270 die Alpenrosen, das Edelweiß, das Steinröserl, das Kohlröserl, der Speik, die Kalkalpen, großen Enziane, die Aurikel, der Frauenschuh und andere seltene Orchideen, ausgiebigsten Naturschutz. (Genaueres in den Schriften des Verfassers über Naturschutz an dieser Stelle von 1934 und 1935 und im Jahresbericht der Oberschule von 1936/37.) Dem untersten Jura, und zwar den Grestener Schichten, gehören die schon er¬ wähnten „Kräuterschiefer“ in der nächsten Umgebung des Buchdenkmales an, deren prachtvolle, wohlerhaltene Farnwedelabdrücke eine Zierde der geologischen Abteilung des Landesmuseums bilden. Liassisch (d. h. aus der älteren Jurazeit) sind endlich auch die soge¬ nannten „Alpenkohlen“ in den verstürzten Stollen im Pechgraben und bei Reich¬ raming. In der Neustift ist neuerdings wieder mit Erfolg Kohle geschürft worden. Gegenüber Reichraming befindet sich an einem Hochterrassenvorsprung der Arzberg, derseinen Namen einem verlassenen Eisenerzschurf („Arz“) verdankt und der auch den letzten eines einst mächtigen Naturdenkmales trägt: ein geräumiges Lusthaus aus dem hohlen Rest Stumpf einer etwa tausendjährigen Eiche. Das Tal des Reichraminger Baches führt zwischen dem von Jurafelswänden gekrönten Fahrenberg und dem Reichraminger Schneeberg in die dicht be¬ waldeten Dolomitgehänge des Zobelbodens und in die vom Borkenkäferfraß so arg mitgenommenen Gebiete von Weißwasser. Bei Großraming verdient das schmale Tieftal, der Canon des Ennsdurch¬ bruches, Erwähnung: die Felsenenge wird von einer leicht gewölbten Betonbrücke über¬ spannt und diese stellt ein sehr gutes Beispiel stilvollen Sicheinfügens einer modernen Nutz¬ bauform in ein urtümliches Landschaftsbild dar. Etwa gleichlaufend mit dem Reichraminger Bach erstreckt sich im Tal des Lumpl¬ grabens (Ortschaft Brunnbach) der Boden der schon mehrfach erwähnten Kreidemeerbucht, aus Flysch=Neokom= und Gosausandsteinen und =mergeln zusammengesetzt, und im Osten begrenzt vom hohen dolomitischen Kamm des Almkogels, den jurassischen, niedrigeren des Gamssteines und des Hechenberges. Nahe der steirischen Grenze wurde in den Gosauschichten unserer Kreidebucht ein gutes, aber nicht sehr mächtiges Kreide¬ kohlenflötz ausgebeutet. Auch liegen dort noch reiche Lager des roten, Alluminium liefernden Bauxites (früher als Toneisenstein bezeichnet). In den brackischen dunkeln Mergeln der Gosauschichten finden sich auch weiße, manchmal überfaustgroße Schneckenschalen, von denen die dickbauchigen Acteonellen und die turmartigen Nerineen die auf¬ fallendsten sind. Auch im Stoder= und Windischgarstner Tal sind solche Ver¬ steinerungen in den Gosauschichten der unteren Talgehänge nicht selten und werden, wie oben erwähnt, nicht selten in den Schottern bei Steyr angeschwemmt. Erwähnenswert erscheinen auch die bei Weyer kohlenführenden „Lunzer Sandsteine“, welche die mitteltriassischen (dem Muschelkalk entsprechenden) Gutten¬ steiner und Reiflinger Kalke von der Waidhofner Gegend bis weit über Klein¬ reifling hinaus begleiten. In der Nachbarschaft dieser dunklen alten Kalke treten Lunzer Sandsteine— hie und da auch Kohle führend — auch zwischen Reichraming und Molln auf sowie unter dem Wettersteinkalk der Großen Dirn und im Sengsengebirge. Je weiter wir von Kleinreifling an nach Süden gegen die Gesäuseberge vordringen, desto mehr wird der Hauptdolomit von dem hellen, bald massigen, bald wild zerklüfteten Dachsteinkalk ersetzt, bis wir endlich an der erzreichen Grauwackenzone des Erd¬ altertums stehen, der auch der berühmte Erzberg bei Eisenerz angehört. Nun noch ein kurzer Blick ins Steyrtal. Schon wenige Kilometer südlich Ober¬ Grünburg verengen die westöstlich streichenden Dolomite das Tal. Von den steilen Wettersteinkalkstufen des Leonsteiner Gaisberges aus schiebt sich eine harte Felsen¬ rippe quer zum Tal ein, die der Fluß in einem tiefen Canon zernagt hat. Ein Rest dieses „Riegels“ auf der linken Flußseite, der kleine, aus Wetterstein= und Reiflinger Kalk bestehende Hausberg, trug einst eine gefürchtete Raubritterburg. Die aus Hauptdolomit außerordentlich steil aufragenden Wettersteinkalkschroffen des Rabensteins und des Lansberges sehen auf den Unterlauf des Rinnerbaches in der Schmiedleiten herab. Wo aber der Rinnerbach in seinem Oberlauf die harten Jurafelsen durchbricht, bildet er eine schmale Klamm und springt dann über eine mit Hornsteinknollen bedeckte Felswand als hoher Wasserfall herab. Zwischen Leonstein und Micheldorf im Kremstal erheben sich dicht bewaldete Dolomithöhen, die in dem mit wenigen Juraklippen besetzten Hirschwaldstein, unter dem charakteristischen Dolomitböschungswinkel, gegen das Beckengebiet des einstigen Kremsgletschers aufragen (siehe Bild 7).
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