Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1937

263 2. Damit bei der Befestigung an einem Baum der Nagel (Schraube) durch das Wachstum nicht aus der Leiste gezogen wird, unterlegt man den Kopf mit einem durchbohrten Metallplättchen. 3. Die Nistkasten sollen senkrecht oder etwas überhängend, keinesfalls aber zurückgeneigt mit nach oben gerichtetem Flugloch befestigt sein. 4. Das Flugloch soll nicht scharfkantig, sondern mittels der Feile etwas ge¬ rundet sein. 5. Die Richtung des Flugloches sei der aufgehenden Sonne zu gerichtet (am besten Osten bis Südosten). Auf keinen Fall gegen die Wetterseite! Meisen lieben auch halbbeschattete Nistorte. 6. Niemals darf eine Nisthöhle auf einem Querast aufruhen; dieser ist der be¬ quemste Zugang für Nesträuber, wie Katzen, Marder, Eichhörnchen. Gegen Katzen recht wirksam ist ein mit Spitzen versehener Baumring, der unschwer aus einem Bandeisen mit langen, strahlförmig nach außen eingetriebenen Nägeln selbst herzu¬ stellen ist. Kletterrosenranken versehen denselben Dienst und sind jedenfalls schöner. 7. Die Nisthöhlen sollen vor Spatzen geschützt und daher oft kontrolliert werden. Diese Forderung ist am wenigsten leicht durchführbar, denn der Sperling, der „ge¬ fiederte Gassenbub“, ist äußerst vorsichtig und zudringlich=frech zugleich. Laut, un¬ reinlich und gierig, ist der Spatz allen anderen Singvögeln ein Greuel, und man hat mit Sicherheit festgestellt, daß in dem Maße, als der Sperling sich an einem Ort vermehrt, die anderen Kleinvögel weniger werden. Bezeichnenderweise gehört er auch zu den wenigen Singvögeln, die außerhalb des gesetzlichen Schutzes stehen, ja im Gegenteil, er muß der anderen Kleinvogelwelt zuliebe bekämpft werden trotzdem man dem kleinen Frechdachs oft nicht ganz böse sein kann und er durch Kohlraupenfang in der Brutzeit auch einen kleinen Nutzen bringt. Denkt man aber an die geplünderten Kirschbäume, die angepeckten Edelbirnen und die vertriebenen Schwalben, Rotkehlchen, Rotschwänze usw., dann hört der Spaß auf. Der Einzelabschuß ist nicht ohne weiteres im Stadtgebiet tunlich; wo er möglich ist, hat sich der Abschuß von Weibchen als sehr wirksam erwiesen, da die wenigen übrig gebliebenen Spatzendamen derart von den hitzigen Männchen umschwärmt werden, daß sie nicht zur Brut kommen. Sehr gründlich wirkt das Zerstören der Nester. Konrad Guenther sagt in seiner vorbildlichen Schrift über den gesamten Naturschutz: „Verhinderte Vermehrung ist nachhaltiger als einzelne Vernichtung. Darum haben sich auch Vögel, welche in der durch den Menschen veränderten Land¬ chaft, der sogenannten „Kultursteppe“, mehr Nistgelegenheit fanden als in der alten Waldlandschaft, nicht wenig vermehrt, besonders die Feldlerche und die Schopf¬ lerche in den Getreidegegenden, der Hausrotschwanz in bäuerlichen Siedlungen, die Amsel (Schwarzdrossel) in Gärten und Anlagen, in jüngster Zeit zum Teil sogar die Singdrossel. Der Spatz aber hat sich sogar der Großstadt angepaßt; erst das Ueberwiegen des Automobils über das Pferdefuhrwerk hat einen merklichen Rück¬ gang in der Spatzenwelt hervorgerufen durch Entzug seiner Hauptnahrungsquelle, des Roßmistes, aus dem der Spatz die unverdauten Haferkörner herausholt. In größeren Siedlungen findet auch auf Türmen und anderen Gebäuden unser bester Flieger, der Turm= oder Mauersegler, mehr Nistgelegenheit und hat hier leider in vielen Orten die uns durch ihren Gesang und ihr zutrauliches Wesen viel näher stehende Rauch= und Mehlschwalbe verdrängt. Der Nutzen der Segler und Schwalben ist unermeßlich, denn sie sind es, welche die Mücken= und Fliegen¬ plage wesentlich einzuschränken vermögen; man erinnere sich nur an die An¬ steckungsgefahren, welche uns die gewöhnliche Stubenfliege durch das Haftenbleiben der gefährlichsten Bakterien auf ihren öligen Fußgliedern vermittelt, oder an die Mückenplage in Augegenden, wie etwa in den Linzer Donauauen, wo es schon, da es die Schwalbe allein nicht mehr schaffen konnte, zur Errichtung von Fledermaus¬ türmen gekommen ist. In diesem Zusammenhang sei aber der Fledermäuse selber, trotzdem sie rechtschaffene Säugetiere sind, mitten im Vogelschutz gedacht, denn nicht elten beziehen sie künstliche Nisthöhlen und da soll man sie ruhig lassen, denn was die Schwalben am Tage an Insektenfang leisten, setzen die Flattertiere, vom Abend

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