Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

262 St. Florian steht auf stark zementierter altdiluvialer Nagelfluh und sieht auf den gegen Donauebene sich öffnenden Schliertalgrund des Ipfbaches herab. die Von größeren Hochterrassen finden wir im Norden Steyrs drei. Die nächste ist die schon besprochene von Ort und Stein nächst Gleink; diese hing ursprünglich mit ihrer Nachbar¬ terrasse von Hausleiten zusammen.Heute liegt hier ein flaches, wenig fruchtbareg Trockental eines verlassenen Stvombettes; die nacheiszeitliche Enns hat das Ostufer der „Haus¬ leiten“ bis auf den Schlier ausgenagt. Erst zwischen Dorf a. d. Enns und dem Heuberg¬ ostabfall treffen das eiszeitliche und das heutige Flußtal wieder zusammen. Die dritte und größte Hochterrassenfläche der unteren Enns begleitet den Fluß vom Heuberg bis zur Stadt Enns, die ihre schöne sonnige Lage dem Umstand verdankt, daß sie gerade auf dem äußersten nördlichen Zipfel der Hochterrasse erbaut worden ist. Auffallend (wie auch an der unteren Traun) ist der Mangel an Zuflüssen auf der linken Ennsseite ab Steyr (an der Traun ab Lambach); so versitzt der Gleinkerbach in einer Schottergrube bei Dornach. Nur wo die Enns die Hochterrasse bei Maria Winkling bis an den Schlier angeschnitten hat, sieht man bei niedrigem Wasserstand über den Schlierbänken kleine, ungemein kalkreiche und daher tuffsteinbildende Quellchen ans Licht treten, oft zu einerlangen Tropfzone vereinigt, als Abflußzeugen der Grundwässer des linken Ennsufers. Von rechts hingegen empfängt die Enns unterhalb Steyr mehrere Bäche, von denen der stärkste, der Ramingbach, die östliche Grenze gegen Niederdonau bildet. Kurz vor seiner Mündung in die Enns hat der Ramingbach auf seinem rechten Ufer an seiner Biegung beim Plenkelberg einen schönen Aufschluß heller Sandsteine bloßgelegt. Diese vermutlich — mitteltertiären Sande fallen — im Gegensatz zu den Steyrer Sanden am Teufelsbach gegen Norden ein, sind grobkörniger und bunter und von zahlreichen weichen Mergellagen unterbrochen, in denen zartschalige, kleine, leider stark zerstörte marine Tierreste beobachtet werden. An zwei Stellen tritt die Enns so nahe an ihr rechtes Alteiszeitufer heran, daß die Niederterrasse, auf der die Landstraße und Bahn führt, unterbrochen wird: einmal bei Haidershofen, wo ein kleiner Hochterrassenrest (die Pfaffenmayrleiten) stehen geblieben ist, das zweite Mal am Steilabfall der Loderleiten oberhalb Ernsthofen. Hier an der großen Prallstelle hat die Enns eine hohe Schlierwand bloßgelegt, deren wag¬ recht geschichtete, weiche, wasserdurchtränkte Mergel in niederschlagsreichen Zeiten schon einige Male Erdrutsche auf den Bahnkörper herab verursacht haben. Das geologische Profil ist hier sehr klar: Auf der mächtigen Schlierbank lagert ältester Deckenschotterkonglomerat, oben von alteiszeitlichem Lößlehm dick bedeckt. Von diluvialen Bildungen verdient noch der Streifen von jüngerem, an Urgestein reichem Deckenschotter Erwähnung, der, vom Wachtberg an, die Straße nach St. Peter trägt, und von einem alteiszeitlichen Bett der Enns gegen das Ybbstal, etwa im Verlauf des heutigen Urlbachtales, herrühren dürfte. Die Enns=Ybbs=Platte, d. h. die stark zertalte Hochfläche zwischen der unteren Enns und der unteren Ybbs, hat uns den Aufbau ihres westlichen Teiles schon in der Loderleiten ge¬ zeigt; im Osten überwiegt der Schlier und trägt auf seinen höheren Kuppen tertiäre Schotter. Unser Wachtberg stellt den südwestlichsten Zipfel der Enns=Ybbs=Platte dar und von seinen Höhen sehen wir gegen Westen über alle Geländeformen unseres engeren Gebietes (Bild 1). b) Sandsteinzone. Zwischen dem Vorland und den Kalkalpen schiebt sich die „Wiener Sandstein¬ zone“ ein, so genannt nach Ort und Gestein ihres östlichen Ausläufers, des Wiener¬ Waldes. Vielfach ist der schweizerische Ausdruck „Flysch“ dafür üblich geworden. Die Zone ist zwischen Steyr und Kirchdorf etwa 7 Kilometer breit, zwischen Steyr und Waid¬ hofen aber mehr als doppelt soviel und erreicht Höhen bis über 1000 Meter. Die für Steyr charakteristische Flyscherhebung ist der ins Vorland gegen Norden vorspringende, mit Recht als Ausflugsziel hochgeschätzte Damberg mit 811 Meter Seehöhe. Der Baustoff der Flyschzone ist nicht, wie der alte österreichische Name sagt, durchwegs Sandstein, sondern zwischen die häufig plattigen Sandsteinlagen schalten sich helle, fleckige. graugrüne bis braune, manchmal auch dunkle Mergel (Kalk, Sand und Ton), die ähnlich wie der Schlier Wasserhorizonte ergeben. Häufig findet man auch auf Flyschmergelplatten rote bis dunkelbraune Zeichnungen als Rückstand eisen= und manganhältiger, eingesickerter Lösungen. Auch fein verästelte, schwarze Ausscheidungen von Manganoxyd, sog. „Wad“ wegen der verästeltenFormen auch „Dendriten (zu Deutsch: Bäumchen) genannt, sind auf

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