290 Wer uns diesen Pfad über die verlassenen Almen gewiesen? — Im Bergtale von unten lebt eine schlichte Magd, die ihre wenigen sommerlichen Sonntage - einer unerklärlichen Sehnsucht getrieben — so feiert, daß sie allein zu Berge steigt * * * und alle versunkenen und vergessenen Almen mit brennendem Herzen heimsucht Wer von den Herren und auch von den Wissenden unserer Zeit kann von sich sagen, daß er voll Sehnsucht und Herzenshingabe seines Lebens einzige Feier¬ stunden opfert, um die Quellen und Wurzeln unseres Volkes wiederzufinden? und die Wissenden und Aber die Herren sind nicht immer Wissende — * * Ahnenden selten Herrscher Und die schlichte Magd aus dem Volke, die dort oben vor den Trümmern zer¬ fallender Hütten trauert, weil die Sonnenräume unserer Heimat von allzu viel Waldschatten überfallen werden, diese Namenlose hat noch keiner der Hüter unseres Volksgutes beschämt. Die Einfalt der Magd will es nicht wahrhaben, daß das Bergvolk seine Höhen selber zu den Hürden fremden Herden¬ auf immer verlassen haben sollte und lebens hinabglitt * * Und der verwüsteten Almen, die jahrhundertealt waren und wohl ein müh¬ sames, aber dennoch wundersames Leben ausströmten, sind so viele, daß ihr alle erschrecken würdet, wollte die Magd des Herrn der Berge euch davon erzählen ... — Das Kreuz auf dem Lirker=Kogel Von Franz Harrer. Wer von der Neutorbrücke oder von einer anderen Stelle der Stadt Steyr gegen Süden schaut, hinein in das Gebirge, der sieht in etwa eineinhalbstündiger Entfernung einen schöngewölbten, mäßig hohen, grünen Berg aufragen, über den einige im Hintergrund stehende höhere Berge des Ennstales, blau vom Dunst der Ferne, herübergrüßen. Er ist etwas niedriger als sein linksseitiger Nachbar, der steile, waldbekronte, 746 Meter hohe Sturz= oder Stürzberg und hat sonderbarer¬ 177 weise eigentlich keinen Namen. Sein Gipfel aber wird die „Lirker=Höh; oder der „Lirker=Kogel“ genannt, weil auf der Südseite des Kogels, windgeschützt, das Bauernhaus Lirker liegt und die Gründe auf der Anhöhe größtenteils zu diesem Hause gehören. In früherer Zeit hieß der Berg „Stoder“= oder „Stöderberg“ und zwei alte Bauernhäuser, die auf seinem Nordhange liegen, heißen heute noch im Bauernmunde, der sich um keine amtliche Benennung kümmert, „Unter"= und „Ober=Stöderberg“. Eines dieser beiden Häuser, die heute nach amtlicher Schreibung „Stetterberg“ heißen, hieß einem Urbarium der Hofmark Steyr zufolge schon im 14. Jahrhundert „das Haus des Heinrich an dem Stoderperg“. Auch der Wald, der den Berg hinansteigt bis nahe zum Lirker=Kogel, wird heute noch „Stöderholz genannt. Die bergige Umgebung Steyrs hat viele schöne Aussichtspunkte. Einen der schönsten aber besitzt sie im Lirker=Kogel, auf dem ein einsames rotes Kreuz steht. Wer je einmal auf der Bank beim Lirker=Kreuz auf der Bergeshöhe saß und seine Blicke in die Runde schweifen ließ, wird entzückt gewesen sein von dem lieblichen Landschaftsbilde, das er von hier aus beschauen konnte. „ Der Stoderberg mit seiner höchsten Erhebung, dem Lirker=Kogel, ist umwoben von dem Schleier der Sage; mündliche Ueberlieferungen bezeugen, daß der Berg in alter Zeit auch seine Geschichte gehabt und im Leben und Glauben der Be¬ wohner, die rund um den Berg und in den Talern hausten, eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat. Darum wollen wir uns den Berg etwas näher besehen und ihn kennenlernen. Lieber Leser, wandere im Geiste mit mir auf dieses Berges lichte, sonnige Höhe und ich will dir auf unserer Wanderung einiges von diesem schönen Voralpenberge erzählen.
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