Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

198 Tagsdarauf errang Adolf Hitler einen großen Wahlsieg im Reich. Da wuchs auch in Losenstein die Begeisterung für die Bewegung Adolf Hitlers, die nach einer Versamm¬ lung am 12. März durch viele Beitritte zur Partei zum Ausdrucke kam. Am 21. März wurde auf der Höllmauer zum ersten Male eine Hakenkreuzfahne gehißt und die Mauer von den Parteigenossen „Adolf=Hitler=Mauer“ getauft. Die Geburtstagsfeier des Führers fand am 20. April in Marxriesers Gasthof statt. Es sprach Pg. Ditrich aus Weyer. Das Gast haus lag ziemlich einsam an der Berglehne, abseits von der verkehrsreichen Eisenstraße. In einer weiteren Versammlung sprach hier auch der Bezirksleiter August Eigruber. Mitte Mai sprach dann der Bauernschaftsführer Ing. Reinthaller zu den Mitgliedern der NSDAP. in Kittingers Gasthaus. Losenstein mit Brücke und Burgruine Die katholische Kirche erblickte in der rasch wachsenden Partei ihren gefährlichsten Gegner. Die von ihr geleiteten Zeitungen konnten nicht genug über die „braunen Bolschewiken" und „Neuheiden“ schimpfen und sie ihren Schäfchen als „Tischrunden halbwüchsiger Jungen“ hinstellen. Als am 10. Juni der Pg. Ferdinand Feichtl, welcher bei der Holzarbeit verun¬ glückt war, begraben wurde, nahm die Partei die Beerdigung in die Hand. Tags darauf verbot der Pfarrer Heuberger von der Kanzel aus das Tragen des Parteiabzeichens in der Kirche und das geschlossene Begleiten einer Leiche zur letzten Ruhestätte durch die Nationalsozialisten. Die guten Katholiken erklärten, daß ihnen zehn Kommunisten lieber seien als ein Nazi. Ueberall schürten sie zum Haß gegen die junge Partei, welche ihnen manches intelligente Schäfchen abtrünnig machte und sich kräftig wehrte. Je mehr die Partei bekämpft wurde, desto kräftiger mußte die Propaganda für die Partei einsetzen. Ende Mai wurden an allen geeigneten Plätzen Hunderte von Ha¬ kenkreuzen und an den Mauern Sprüche, wie: „Ein Volk, ein Reich! Her zu Hitler“,

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