261 Dort, in seiner Abschmelzungszone, hat der Kremsgletscher seine mitgeschleppten Stein¬ lasten als flache Endmoranenwälle hinterlassen. Wenn man heute von der Stern¬ warte des „Mathematischen Turmes“ von Kremsmunster aus über die wohlbebaute Land¬ chaft mit ihren reichen, behäbigen Vierkanthöfen und behaglichen Dörfern blickt, kann man sich dieses Gelände allerdings nur schwer in vergletschertem Zustände vorstellen, mit seinen einsamen, von Renntieren und Wölfen durchstreiften Moossteppen, in denen auch der Eiszeit¬ elefant, das Mammut, dahinzog. Unweit des Stiftes findet sich ein Konglomeratsteinbruch mit gut ausgebildeten „geolo¬ gischen Orgeln“, senkrechten Löchern im Fels, die zuerst durch zermürbende Sickerwässer angebahnt und dann durch die Scheuerkraft des vom Regenwasser herumgespülten Sandes glatt gewaschen wurden. In der nahen Lettenmayrhöhle, deren Tropfsteingebilde leider zerstört worden sind, wurden Reste von etwa 70 Höhlenbären gefunden, den fürcht¬ baren Wohnungskonkurrenten des Eiszeitmenschen. Ein besonders großes Exemplar steht als Skelett, halb aufgerichtet (weit über 2 Meter Gesamtlänge), in der zoologischen Abteilung des berühmten Mathematischen Turmes. Doch kehren wir von unserem Gletscherausflug zurück nach Bad Hall. Hier wurde die Moränendecke vom Sulzbach bis tief zum Schlier ausgefurcht. Der breite Bach schlängelt sich westlich an dem höchstgelegenen Teil Halls, einer Hochterrasse, vorbei, durch immer feuchtere Talgründe gegen Norden bis zur Vereinigungsstelle mit der Krems auf den jungen Schwemmböden der Bahnkreuzungsstelle Unterrohr. Im Schlier von Bad Hall sind jene berühmten Jodquellen erbohrt worden, deren Heilkraft gegen Blutarmut, Skrophlose, Hauterkrankungen und Kropf Weltruf erlangt hat. Eine sehr erwünschte und wesentliche Vermehrung des Heilwassers erreichte eine 1924 durchgeführte, sehr erfolgreiche Neubohrung neben dem alten und dem neuen Kurhaus; diese jüngste Quelle enthält auch Erdgase (ähnlich den bei Wels erbohrten Naphtaprodukten) und wurde von dem Auftrieb dieser Gase emporgehoben. Derartige Vorkommnisse sowie die große Uebereinstimmung unseres „Alpenvorlandschliers“ mit dem an Salz und Petroleum reichen „Karpathenschlier“ “ bekräftigen noch weiter die Hoffnung alter Geologen auf die Erschließung reicher Boden¬ Bei Pichlern wurden bei einer Brunnenbohrung Spuren von schätze ünseres Landes. — Brom und Jod gefunden. Der Schlieraufschluß des Sulzbaches setzt sich fort bis zum Wallfahrtsort Adl¬ wang, der des Fernbaches bis zu den Höhen des bereits auf Flyschsandstein liegenden Waldneukirchen, das nur mehr eine halbe Stunde von den Niederterrassen=Steilufern der Steyr entfernt liegt. Die Konglomerate begleiten, vom Fluß casionartig ausgenagt, die Steyr bis tief ins Stodertal hinein, wo sie von Jundmoränen abgelöst werden. Die Hochterrasse des Steyrflusses ist am mächtigsten auf der Getreidehochfläche zwischen Sierning und Pichlern ausgebildet; dann begleitet sie den Mutterfluß nur in schmalen Leisten bis zur Kalkgrenze südlich von Grünburg. Vom Mollner Becken, wo vermutlich der Hauptteil des alten Steyrgletschers stecken geblieben ist, finden sich flußaufwärts, bis gegen den prachtvollen Steyrdurchbruch durch festen Dolomit, noch einige Reste der Hochterrasse, oft in nächster Nachbarschaft mit alten Moränen. Deckenschotter konnte erst vor kurzem unweit der Kalkgrenze des Lansbergs nachgewiesen werden. Auch bei Steinbach an der Steyr liegt am rechten Steyrufer eine größere Deckenschotterkappe Sandstein auf, die in der geologischen Karte nicht verzeichnet ist. dem Werfen wir noch einen Blick auf das Vorland im Norden von Steyr. Es war schon die Rede von jener Schlierdurchragung von Etzengarn, die auch unter dem Namen Wolfernerwald bis zur Höhenquote 406 ansteigt (siehe Profil 1). Das ganze getreidereiche Gebiet nordwestlich davon ist stark verwitterter Deckenschotter, der durch die nach Norden gerichteten Wasserläufe bis zum Schlier ausgefurcht worden ist. Vielfach gewunden schlängeln sich die Bäche durch üppige Wiesengründe und treiben Mühlen, die den Weizen= und Kornreichtum der Hochflächen verarbeiten. Auf diesen liegen die massigen Vierkanthöfe inmitten ihrer Felder und „Landlbirnbäume“, während die „Leiten“ meist dicht bewaldet sind. Für den besinnlichen Freund stiller, anspruchsloser Landwege bietet gerade diese Gegend sehr viel Schönes. Erdgeschichtlich recht sonderbar erscheint ein anfangs zwei Kilometer breiter Streifen jüngeren Deckenschotters, der sich, an Breite allmählich zunehmend, von Pachschallern bei Sierninghofen bis gegen Enns hinzieht und den Gedanken an ein altes, längst verlassenes Strombett der Steyr nahelegt. Auf dieser Flachfurche liegt Wolfern. Das chlichte Auerspergische Schloß Losensteinleiten und das Wallfahrtsörtchen Maria Laah liegen auf alten Deckenschotterhöhen, der berühmte Barockbau des Stiften
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