Jahrbuch des Kreises Steyr 1940

162 Die Wirtschaft Großdeutschlands Das vergangene Jahr brachte der Wirtschaft Großdeutschlands einen bedeutenden Zuwachs an Wirtschaftsgebieten, aber auch eine ungeheure Anspannung aller Kräfte. Die Eingliederung der ins Reich heimgekehrten Gebiete, die sich alle in einem wirt¬ schaftlichen Notstand befanden, erforderte den Einsatz namhafter Mittel, die auch reibungslos bereitgestellt werden konnten. Das war aber nur möglich, weil die Wirt¬ schaft des Reiches unter nationalsozialistischer Führung sich auf eigene Füße stellte und die verderblichen Wege des kapitalistischen Systems verließ. Während reiche Staaten mit dem Problem der Arbeitslosigkeit nicht fertig werden können, mangelt es bei uns bereits an Arbeitskräften. Immer stärker ist 1939 die Wandlung, die alle wirtschaftlichen Faktoren seit der Machtübernahme er¬ fahren haben, in Erscheinung getreten. Die Beschaffung der Rohstoffe und der Arbeitskräfte stand im Vordergrund, wie überhaupt die Unternehmertätigkeit in den letzten Jahren entscheidende Verschiebungen erfahren hat. Der Kampf um den Absatz, der früher eine Frage ersten Ranges für den Unternehmer bedeutete, ist für weite Teile der Wirtschaft in den Hintergrund getreten. Das Schwergewicht der Produk¬ tionserweiterung lag verstärkt bei der Produktionsmittélbeschaffung. Der Mangel an Fachkräften beherrscht heute die Ausdehnung in einer Anzahl von Wirtschaftszweigen. Zu seiner Ueberwindung sind zahlreiche Maßnahmen der Schulung und Umschulung eingeleitet worden. Daneben ist die „Rationalisierung“, vor allem in der Industrie, von neuem als Hauptaufgabe aufgetreten. Rationalisierung im neuen Deutschland bedeutet Höherentwicklung unseres wirt¬ schaftlichen Apparates, verbesserte Anpassung an die Aufgaben, die der Volkswirt¬ chaft gestellt sind. Rationalisierung im liberalistischen Sinne aber bedeutet Ein¬ sparung im Interesse privater Rentabilität. Wurde der Arbeiter einst durch Ratio¬ nalisierung dem Millionenheer der Arbeitslosen eingereiht, so bedeutet heute Frei¬ etzung von Arbeitskraft, daß wir einen Menschen mehr haben für die Bewältigung drangender Aufgaben. Wir haben bisher als einziger großer Wirtschaftsstaat es fertiggebracht, Löhne und Preise stabil zu halten. Und trotz des Verzichts auf Lohnerhöhungen ist die Summe, die die deutsche Industrie jährlich an Löhnen ausbezahlt, mit gleichmäßiger Kraft Jahr um Jahr gestiegen. Wir beschäftigen heute in der Industrie 7.3 Millionen Arbeiter und etwa 1 Million Angestellte. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden beziffert sich auf rund 18 Milliarden gegenüber 7.8 Milliarden sechs Jahre früher. Und der Erfolg hiervon ist, daß im letzten Jahre nicht weniger als 14 Milliarden Reichsmark Löhne ausbezahlt wurden gegenüber nur 5 Milliarden vor sechs Jahren. Die Jahres=Lohnsumme wurde also in diesen wenigen Jahren, ohne daß die der Tariflohnsätze erhöht worden sind, nahezu verdreifacht. Das Preisniveau in der deutschen Wirtschaft hat sich während des Jahres 1939 nur wenig und eher zugunsten des Verbrauchers als zu seinen Lasten verschoben. Die wichtigsten Lebensgüter für Ernährung, Bekleidung und Wohnung sind beinahe vollkommen stabil geblieben. Auch der Wert der Reichsmark ist stabil geblieben. In einem autoritären Staat kann es keine Inflation geben, weil eben die Autorität besteht. Gemeint ist, daß der Staat organisatorisch in der Lage ist, nicht nur Menge und Geschwindigkeit der Zahlungsmittel, sondern auch die Nachfrage nach Gütern zu regulieren und zu lenken. Leistungsfähiger als je zuvor, hat unsere Industrie einen Aufstieg genommen, der hier durch einige Zahlen gekennzeichnet sei. Der Gesamtindex unserer industriellen Produktion im Monatsdurchschnitt ist — wenn man das Jahr 1928 gleich 100 setzt —

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