Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1936

425 374 „Du . .., sagte der Herr Göd zum Much, „jetzt geht mir ein Licht auf. Der Schlankel hat uns g’wiß und heilig angeführt mit seinen „Zwei Mühlviertlern“, die gespielt werden sollen. Der Spitzbub hat es mauersicher gewußt, daß im Stein¬ theater nit gespielt wird. Ist nur ein Naturwunder zum anschauen. „Kann eh sein, aber so foppen! Na wart, dem Halodri pantsch ich eine, so er 77 mir noch unterkommt, äußert der Much geärgert, weil um die lustige Vorstellung „Zwei Mühlviertler“ betrogen. „Kunntest was sauberes anrichten,“ verwarnte der Göd, „wird gescheiter sein, wir fahren mit der Elektrischen nach Salzburg, gehen auf die Festung, nachher kannst du den Salzburger Stier brüllen hören und noch mehreres. Den Stieglkeller müssen wir auch noch aufsuchen. Du, da gibt's ein Bierl!“ Der Nikl schnalzte in Vorahnung dieses vorzüglichen Genusses mit der Zunge. Auf der Festung Hohensalzburg gab es dann allerhand zu sehen. Die Marter¬ kammer, wo nichts mehr zu sehen war als ein eiserner Ring und Ketten, inter¬ essierte den Much auch. Hier würde sicherlich der Stier, der vor einem Eichtel ge¬ brüllt habe, angehängt, mutmaßte der Much. Sollten hallt dem Vieh ebbs zu fressen geben, daß es nit gar so ein G'sturi macht. Wieder mußte der Herr Göd Aufklärung geben, daß jenes vorhin vernommene Getöne nicht von einem Rindvieh ausgehe, sondern von einer Art Orgel, deren Stimme einst so mächtig gewesen sein soll, daß man sie stundenweit in der Umgebung vernommen hätte. Im Mittelalter war dies für die Untertanen die Aufforderung, daß sie zum Gerichtstag zu erscheinen hatten. Nun zum Schluß schlenderten der Göd und sein Firmling dem Stieglkeller zu, allwo der Much auch aus seinem Gstemm rauchen durfte, auf das er schon einen förmlichen Heißhunger verspürte. Weil das Gebräu über die Maßen süffig war gerieten Göd und Firmling in eine überaus fröhliche Stimmung. Der Much ließ sich nicht davon abhalten, auf einem Fotzhobel (Mundharmonika), welches Geschenk er unter anderem vom Nikl erhalten, die flottesten Tanzeln herauszulassen und da¬ zu mit den Füßen den Takt zu stampfen. Plötzlich aber hielt er im Spiel inne. Dort am Nebentisch saß doch jener junge Grashupfer, der sie mit dem Steintheater so angeführt hatte, und grinste herausfordernd zum Much herüber. Den Fotzhobel beiseite legend und zum Nachbartisch springend, war das Werk eines Augenblicks. Er wollte dem jungen Schalk absolut „eine pantschen“ „He, du . .. jetzt hab' ich dich, du Krippen!“ schnaubte er den Ahnungslosen an, „zuwegen hast du uns denn mit dem Steintheater so geföppelt, ha? Wart, Kerl, jetztund kriegst von mir deine zwei Mühlviertler!" Mit dieser Verheißung hob Much seineHände, die aber im Augenblick vom Göden gefangen und festgehalten wurden. Schämst dich nicht, du damischer Zapfen!“ verwies ihn der Nikl, „wirst doch nit 's Raufen anheben mit dem Herrn.“ „War doch nur ein kleiner Spaß von mir, den Sie nicht so krumm nehmen sollten,“ beschwichtigte ihn auch der mutmaßliche Student. „So, na nachher...! Einen G’spaß, wenn d’ g'macht hast, aft tu ich dir nix 7 nöt,“ lenkte nun auch der Much ein. Der junge Mann setzte sich dann sogar zu den beiden und erzählte ihnen recht lustige Schnurren, so daß der Much samt dem Göden aus dem Lachen nicht heraus¬ kam. Inzwischen aber war es Bahnzeit geworden und mit einem „Nix für ungut schieden sie von dem lustigen Unbekannten. Wie sie wieder nach der Heimat ins schöne Mühlviertel gekommen sind, ist unbekannt, ebenso auch, ob der Much seit der Firmung gescheiter geworden ist. Aber das eine sei erwähnt, daß jeder von ihnen aus dem Stieglkeller einen mentischen Zapfen heraustrug. Noch heute aber erzählt der Nikl von der Aist gerne von dem Erlebnis mit seinem fünfzigsten Firmling. n e een Ein schönes Geschenk bei jedem Anlaß ist ein gutes Buch der Bereinsdruckerei Steyr.

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