Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1937

379 Maria lächelte wie im Traum. Mußte es nit so kommen? „Gern,“ hauchte sie, unser Engel verlaßt uns nit!“ * ** Das Bild „Mädchen aus den Bergen“ erhielt die goldene Staatsmedaille. Auch das Gemälde des Engelhofes bekam einen Preis. Der Name des Malers stand in den Zeitungen, man las allenthalben lobende Besprechungen, die Illustrierten zeigten gute Photos der preisgekrönten Bilder. Neben einem Pack Zeitungen und Glückwunschbriefen, die der Postbote dem Sommergast auf dem Engelhofe über¬ brachte, befand sich auch das Brieflein jenes zarten Stadtfräuleins, das im Vor¬ jahre mit Dr. Schwab zum ersten Male zum Engelhofe gekommen war und dort den Engel und Maria etwas lose bespottet hatte. Sie schrieb, nun hätte der Land¬ schaftsmaler doch auch den lebenden Engel bekommen, man ersähe das aus den immerhin, es stecke Rasse dahinter! Doktor fabelhaften Gemälden nur zu deutlich — Schwab zerknüllt erbost das Schreiben des Stadtmädchens, das in das Erlebnis seiner Liebe die Pille des Spottes würzte. Der Engelhofer kümmerte sich blutwenig um den preisgekrönten Künstler. Ihm gefiel der Doktor als Mensch, ja, zumal abends, wenn sie zusammen noch im Heim¬ gart saßen und von den großen und weiten Dingen des Lebens sprachen, wie es eben unter Männern abgeht, dann und wann geschah es auch, daß der Doktor die Gitarre zupfte, eine gemütliche Heimatliederstunde beglückte sodann jung und alt. Eines Tags legte der Doktor dem Engelhofer den Plan klipp und klar vor, er wolle seine Tochter heiraten. Der Bauer erschrak mächtig. „Mein, Doktor,“ sagte er bedächtig, seinen Schädl wiegend, „das geht wohl hart, ich kann grad das Dirndl nit in die Stadt lassen, es tat verschlampen, mein ich immer, weil's grad keinen „Engelhofer,“ ein Freuen klang in der Stimme des Engel um seiner hat.“ — Sommergastes, „das brauchst's net, wir wollen den Engel nit missen und wenn es dem Bürgermeister und den Talbewohnern nit zuwider ist, ich tät als Doktor gern im Tal herinnen bleiben, wo wir unser Heimatl zusammen aufbauen wollen, Maria und ich, unterm Flügelschutz des Engels, wie es ender schon gewesen ist. Ist's so recht, Vater?“ „Ei wohl,“ der Alte lachte selig auf, „grad den Engel nit aus dem Aug’ lassen, Doktor, das Heimatl hebt dann wie der Himmel über uns, und die Lieb' geht wie die Sunn drüber hin, gelt? Mich freut's, Doktor, damisch freut's mich, wer hätt' denn das denkt, daß unser Dirndl nur so ein Glück macht!“ Zwei feste Männerhände knoteten sich zusammen und eine weiche Mädchenhand, die voll Liebe war, legte sich sanft drüber. Draußen rauschten die Eschen über den Hof her, ein neues Lied rauschten sie, und der Engel, der bereits die Schritte der Altvordern beschirmt hatte, tat einen neuen Flügelschlag, den kommenden Ge¬ schlechtern der Heimat entgegen! e S Heiteres. Der Mieter. Dem Mieter wurde vom Seine Verjüngung. „Na, Hans, wie fühlst Hausherrn gekündigt. Da er die Meinung ungen Ehe?“ „Ausge¬ in deiner du dich vertrat, daß der Hausherr ihn zum Ver¬ Von Tag zu Tag werde ich jünger, zeichnet! lassen der Wohnung nicht zwingen könne, Knabenzeit rauche ich jetzt meiner wie in setzte er sich hin und schrieb folgenden wieder heimlich! Brief: „Sehr geehrter Herr! Ich verbleibe „Max, was hältst du für die Gymnasiast: mit vorzüglicher Hochachtung Ihr N. N.“ größte Leistung der Römer?“ „Daß sie Fatal. A.: „Den Handschuh hat er dir ins Latein konnten! und noch B.: „Ja — Gesicht geschmissen?“ — kluge Richter: „Verheiratet oder Der dazu vergessen, ihn vorher auszuziehen!" Die Zeugin ledig?“ fragt der Richter. — Galank sagt der Neffe zur Erbtante: diktiert der Richter. —„Ledig!“ seufzt. „Tantchen, ich trinke dieses Glas auf dein oder ledig?“ fragt er den „Verheiratet Wohl.“ — „Ach, hör' auf, du hast sicher kein —Der „Ver¬ Zeuge seufzt. Zeugen. Geld — da bist du immer so — zutrinklich. der Richter. heiratet!“ diktiert

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