Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

190 Am 18. September sah sich Sowjetrußland gezwungen, zum Schutze seiner im polnischen Staat einverleibten Minderheiten einzumar¬ schieren, nachdem zwischen der Deutschen Reichsvegierung und der Sowjetunion die Grenzen der Interessensphären festgelegt wor¬ den waren. Die ehemalige polnische Regie¬ nung hatte gerade noch Zeit, die bewreits zu Beginn des Feldzuges geplante Flucht nach Rumänien durchzuführen, wobei selbstverr¬ ständlich nicht verrgessen wurde, das nötige Kleingeldin Form von Gold, Wertgegen¬ ständen und ausländischen Valuten mitzu¬ nehmen. Der Führer in Danzig. Am 19. Septembew ist der Führer als Be¬ freier in Danzig eingezogen. Seine weltge¬ schöchtliche Rede erlebte nicht nur Danzig, sondern auch die gesamte Nation und die Welt am Rundfunk mit. Der Führer rechnete mit den westlichen Demokratien ab, die Polen ins Verderben führten, zeigte Deutschlands be¬ grenzte Kriegszielle im Osten auf, wo das Polen von Versailles niemals wieder erstehen wird, und warnte vor einem neuen sinnlosen Weltbrieg, den die englischen Kriegshetzer auf Kosten auch den Neutralen gegen Frauen und Kinder zu führen beabsichtigen. Freundschaftsvertrag Reich-Rußland. Ende September begab sich Reichsaußen¬ minister v. Ribbentrop nach Moskau, um mit der Regierung dew Sowjetunion einen Freundschaftsvertrag abzuschließen. So wie im Norden, Süden und Westen des Reiches nach der wiederholten feierlichen Erklärung des Fühners ein fester, bleibender Zustand hergestellt ist, so sind nun auch im Osten die Brandherde beseitigt worden. Endgültig be¬ eitigt — dafür werden Deutschland und Ru߬ land sorgen! Es bleibt also den Machthabern in England und Frankreich überlassen, vor der Geschichte zu erklären, ob sie willens sind daß nach fünfundzwanzigjährigem erbitterten Kampf endlich die Tore des Friedens geöffnet und die reichen Kräfte dieses Erdteiles ganz für den friedlichen Fortschritt frei gemacht werden. Oder aber, ob sie es für ihre Pflicht halten, Ströme von Blut und Tränen zu ver¬ gießen, weil politische Bankrotteure und dunkle Mächte im Hintergrund diesen Frieden nicht wollen. England und Frankreich erklären den Krieg. Die britische Regierung hat in einer Note an die Reichsregierung die Forderung gestellt die auf polnisches Gebiet vorgedrungenen deutschen Truppen wieder in ihre Ausgangs¬ stellungen zurückzuziehen. Am 3. September um 9 Uhr früh wurde durch den englischen Botschafter in Berlin in einer herausfordern¬ den Note mitgebeilt, daß, wenn bis 11 Uhr nicht in London eine befriedigende Antwort erteilt wäre, England sich als im Kriegszu¬ stand mit Deutschland befindlich betrachte. Am gleichen Tage hat unter den gleichen Bedin¬ gungen die französische Regierung den Krieg erklärt. Damit hat die Partei der Kriegs¬ treiber in England die Oberhand erhalten und dde Bemühungen des Duce, der in letzter Minute den Frieden wetten wollte, zunichte gemacht. Die britische Regierung begann den Krieg mit einer bodenlosen Gemeinheit. Herr Chur¬ chill, der wohl selbst der Meinung sein dürfte, daß das britische Reich gegen Deutschland nicht aufkommen kann, versuchte es mit einem alten Rezept aus dem Weltkrieg. Ueber seinen Auftrag wurde ein großer Personendampfer torpediert, auf dem sich mehrere hundert amerikänische Passagiere befanden. Damit hoffte er die Vereinigten Staaten mit in den Krieg hineinzuziehen. Doch stimmte bei dieser Rechnung etwas nicht: Herr Churchill vergaß daß er jetzt ein anderes Deutschland als das vom Jahre 1914 vor sich habe, das nicht ge¬ willt ist, Lüge und Verleumdung auf ich sitzen zu lassen. Und so wurde bereits in einigen Tagen dokumentarisch festgestellt, daß der Ueberfall auf den Dampfer von Herrn Churchill selbst bestellt wurde. Die englische Kriegsführung beschränkt sich überhaupt nur auf den Kampf, den das Lügenministerium gegen das Reich führt. Die einzige tatsächliche Kampfhandlung, die gegen dos Reichsgebiet unternommen wurde, war ein versuchter Luftangriff auf Wilhelmshaven der aber noch vor der Ausführung mit dem Verlust einiger Maschinen abgeschlagen wurde. Dafür meldete der britische Rund¬ funk, daß Friedrichshafen und der Kieler Kanal durch Luftangriffe zerstört worden wären. In der Tat, es waren „Luftangriffe“ die nur in einer Rundfunkmeldung stattge¬ funden haben. Dafür haben unsere Flieger mit Erfolg englische Seestreitkräfte ange¬ griffen und u. a. den Flugzeugträger „Coura¬ geous“ versenbt Die neutralen Länder erhielten bald nach Kriegsausbruch genügend Beispiele von der britischen Auffassung über die Einhaltung der Neutralität. Ueber Dänemark wurden Bomben abgeworfen, belgisches, holländisches Gebiet mehrmals überflogen uund die neutrale Schiffahrt schikaniert. Die Blockade, die das Reich in die Knie zwingen soll, wurde ver¬ schärft, doch hat die Reichsregierung mit der

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2