Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1938

372 Der kleine Iwan, als er den Namen hörte, sprang aus dem Bett. „Väterchen! Väterchen!“ „Nur drei Minuten!“ schrie es in Rakusow. Er eilte in das Haus und um¬ armte die Geljebten. Lächelnd sagte er: „Du schläfst nicht, Iwan? „Ich träumte von dir, Väterchen. Da erwachte ich. Ich mußte Mutter wecken ... Aber Mütterchen wollte, daß ich weiterschlafe. Da bat ich um das Liedchen und Mütterchen sang es! Jetzt bleibst du bei uns! Er küßte das Knäblein, er sah seiner Frau in die Augen. „Das Lied, Nastjenka, seit zwei Tagen verfolgt es mich! Sing es auch mir. ehe ich wieder gehe!“ Nastjenka sang das Lied; das Fenster stand noch offen, Schnee wehte herein... Da fielen plötzlich Schüsse. Rakusow sprang auf, er verlöschte das Licht, er küßte Nastjenka und Iwan. Er stürzte aus dem Zimmer, er schwang sich auf das Pferd und sprengte die Straße zurück. Zwei reiterlose Pferde standen im Dämmer¬ lichte. Die beiden Soldaten lagen im Schnee. Der eine war bereits tot. Rakusow hob den Kopf des zweiten Reiters; er sah in brechende Augen. Er schrie: „Was ist geschehen? Wer hat geschossen?“ „Ein Schlitten kam. Ihr müßt ihn gesehen haben, Leutnant! Ihr rittet an ihm vorbei,“ sagte mühsam der Verwundete. „Wir hielten den Schlitten an. Einer schrie aus dem Inneren des Schlittens: „Eilt zum Schlosse! Euer Offizier ist dort in Gefahr!“ Es war kein Russe, der das rief. Ich griff zur Pistole und sagte: „Wer seid Ihr?“... Da hieb der Kutscher auf die Pferde ein, ich legte an. .. Da tauchte aus dem Schlitten eine Hand auf, eine Pistole... Eine zweite Hand, eine zweite Pistole... Ich sah das Gesicht: Napoleon... Aber schon krachten die zwei Schüsse.. Er schloß die Augen. Das kleine Lied Nastjenkas hatte Napoleon gerettet. Das Schicksal hatte dem Wege des großen Korsen noch kein Ziel gesetzt. Am 6. Dezember 1812 kam Napoleon auf seiner Flucht unversehrt durch Wilna. Ein kleiner Leutnant wäre beinahe unsterblich geworden. * e Heiteres. Das trifft sich. Dame zum neueingestellten Hopla. Vater: „Meine Tochter, wenn du Zimmermädchen: „Nur auf eins mache ich dir einen Gatten wählst, so sieh vor allen Sie aufmerksam, liebes Kind: Mein Mann Dingen auf Geist und Unbescholtenheit. und ich sind sehr nervös, mein Mann kom¬ Deine Mutter, leider muß ich es sagen, sah poniert Operetten und ich male Porträts.“ mehr auf Geld! —„Das trifft sich ja herrlich!“ ruft das Versöhnung. „Kind, laß uns einen Schleier neue Mädchen strahlend: „Ich mache näm¬ vor die Vergangenheit ziehen!“ sagt der Gatte lich Gedichte!“ schuldbewußt. — „Ich denke gar nicht daran. Ein Pelzmantel ist das Mindeste!“ Er versteht es besser. „Kinder, stellt euch Die Schule und der Fritz. „Na, Fritz, er¬ vor, hinter einem Zaun befinden sich 22 Schafe. zähl' mal, was tust du die ganze Zeit in der Acht springen davon über den Zaun, wieviel Schule?“ — „Ich warte, bis sie aus ist.“ bleiben zurück?“ fragt der Lehrer in der Genau genommen. Er suchte seine junge Dorfschule.— „Gar keins bleibt zurück, Herr Frau in der ganzen Wohnung, als er heim¬ — Lehrer,“ kommt die prompte Antwort. kam. Schließlich fand er sie in der Küche. „Aber doch, rechne nur einmal genau nach! „Aber Liesl, was machst du denn nur? Als „Ja, Herr Lehrer, wann S' rechnen, ich heute morgen wegging, saßest du schons haben S' ja vielleicht recht, aber Sie kennen da und hast alte Semmeln geschnitten und die Schafe nicht.“ jetzt machst du es immer noch!“ — „Ich will Anspielung. „Seit vierzehn Tagen habe ich dir morgen einen Semmelpudding machen in diesem Taschentuch einen Knoten und ich und im Kochbuch steht: Man schneide einen kann mich nicht darauf besinnen, an was er Tag alte Semmeln.“ — mich erinnern soll. „Vielleicht wollten Sie das Taschentuch in die Wäsche geben?

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