Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1936

A Trost. Hiazt wird's allwei schenä herunt auf dä Welt, fehlt. Ja, weil uns schia gar nix, wia 's Geld allwei Mia fahrn untern Wassä, mia fahrn in da Luft Und manchä Kässiera is gar schon väduft. Und d' Radiowellnä fahrn wild umänand, Auf d' Nacht in dein Kästl hast alli beinand. Da herst alli Sprachn, dö's gibt auf da Erd, In Bäbylon druntn ham s’ ä nöt mehr ghört. Nua oans macht oan trauri, schia gar nöt zän sagn: Mia müaßn, hoaßt's allwei, bal Gasmäskn tragn. Grad oans wird mih trestn, dös is goar nöt schad': Mei Weib kann nöt kebln — wann s’ an Gäsrüassl hat. Sepp Stöger. Sein heimliches Königreich. Von Hedwig Brey=Schneider. Er saß in einer Ecke des Straßenbahnwagens. Müde, zusammengesunken. Auf seinem Schoß hielt er die Aktentasche, worin er den Essenträger und das Brot für den Tag mitnahm, da er auswärts beschäftigt war. Teilnahmslos streifte des Mannes Blick das Leben und Treiben auf der Straße. Was kümmerte es ihn! Er war müde. Körperlich und seelisch. Zwar war der Tag nicht allzu lang gewesen — denn sie arbeiteten ja schon so lange „verkürzt“; aber in den wenigen Stunden mußte viel, sehr viel geleistet werden. Doch das war nicht das Schlimmste: nicht das zermürbte, nein. Er arbeitete ja gerne. Aber — was nützte alles Sichabquälen? Das Geld langte kaum zum Blut¬ notwendigsten für sich und seine Frau und die vier Kinder Ach ja, die Kinder — sie wuchsen und kosteten und verbrauchten immer mehr. Und doch kam beim Gedanken an sie ein hellerer Schein in seine traurigen Augen. — DieKinder Nun machte die Straßenbahn eine Biegung; der Mann fuhr leicht empor. Bald war er daheim. Daheim! Er straffte sich auf. Seine matten Züge belebten sich. Gespannt sah er durch das Wagenfenster. Ob die beiden Aeltesten wieder an der Haltestelle waren? Bei gutem Wetter kamen sie ihm immer entgegen. und richtig: da standen Heinz und Ilse schon! — Schon war er am Ziel Strahlend flogen sie auf ihn zu. Heinz nahm dem Vater gleich die Tasche ab, Ilse hing sich an seinen Arm. Und dann ging das Geplauder los: Wie es in der Schule war . .. und was sie alles gespielt hatten... Heinz war im Kriegsspiel zum General befördert worden! Stolz erzählte er von „seinen Leuten“ und allen Heldentaten. Und wie sie den Feind geschlagen hätten! Schweigend, aber mit glücklichem Lächeln hörte der Vater dem geweckten Jungen zu. Doch dann sagte er, aus irgendeinem Erinnern des Grauens heraus, warum spielt ihr immer Krieg, Heinz? Warum nicht mal schwer: „Ich weiß nicht — etwas anderes? Krieg ist... der Krieg war doch so grausam! Denk nur, wie viele Kinder da ihren Vater verloren haben!“ Heinz war etwas betreten, aber dann lachte er fröhlich: „Och, Vater, wir spielen A doch bloß! Das ist so lustig!“ Seine Kirschenaugen blitzten. 375

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