Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

238 lingeen zum Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgerichte in Linz ernannt. Doktor Anton Köllinger wirkte durch 27 Jahre beim Landgerichte Steyr in den verschiedenen Ab¬ teilungen dieses Gerichtes 29. Steyr. Anläßlich der 51. Wiederkehr des Todestages ehrte die Stadt Steyr in einer schlichten, aber würdigen Feier ihren größten Sohn, den Begründer der Oester¬ reichischen Waffenfabrik Josef Werndl. Zu der Feierstunde beim Werndldenkmal hatten sich eine größere Abteilung der Beamtenschaft der Steyr=Werke und die Werkschule dieses Betriebes eingefunden, wie auch 40 Ange¬ hörige der alten Werndl=Werke, die teils noch in dieser Firma tätig, teils bereits Veteranen der Arbeit sind. In Vertretung des Kreis¬ leiters hatte sich Kreiswirtschaftsberater Dok¬ tor Hummer sowie Abordnungen von Par¬ teigliederungen, staatlicher Behörden und der Wehrmacht eingefunden. Mit Generaldirektor Dr. Georg Meindl waren auch leitende Herren der Direktionen der Werke Steyr, Wien und Graz anwesend. Der Feier wohn¬ ten auch Fabrikant Viktor Werndl sowie Gräfin Lamberg bei, die als einzige noch lebende Tochter Josef Werndls in Begleitung ihrer Nichte Baronin Imhoff gekommen war. Nach einem Prolog, den der 80jährige Werndl=Arbeiter Karl Götz sprach (Götz trat 1879 in die Dienste Josef Werndls und ist heute noch in diesem Betriebe tätig), trat Oberbürgermeister Ransmayr vor das blumengeschmückte Denkmal, um in markan¬ ten Worten das Bild des großen Mannes zu umreißen. Auch der Betriebsführer der Steyr=Daimler=Puch A. G. Generaldirektor Dr. Georg Meindl prägte den Feiergästen noch einmal die Größe Werndls ein. Doktor Meindl verlas hierauf einen vom 5. Sep¬ tember 1869 datierten Originalbrief Werndls, den dieser anläßlich der Erzeugung des 100.000. Gewehres an seine Arbeiter schrieb. Darin gibt Werndl seinem innersten Gefühl Ausdruck, indem er die Treue und Anhäng¬ lichkeit seiner Gefolgschaft als sein größtes Kapital preist, das ihm niemand stehlen kann, und mit dieser Liebe, die ihm höchstes Glück bedeute, käme er durch die ganze Welt. Der Oberbürgermeister und der Betriebsführer der Steyr=Werke legten sodann im Namen der Stadt Steyr sowie der Gefolgschaft der Nachfolgeindustrie des alten Werndl=Werkes herrliche Kränze am Denkmal des großen Sohnes der alten Eisenstadt nieder. Auch vor dem prachtvollen Epitaph des Verstorbenen im Friedhof wurden Kränze niedergelegt. Anschließend an die Kranzniederlegung hatte Generaldirektor Dr. Meindl altverdiente Gefolgschaftsmitglieder und Abordnungen aus allen Werken zu einem Gemeinschaftsessen in die Werkskantine geladen. In seiner Be¬ grüßungsansprache wies er auf die kommende 75=Jahrfeier der Steyr=Werke hin. Der Gene¬ raldirektor ehrte vor allem die Arbeitskame¬ roden, die 25 bis 40 Jahre in der ehemaligen Oesterreichischen Waffenfabrik in Diensten stehen und teilte mit, daß das Unternehmen als Dank für diese Gefolgschaftstreue be¬ schlossen habe, die Jubilare erstmalig in die Vergünstigungen der neuen Betriebsordnung aufzunehmen und allen eine achttägige KdF.= Urlaubsreise zu Lasten der Firma zu ge¬ währen. Sodann wurden ehrende Ernennun¬ gen an verdiente Arbeitskameraden aus Werkstatt und Verwaltung ausgesprochen. Im Verlaufe des Gemeinschaftsessens über¬ reichte als besondere Ueberraschung der an¬ wesende Oberhürgermeister Ransmayr im Namen der Sadt Steyr dem Betriebsobmann des Werkes, Kornhäusl, einen in Silber¬ treibarbeit ausgeführten Lorbeerkranz, den die Werndlsche Gefolgschaft vor 50 Jahren ihrem sozialen und geliebten Betriebsführer als Zeichen ihrer Dankbarkeit aufs Grab ge¬ legt hatte. Nun, da der Geist Josef Werndls — agte der Oberbürgermeister wieder in eurem Werke erstanden ist, weil wir hier wieder auf deutschem Boden stehen und für unser Heimatland schaffen, möge auch dieser Kranz, das Symbol unzerstörbarer Verbun¬ denheit zwischen Betriebsführung und Ar¬ beitskameraden, von euch behütet werden. Steyr. Im Beisein des Betriebsführers der Steyr=Daimler=Puch A. G. General¬ direktor Dr. Meindl, des Betriebsdirektors Ing. Rausch und einer großen Anzahl von Gefolgschaftsmitgliedern erfolgte auf der hin¬ teren Ennsleite die Uebergabe von 14 Ge¬ folgschaftshäusern, die von der Bauabteilung der Steyr=Werke innerhalb eines halben Jah¬ res soweit fertiggestellt wurden, daß im Mo¬ nat Mai die Parteien einziehen konnten. Die Wohnungen der 14 Gefolgschaftshäuser 70 bieten je acht Beamtenfamilien, bezw. vier Arbeiterfamilien in großen sonnigen Zimmern ideale Unterkunft. Die Wohnungen umfassen 3½ bis 4 Zimmer mit allen Nebenräumen. Jede Wohnung, auch die der Arbeiterfamilien natürlich, besitzt ein Bad. Auch sind die Häu¬ ser durchwegs mit elektrischem Kraftstrom, Gas und Zentralheizung ausgestattet. Mai 1939 1. Steyr. Der 1. Mai, als der Nationale Feiertag des deutschen Volkes, gestaltete sich, ebenso wie in Steyr auch in allen anderen Teilen des Kreises, zu einem wahren Fest¬ tag des schaffenden Volkes. Ueber¬

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