Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

258 Aus der Erdgeschichte Steyrs Von Studienrat Prof. Dr. Heinrich Seidl, Steyr. (1. Teil siehe „Illustr. Steyrer Geschäfts= und Unterhaltungs=Kalender“ vom Jahre 1939.) III. Erdgeschichtliches aus der Amgebung Steyrs In dem nun folgenden kurzen Abriß über die geologischen Verhältnisse außerhalb des Siadtbildes kann in diesem knappen volkstümlichen Rahmen nur das Wesentlichste geboten werden. In der Auswahl der besprochenen Landstriche wurde auch Rücksicht genommen auf beliebte Ausflugsziele. a) Vorland. Wir wollen zunächst mit den Gebieten beginnen, die mit Steyr die geologische Grund¬ lage gemeinsam haben, also mit dem Schlierboden und den darüber gelagerten Diluvialstufen. Schon vor der Eiszeit bestanden in nächster Umgebung des heutigen Steyr drei flache Erhebungen, die den Eiszeitflüssen später ihre Bahn wiesen: Im Norden der Waldhügel von Etzengarn, im Südwesten die Anhöhe von „Kaiser in, der Saaß“ und im Südosten der Tröschberg als Ausläufer des Dambergs. Es ist nun recht interessant, sich zu über¬ legen, wo die beiden Flüsse in der jüngeren Eiszeit zusammengeflossen sein mögen. Das könnte etwa über den heutigen Strombetten, und zwar einen Kilometer südwestlich vom heutigen Zwischenbrücken, der Fall gewesen sein, und zwar beiläufig über dem Boden des heutigen Quenghofes.*) Das alte Zwischenstromufer erhebt sich heute als steile „Leiten“ hinter dem genannten Gebäude; seine Oberfläche besteht aus stark verwittertem Deckenschotter, unter dem gute Quellen auf Schliergrund hervorkommen. Weiter südlich ist der Schlier durch einen quarzreichen Sandstein ersetzt, der in einem Sandbruch beim sogenannten Sand¬ bauern im Teufelsbachtal vortrefflich aufgeschlossen ist. Die in diesen sogenannten „Steyrer Sanden“ gefundenen Haifischzähne (im Volksmund wegen der spitzen Drei¬ ecksform „Vogelzungen“ genannt) beweisen dessen Herkunft aus dem jungtertiären soge¬ nannten Miozän=Meer. Längs der Westgrenze des Steyrer Sandes fließt der Teufels¬ bach von Süden her und erhält bei seiner Umbiegung von Westen einen Zufluß aus dem schön gelegenen, vor langer Zeit angelegten „Garstner Teich“, in dessen Schilfdickichten noch die schwarzen Rohrhühner und die zierlichen Zwergtaucher (= „Duckantln“) Unterschlupf finden. Vom Quenghof führt ein südwestlicher Höhenweg zuerst über den Deckenschotter, dann ansteigend über den Steyrer Sand zum „Kaiser in der Saaß“ einem Landwirtshaus, so genannt, weil einst ein Kaiser vor etwa zwei Jahrhunderten dort Jagdherberge genommen hat. Eine Gedenktafel meldet von einer Strecke von 80 Hirschen, was allein schon ein Bild der damaligen Unwegsamkeit und des Waldreichtums unserer Gegend gibt. Jetzt hat sich der Hirsch bis in die Mittelgebirgswälder im Süden des Dambergs zurückgezogen. Auf der Saaßhöhe treffen Steyrer Sand, Schlier und im Süden Flyschsandstein zusammen. Auf diesem liegt der Höhepunkt (Quote 481) mit seiner herrlichen Gebirgsaussicht auf dem Weg nach dem freundlichen Dorf Aschach an der Steyr. Gegen Norden fällt auf rutschendem Schlierboden ein größerer Waldhang nach der Steyr zu, dem kleinen Fabriksort Letten, ab, dessen Name mit dem weichen, tonigen Boden der welligen Wiesen nahe der Steyrtalbahnstation zusammenhängt. Unter den steilen oft überhängenden Konglomeratfelsen, die den schönen Höhenweg Christkindl—Rosenegg tragen, tritt quellführender Schlier nahe der Talsohle zu Tage. Die reichen Quellen zusammen mit der Wasserkraft eines Steyrarmes sind wohl die Veranlassung zur Industriesiedlung Unterhimmel geworden. Von den Deckenscholtern aus (hinter dem über Unterhimmel gelegenen Christkindl) hat der große Eiszeitforscher A. Penck ein Profil und ein Lichtbild aufgenommen, das alle vier Abstufungen von der Niederterrasse bis zum alten Deckenschotter zeigt (siehe auch Profil III). *) G. Götzinger (Wien) und auch Dr. Schadler (Geologe am Landesdenkmalamt Linz) halten es für möglich, daß das später zu besprechende Trockental zwischen Dornach und Hausleithen ein eiszeitliches Bett des Steyrflusses gewesen ist, der sich nach ihrer Auffassun bei Hainbuch (vor Ernsthofen) mit der damaligen Enns vereinigt hat.

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