Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1937

272 Wie gern hätte sie das getan, denn ihr Herz war voll Bitternis. Aber es würde gefallen sein. aufe Eine Bewegung entstand. — Der Redner hatte geendet. Das Brautpaar sah vor sich nieder; die Braut preßte die Hände der Mutter. Manche der Damen still wischte die Augen. Dann allgemeines Aufstehen, Gläserklingen. Glückwünschend umdrängte man Redner und die Gefeierten. den Die junge Dame neben des Redners Mutter, ein süßes Geschöpf mit gläubigen Kinderaugen, beugte sich zu ihr nieder und flüsterte ergriffen: „Nur aus der Liebe zu Ihnen konnte Ihr Herr Sohn so innige Worte schöpfen! Welch eine glückliche Mutter müssen Sie sein!“ Ja ... sehr glücklich —“ murmelte die alte Frau und sah starr geradeaus, „ krampfhaft sich mühend, ein Lächeln auf ihren bebenden Lippen festzuhalten. S een e een e Gedanken. Eine Mutter legt das Kapital ihrer Lebenskraft nicht besser an, als wenn sie ihren Kindern lebt. Denn alles, was sie tut, kommt dann ihren Kindern oder Kindeskindernzugute. Leben wir der Welt, so zerstreuen wir unsere Kräfte, um augenblicklichen Genuß zu haben. Leben wir der Familie, so sammeln wir sie zum Nutzen derer, die uns folgen. * Im Hause kommen alle guten Geister zusammen. Wer hier das Glück nicht — findet in der Welt dürfte er es kaum finden oder bestenfalls nur einen Bruch¬ teil davon. Die sogenannte Welt zeigt uns nur solange ein freundliches Gesicht, als wir sie durch bare Münze bereichern oder ihr aufdringlich schmeicheln. Ist denn die weltmännische Höflichkeit etwas anderes als eine schone Maske, die wir zwischen den vier Wänden gern ablegen? 2 S S Sicha is sicha. Ahl dös muaßt da Neuzeit lassn: Gehst heunt gemüatli auf da Straßn, Lusti is's hiatzt auf da Straßn. Muaßt deini Boa väsichern lassn, Staubn und stingä tuat's allmal Oda bessä gleih dei Lebn Und gfährli is's auf jedn Fall. Denn all Tag tuat's à Unglück göbn. Auto sausn hin und wida Dös beste is halt, wia mih ziemt Und dö steßn oan gleih nieda, Wann oans nöt z’vül af d'Straßn kimmt. Zeit A bombnsichrä Untästand, Denn dö Leut drinn ham koa A Fäßl Most gleih bei da Hand, Und mit'n Langsamfahrn koa Freud. Was z'essen allwei, guat und gnua, Und aft erscht dö Motorrädl. A Pfeifa und Towäg dazua, Vorn à Bürscherl, hint à Mädl, Aft kinnan s’ sausn obn wia d' Narrn Dö ham gar koa Zeit zan schaun Und zsammgrädlt in Himmö fahrn. Führn oan zsamm und fahrn davan. Radlfahrer fahrn in Scharn Mih geht dö ganzi Gschicht nix an, Oft dahin wia wilde Narrn; Ja, weil oan eh neamd helfä kann. I bleib dö längsti Zeit in Kellä, Wannst nöt daunispringst allmal, Wegn meina fahrn s’ aft obn nuh schnellä. Liegst à Zeit drauf in Spital. Sepp Stöger.

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