Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1938

durch Dr. Josef Schicker beendet werden; im Jahre 1936 wurden die Abgrenzungen dreier großer Heißluftbäder, an ihnen eine Heizkammer und eine halbkreis¬ örmige Rundmauer (Apsis), ein Wohnraum für die Badebedienungsmannschaft, zwei andere Betriebsräume, Ableitungskanäle des Schwimmbades und ein ausgedehntes Ge¬ bäude gegen die Lagerhauptstraße (via prae¬ oria) hin mit auffallend dicken Mauern (285, 240, 190 Zentimeter), das anscheinend schon von den Römern abgetragen wurde, estgestellt. Die Ausdehnung der Baufläche des Legionsbades kann nunmehr mit 115 Meter Länge und 69 Meter Breite angegeben werden. Ein zweiter, aber einfacherer, regel¬ mäßigerer Bau gegenüber an der Haupt¬ und Querstraße konnte ebenso in seinen Aus¬ maßen mit 93X65 Meter genau festgestellt und aus der Anlage von Außen= und Innen¬ lächen aneinandergereihter zahlreicher Zim¬ mer und einem breiten Korridor, die in einem großen Viereckbau angeordnet sind, als Legionsspital für mehr als fünf¬ hundert Kranke erkannt werden. Ge¬ legenheit zur Erforschung der Lage des Legionsspitales ergab die Ergrabung der Marienkirche im Römerlager, die vom Oberösterreichischen Musealverein in Linz auf Antrag seines Präsidenten Landes¬ archivdirektors Dr. Ignaz Zibermayr und unter Leitung von Dr Erich Swo¬ boda sowie des Archäologischen Institutes in Wien durchgeführt wurde. Die im Jahre 1788 abgetragene einsame Kirche Maria auf dem Anger an dieser Stelle mitten im Römerlager hatte tatsächlich Vorgän¬ gerinnen bis in die Römerzeit. Konnte der Obmann Dr. Schicker schon lange aus geschichtlichen Erwägungen und Plan¬ orschungen, aus dem eigenartigen Stand¬ platze der Kirche im Legionslager, auch aus Hinweisen in der Lebensbeschreibung des hl. Severin (um 470) und ihrer Bedeutung einer frühmittelalterlichen Pfalzkirche der Burg und der Pfalz Loriacha unter den bayerischen Agilulfingern und den frän¬ kischen Karolingern die Forschung auf den römischen Ursprung aufmerksam machen,so brachte die Grabung einen augenfälligen, offenkundigen Beweis, daß die Marienkirche wohl schon um das Jahr 350 in ältester Form einer frühchristlichen Kirche ihren An¬ ang im römischen Legionslager genommen hat. Sie war in das eine Eck des Korridors des Legionsspitales an der Haupt= und der Querstraße hineingebaut worden, indem man mit einfachsten Mitteln Abschlußmauern, eine Sakristei, die halbkreisförmige Prie¬ sterbank, den Schranken und den Altar¬ tisch auf erhöhtem Estrich des Priester¬ raumes errichtete. Die Lage des größeren romanischen Neubaues um 1100 beim An¬ fang der Stadt Enns beweist aber auch un¬ 319 zweifelhaft, daß die frühchristliche Kirche nie verfallen war, sondern von der romani¬ chen abgelöst wurde, daß also das Christen¬ tum und die Kultur auf dem Boden von Lauriacum seit den Römerzeiten ununter¬ brochen fortgedauert hat. 18. Sierning. Ein altbekannter Pich¬ lerner Herr Franz Zeilinger, ehemali¬ ger Besitzer des Nömayrgutes in Pichlern Nr. 65, starb im Alter von 49 Jahren. Waldneukirchen. Herr Josef Klaus¬ riegler, Förster i. R., verschied im 88. Le¬ bensjahre. Er verschied an seinem 88. Ge¬ burtstag. Stadt Haag. Auf dem Heimweg von der Österbeichte verschied Wagnermeister Herr Ignaz Latschbacher aus Kandlhof im 80. Lebensjahre. 20. Steyr. Im Saal des Gasthofes „Zum goldenen Pflug“ veranstaltete der „Volkschor Steyr“ ein Konzert, bei dem das beliebte Mandl=Quartett auftrat. Das Programm Herr Josef Brandtner, Besitzer des Großpühringer¬ gutes in Kleinraming 47, starb am 28. Februar 1937. konnte besonders den Freunden humorvoller Kleinkunst gefallen. Die Pausen füllte das Vereinsorchester unter Leitung des Herrn Hans Leitner in vorzüglicher Weise aus. Neuhofen. Herr Franz Radner Schneidermeister in Neuhofen, starb im Alter von 47 Jahren. 21. Haidershofen. Nach schwerem Leiden verschied Herr Georg Schmöllin¬ ger, Privat am Niedermayrgute in Dorf an der Enns, im 85. Lebensjahr. 22. Rohr. Frau Sophie Hubmayr, Mutter des Herrn Pfarrers P. Konrad Hub¬ mayr, starb im 91. Lebensjahre. Molln. Herr Karl Schwarz, Gradauer, Maultrommelerzeuger in Molln, ein allge¬ mein geschätzter, aufrechter Charakter, starb im 89. Lebensjahr. Im Jahre 1880 hatte er beim Brand der Pichlbauernhäuser in Molln unter eigener Lebensgefahr einen Knaben aus dem brennenden Gebäude gerettet. 23. Steyr. Ein musikalisches Ereignis geglücktester Art bot der Kammermusikabend des Musikvereines Steyr Die Zusammen¬ tellung der Vortragsfolge, für die Musik¬ direktor Prof. Albert Weinschenk verantwort¬

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