Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

210 Die Stadtverwaltung Steyr auf dem Gebiet der Kulturpflege Mit der politischen Neugestaltung der Ostmark trat auch das Kapitel „Kultur deutsch gesehen und deutsch geführt“ an uns heran. War die politische Um¬ wandlung eine spontane, im Herzen des einzelnen längst vorbereitete, so mußte die kulturelle vom Grunde aus aufgebaut werden. Jüdische Gewinnsucht und Vederbtheit des Geschmackes und der Sinne hatte nicht umsonst jahrzehntelang ungestört gehaust. Sehr vielen Volksgenossen war ein gutes Theater, ein gutes Konzert oder aber der Wunsch, ein gutes Buch zu lesen, vollständig fremd. Das Bedürfnis, an allem Schönen und Erhabenen der deutschen Kultur mit teil¬ zunehmen, mußte also geweckt, alle jene aber, denen unsere Meister lieb und wert waren, die sich aber in der Epoche des schwarz=jüdischen Chaos in ihren engsten Kreis zurückgezogen hatten, mußte das Vertrauen zur guten, nunmehr wieder öffentlich gezeigten deutschen Kunst zurückgegeben werden. Denn wir brauchten sie alle! Nicht einer Schichte, sondern dem ganzen Volk sollte der wert¬ vollste Besitz, die deutsche Kultur, gehören! Was war da naheliegender, als nach dem seit vielen Jahren geschlossenen Theater zu greifen, es einer Auf¬ frischung zu unterziehen und allen Volksgenossen zugänglich zu machen. Mit ganz bescheidenen Mitteln mußte begonnen werden. So wie aller Anfang schwer ist, gab es auch in dem ersten Spieljahr kleine Enttäuschungen auf beiden Seiten. Um diese Erfahrungen reicher, hat man mit der neuen Spielzeit das Theater in eigene städtische Verwaltung genommen, es wurde zum Landestheater ausge¬ staltet, das heißt, ihm die ehrenvolle Aufgabe erteilt, auch noch in einer Anzahl kleinerer Orte, wie Enns, Weyer, Bad Hall, Kirchdorf usw., die Bewohner mit guter deutscher Kunst vertraut zu machen, Schauspieler wie Musiker wurden mit Sorgfalt ausgewählt und schließlich die Räume des Steyrer Stadttheaters nachMaßgabe der vorhandenen Mittel erneuert. Scheint uns diese Aufgabe vor¬ läufig gelöst, nähert sich eine zweite, auch ebenso wichtige ihrer Vollendung: „Die städtische Volksbücherei“. In der ehemaligen „Saazer Bierhalle“ gegenüber dem alten Schloßpark, wurden vom städtischen Bauamt freundliche, moderne Räume, Bücherei, Lesezimmer und Kanzlei umfassend, geschaffen. Vorläufig 5000 Bände, nach den Gesichtspunkten fortschrittlichsten Büchereiwesens ausgewählt, werden dem Leser zur Verfügung stehen: für jung und alt als Quelle echter Freude. In der Musikpflege haben wir unser besonderes Augenmerk auf die Heran¬ bildung des Musikernachwuchses gelegt. Die in Steyr seit langen Jahren mit bestem Erfolg tätige Musikschule des Steyrer Musikvereines wurde als städtische Musikschule auf eine breitere Basis gestellt und wird sicher bald in der Lage ein, die Musikfreude unserer heutigen Jugend zu schöner Blüte zu bringen. Der in Durchbildung begriffenen Stadtkapelle werden reiche Aufgaben im Bereiche der volkstümlichen Musik zufallen, während der Steyrer Musikverein nach wie vor als Künder symphonischer Musik mit seinen traditionellen Konzerten seine Hörer erfreuen wird. So werden wir in diesen schweren Tagen erst recht alles daransetzen, in der unvergänglichen Kraft des deutschen Geistes den Ewigkeitswert der Kultur unseres Volkes aufzuzeigen. 29

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