224 So verwichelt auch die Einzelheiten im Aufbau unseres Landes liegen und dem Geologen so klar stellt sich die geologische (Erdkundigen) noch manche harte Nuß zu knacken geben, Uebersicht Oberösterreichs in großen Zügen dar: Im Norden bis etwa zur Donau das kristalline Grundgebirge, Granit und 1. Gneis des Mühlviertels, der südliche Teil der sogenannten „Böhmischen Masse“. In einer breiten flachen westöstlichen Senke die weiten Schotterfluren und der Schlier 2. des Alpenvorlandes. Im Süden die Sandsteinzone und die Kalkberge der nördlichen Kalkalpen. 3. Sehen wir vom kristallinen Grundgebirge des Mühlviertels ab, dessen flachkuppige Höhen den Rest eines uralten mächtigen Mittelgebirges darstellen, so können wir sagen, daß etwa von der Donau angefangen die Gesteine gegen Süden zu aus immer älteren Zeiten stammen Besonders schön überblickt man sie von den Randhöhen des Granits, z. B. von den Höhen ober Mauthausen. Da dehnt sich das weite Donautal uns zu Füßen mit seinen flachen Schotterfluren (Alluvialterrassen) aus der jüngsten, der Heut= oder Jetztzeit (Alluvium); die höheren, jüngeren und älteren, eiszeitlichen Schotterfluren (Diluvialterrassen) tragen uns zunächst die Stadt Enns, begleiten zum Teil die Enns und Traun und bilden die Traun¬ Enns=Platte. Soweit das Alpenvorland, an welches sich nun als gerundete, waldreiche Höhen anreiht. Deutlich können wir unseren die sogenannte Wiener Sandsteinzone (oder Flysch) Damberg als kennzeichnenden Flyschberg erkennen. Aber südlich von ihm werden die Berg¬ formen immer härter und kühner, Kalk und Dolomit der nördlichen Kalkalpenzone herrschen vor und bauen einen Hochgebirgshorizont von bezaubernder Schönheit auf vom Oetscher (Niederdonau) über das Sengsen= und Tote Gebirge (Oberdonau) bis zum Untersberg (Salz¬ burg) und Hohenstaufen (Bayern). Darlegungen sei hier die Zum leichteren Verständnis der nachfolgenden erdkundlichen wollen, kurz aufgezeigt. deren geologische Vergangenheit wir kennen lernen Lage dev Stadt, — am Grenze entfernt Steyr liegt — keine drei Kilometer von der niederösterreichischen (Terrassen) die Stadt um¬ Zusammenfluß des Enns= und Steyrflusses, deren Schotterfluren kränzen, zum Teil auch tragen. Der innerste und älteste Kern der Stadt liegt in dem fast rechtwinkeligen Zwickel zwischen den beiden Flüssen, die überhaupt der Stadt seit je ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung und auch ihre landschaftliche Schönheit verleihen. Die Steyr entspringt im alten Kalkgebirge unweit heitere, bei niederem Wasserstand smaragdgrüne der steiermärkischen Landesgrenze am Fuße des Toten Gebirges, durchfließt dort das herrliche Stodertal, von Dirnbach=Stoder bis Klaus und Frauenstein begleitet sie die Pyhrnbahn nach Norden. In tiefen „Canions“ (senkrecht begrenzte Tieftäler) windet sie sich an den Westhängen des Sengsengebirges vorbei, verläßt oberhalb Grünburg das schroffe Kalkgebirge, bei Wald¬ neukirchen die sanfteren Sandsteinberge und tritt wenige Kilometer weiter nordwärts ins fruchtbare Alpenvorland. Erst die letzten sechs Kilometer fließt die Steyr ostwärts. entspringt ebenfalls südlich, jedoch schon in Die viel mächtigere, meist graugrüne Enns das kristalline Urgebirge der Tauern, geht den Zentralalpen, durchfließt eine kurze Strecke cken=Zone bis etwa Selztal und bricht dann ostwärts längs der sogenannten Grauwa Gesäuses ein, bei Hieflau wendet sie sich östlich von Admont in die alten Kalkstöcke des schroffe Kalkgebirge, die sie bei Ternberg nordwärts und windet sich durch immer jüngere verläßt; bis nahe an Steyr heran begleiten sie noch die gerundeten Höhen der Sandstein=Zone; dann aber strömt sie, gewaltig durch die Steyr verstärkt, in das immer flacher und fruchtbarer werdende Vorland gegen Norden der Donau zu, die sie vier Kilometer vom sonnigen Land¬ städtchen Enns erreicht, gerade jenem südwärts gerichteten Granitvorsprung gegenüber, mit dem das älteste Urgestein, das sogenannte kristalline Grundgebirge des Mühlviertels, an die Donau herantritt. — An Zeugen fast aller geologischen Zeitalter führt der Mutterstrom Steyrs vorüber und reichste Formenmannigfaltigkeit begleitet ihn, vom wilden Felssturz des zentralalpinen Urgesteins bis zur jüngsten Sandbank des letzten Donau¬ hochwassers. Wer somit Steyr zum Ausgangspunkt seiner Wanderungen macht, wird reich belohnt, ob er nun als Forscher in diesem Riesenheimatbuch blättert, ob er als Künstler erlesenen Augenblicken Dauer verleiht, oder als schlichter Wanderer unbeschwert und „von allem Wissensqualm entladen“ die stumme Sprache dieser Fülle auf sich wirken läßt. II. a) Erdgeschichte des Stadtbodens im Allgemeinen Chefgeologe Gustav Göthinger, der vor zwei Jahren die große internationale Quartär¬ exkursion auch über Steyr geführt hat, sagt in seinem zusammenfassenden Bericht: „Steyr bleibt seit den Untersuchungen von A. Penck einer der geeignetsten Punkte, um die vier ineinandergeschachtelten Quartärschotterterrassen am Alpenrande und im Alpenvorlande zu Benützen wir also dieses „Musterbeispiel“ der Natur und wenden wir uns ersehen.“ —
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2