Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

275 meter, der dazu diente, die Lebensmittel für die Bergknappen in Eisenerz mittels des sogenannten Schiffzuges von Steyr ennsaufwärts zu befördern. Vom Eisenbahnzug oder noch besser von einem Floß aus kann man noch heute lange Strecken dieses freilich durch Hochwässer vielfach beschädigten Weges beobachten, der wiederholt die Ufer wechseln mußte (zum ersten Male in der „Poig“ bei der Mün¬ dung des Freisingerbaches). Die Lebensmittelstationen und großen Einkehr= und Uebernachtungsgasthäuser stehen noch heute (Innerbergerspeicher in Steyr, Weyer, Großreifling und Hieflau). Welch ein Leben herrschte da an den Ennsufern, wenn die mit sechs oder gar acht schweren Pferden bespannten Schiffe unter dem lauten Antreiben der reitenden „Schiffknechte“ die kostbaren Lebensmittel enns¬ aufwärts beförderten und beim Jahrtag im „Goldenen Schiff“ (heute Kino am Grünmarkt) ihre ungebändigte Lustigkeit austobten, denn ihr Beruf war hart und oft auch gefahrvoll. Der Schiffweg hielt selbst dem größten jemals bekannt gewordenen Hoch¬ wasser des 8. Juli 1572 stand (Marke auf der Steyrseite des Bürgerspitales und lateinische Inschrift am Neutor), welchem die ganze Häuserreihe von der Neubrücke bis fast zur Dominikanerkirche zum Opfer fiel. Da war es wieder Hans Gasteiger, der im Jahre 1573 das feste, gegen die Fluten der Enns gerichtete Bollwerk des massiv gebauten Doppeltores des „Neutores“ erbaute, das die Stadt von den Fluten der Enns mächtig schützt. Bald darauf finden wir Gasteiger als „kaiserlichen Oberbaumeister der Wassergebäude“ in Nußdorf bei Wien, wo er am 26. De¬ zember 1577 starb. Sein hübsches Grabdenkmal setzte ihm der Innerberger Amtmann Georg Frühwirth in der Kirche zu Landl bei Hieflau. — 1 Abend im Dorf sich ver¬ Die Kinderschwärme haben Ein fernes Dörflein liegt im Abend¬ laufen. dämmern Und nur ein Bubenkleeblatt räkelt noch, Und schließt sein Tagewerk und geht zur auszu¬ Den Streit um einen Kiesel Ruh. raufen, Mit einem Schlage schweigt des Schmie¬ Sack ver¬ Der sich in einem falschen des Hämmern kroch. Nur noch die Mühle klappert immerzu. Wie händelsüchtig keift ein kleiner Köter, Aus Bergesschatten, die das Dorf um¬ Obgleich weitum kein fremder Schritt kreisen sich naht, kriecht die Und aus den tiefen Gräben sein eigner Nur weil das Echo, als Nacht. Spötter, Friede Hier singt der menschenscheue Beharrlich höhnend ihn geärgert hat. Weisen, Um derentwillen ihn die Stadt verlacht. hin und Aus kleinen Fenstern blinzeln wieder Peitschen¬ Des späten Fuhrmanns letztes en dann Gedämpfte Lichtlein und verlösch knallen Harfe Nun legt der Friede selbst die Zerreißt die Stille. Und ein Scheunentor nieder dann zu¬ Kreischt noch im Zugwind, um schlummern Und schläft, wie er allein nur zufallen, kann. — Und scheucht die Fledermäuse jäh hervor. Albert Bachner.

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