träger peinlich gepflegter Glatzen, die auf der Straße nur gefahren kommen, die Staub aufzustöbern.. umIn einer Ecke der Schenke schrieben Unbekannte ihre Gedanken in wirrem Durch¬ einander hin: „Wenn dir ein Mensch begegnet und du kannst seiner wieder ganz vergessen, so hat dir Gott einen Gruß umsonst gesendet.“ der Harfner und einmal neigt sich die Straße. Aber sein Traum „Weiter wandert und sein Lied kreisen noch lange um dich.“ „Von allen Liedern und leuchtenden Dingen Wandert fernhin ein heimlicher Ton Zu den Gefährten lichter Art, Um ihren Feierstunden nachzuklingen.“ alle soll er „Wie schwer auch der Mensch an seinen einsamen Dingen trage — nicht verschweigen, denn ein anderer wartet auf das Bekenntnis, um sich daran aufzurichten.“ „Drohen Blitze oder Schläge: alles duckt sich, als wäre Geborgenheit doch auf der Erde und alles Unheil käme von oben.“ „Nach der Sonne mag der Mensch viel allein wandern, aber um die Erde soll er nicht gefährtenlos ziehen.“ „Wer irre wandert, wird viel eher müd, Als jener, der nach festen Zielen schreitet; Doch in des Suchens Bangnis sieht das Herz, Wie Gott die Straßen seinen Kindern weitet.“ Vor dem Gitter deines Heimes sitzt seit je ein Hund und will die andern Menschen nicht einlassen. Dieser Hund bleibt sein ganzes Leben auch vor dem Gitter deines Herzens hocken und kläfft und verscheucht die Menschen, die um Liebe oder gute Taten zu dir kommen.“ „Wer nicht gegen den Willen der Vielheit neue Wege bahnt und nur nach alten — der ist kein Führer, denn auf ausgetretenen Schriften auf alten Pfaden geht Spuren kann jeder Haufenmensch ebenso als Erster vorausschlendern.“ „Wenn sich Alte unter Jungen nicht wohlfühlen und nur starrsinnig auf ihrer alten Meinung beharren, weil sie älter sind, dann waren diese Alten nie Bahn¬
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