269 Beispiel der Hohe Buchberg, das Kruckenbrettl, die Berge südlich und westlich von sehr, Molln. Wo der Hauptdolomit vorherrscht, ist das Gebiet meist ziemlich wasserarm, so soge¬ daß Trockentäler nicht selten sind. Die Hänge bedecken meist dichte Fichtenwälder, deren nannte „Schneißen“ (schmale, zu Tale führende Waldschläge) den charakteristischen Böschungs¬ winkel des Gesteines besonders hervortreten lassen. (Siehe Bild 7, Hirschwaldstein.) Wird aber der Hauptdolomit von wasserundurchlässigen Schichten unterlagert, so sammelt sich das Sickerwasser oft zu starken vorzüglichen Quellen, wie am Nordfuß des Schobersteins die Schreibachquelle, deren herrliches Wasser bald nach seinem Austritt in einem schönen Wasserfall zu Tale stürzt. Den Wasserhorizont bildet hier ein langer Streifen von Neokommergel, der älteren Kreidezeit angehörig, welcher von der Flyschbucht bei Losen¬ stein in ostwestlicher Richtung bis über das Steyrtal zum Lansberg streicht. Dieser meist helle, feinkörnige Mergel vevursacht nicht nur längs seiner oberen Grenze Quellen oder zu¬ mindestens feuchte Stellen, sondern er bildet mit dem ihn zum Teil begleitenden Kreideflysch zusammen eine westöstliche Folge von Mulden und Sätteln, die um so ein¬ schneidender das Landschaftsbild bestimmen, als die Mergel und Sandsteine hier fast durch¬ wegs dem zu kühnen Schroffenbildungen neigenden, harten Jurakalk gleichlaufen. In dieses bewegte Landschaftsbild mitten hinein führt das Trattenbach= und Wendbachtal. Durch beide Täler kann man zum Berggasthaus Klausriegler gelangen, in dessen Gaststube zwei geologische Profile durch die Schobersteinkette von der Hand des Oberbaurates Ing. H. Treml hängen. Nicht weit vom Wirtshaus fördern ein paar kleine Wildbäche jähr¬ lich verschiedene Arten jener charakteristischen Alpenkalkversteinerungen, die „Ammoniten“, zu Tale. Es sind dies Abdrücke oder mit Kalk ausgefüllte, flach spiralig gewundene Gehäuse einer sehr artenreichen Klasse der Cephalopoden (Kopffüßer), von denen die Tintenfische die bekanntesten, heute noch lebenden Vertreter darstellen und die mit den marinen Riesenechsen (den Sauriern) zusammen massenhaft die Trias und Jurameere bevölkert haben. Ihre Schalen waren im oberen Teil in Luftkammern geteilt, um das schwere Gehäuse zu erleichtern. Die Querwände sind außen als artbezeichnende Rippen und Wülste — manchmal auch sehr schön — ausgeprägt, deren Form und Verlauf für die Altersbestimmung der Gesteins¬ ornamentiert schichten unentbehrliche Dienste leisten. Daher kann die Spende solcher und ähnlicher Natur¬ produkte an Museen und Schulen, wo sie wissenschaftlich ausgewertet werden können, gar genug empfohlen werden! nichtDer Wendbach ist landschaftlich ebenso schön wie geologisch interessant. Schon die Steilwände seiner schluchtartigen Mündung in die Ennstalfurche zeigt große Seitenkolke Auswaschungsgruben); auf den steilen Felswänden aber sind besonders deutliche Gesteins¬ — falten zu sehen, die von den ungeheuren Druck= und Quetschkräften erzählen, durch welche diese einst waagrecht gelagerten Schichten so wildartig aufgefaltet und verbogen wurden. (Dabei fanden oft Ueberkippungen hoher Gesteinsfalten statt, so daß im liegenden Teil der die jüngsten Schichten zu — — entgegen dem sonstigen geologischen Lagerungsgesetz Falte unterst zu liegen kommen.) Im unteren Jura (Lias) des Wendbaches schürfte man einst ganz gute Eisenerze; jetzt sind die Stollen längst verfallen, unweit davon erhebt sich ein kühnes, etwa 2 Meter weites Felsentor, das über Wettertannen und rauschende Talgründe hinweg einen pracht¬ vollen Blick ins Flachland hinaus gestattet, ein herrliches, leider noch wenig zugängliches Naturdenkmal. Ein anderes schönes Objekt des Naturschutzes ist die sogenannte Hintsteiner= oder Nixenhöhle, unweit vom Hintsteinergut am Fuße der Großen Dirn; eine geräumige Oeffnung führt in aufsteigende, von dicken Tropfsteinsäulen und anderen Kalksinterbildungen verengte Höhlengänge. Der Hintsteinersattel führt über Flysch nach Losenstein hinab, wo rechts und links vom Ennsfluß zwei Juraklippen aus der Niederterrasse des Talbodens emporragen; die eine steht beim Bahnhof, die andere trägt die Burgruine. Eine andersartige und viel mächtigere Jurafelsbildung beherrscht das rechte Ennsufer vom Stiedelsbach bis Gro߬ raming: der Schieferstein. Zwei geologische Eigentümlichkeiten zeichnen ihn aus: der größte Teil seiner Steilwände ist nicht wie fast alle unsere übrigen senkrechten Felsen gegen Norden, sondern nach Süden zu gerichtet (nur der steile Jägersprungfelsen blickt gegen Norden). Sein bisweilen rötlicher, an weißen „Seelilienstielen reicher „Hierlatz¬ kalk“ gehört dem unteren Jura oder Lias an. Am Schieferstein findet an kaum zugänglichen Felswänden der noch vor vierzig Jahren recht häufige Apollofalter, unser edelster Alpenschmetterling, eine Zufluchtsstätte. Dieses lebende Naturdenkmal verdient ebenso wie die immer seltener werdenden Zierden unserer
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