Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1936

370 (Nachdrück verboten.) Nikls fünfzigster Firmling. Humoreske von Hans Moser (Waldmoser). Der Nikl von der Aist, mit seinem Familiennamen hieß er Nikolaus Schwarz¬ eis, hatte nun schon neunundvierzigmal bei der heiligen Firmung Pate gestanden. War manches Jahr gar unterschiedlich, wieviel der Firmlinge an den Nikl die Bitte stellten, an ihnen Patenstelle zu vertreten. Kam da vielleicht ab und zu nur einer, in der Regel aber kamen sie paarweise oder zu dritt, na und wenn sich gar als vierter noch so ein Büblein hinzugesellte, so sagte der Schwarzeis auch nicht nein. War doch ein christlich Werk und der Nikl hatte seine Freude damit. Fünfzig wollte er zusammenbringen, dann aber gelobte Schwarzeis mit dem Patenstehen zu „hängen“, das will heißen aufhören. Obwohl der Nikl von der Aist als wohl¬ habender Müller und gutgestellter Oekonom galt, hatte ihm doch auch die herr¬ schende Wirtschaftskrise in einer Weise zugesetzt, die ihm Einschränkungen in diesem und jenem auferlegte. Nachher:.. solche Patenschaften sind mitunter ein recht un¬ dankbares Geschäft. Gibt hiebei einer nur, was halt ein solches Mal zum Ueblichen gehört, dann kann er hundert gegen eins wetten, daß er für sein gebrachtes Opfer als Neidhammel verschrien wird und froh sein muß, für die Guttat nicht noch Un¬ dank zu ernten. Nun aber die fünfzigste Patenschaft wollte der Nikl noch annehmen unter allen Umständen, wer ihn auch darum angehen mochte. An einem Sonntag etliche Wochen vor Pfingsten war es nun gewesen, daß der Schneider Much, genannt Bauernschneider, zum Nikl von der Aist beschieden worden war, um dem Müller einen funkelnagelneuen Anzug zu messen. Nachdem der Much fein säuberlich die Maßzahlen in sein Notizbüchl ge¬ schrieben und den Auftrag erhielt, die Kluft ja recht sauber und kommod anzu¬ fertigen, meinte der Schneider: „Gehört gewiß auf Pfingsten, der Anzug, hast schon wieder einen Firmling, gelt, Müller, wie alle Jahr halt.“ „Könnt nit sagen, heuer noch nit, hat noch keiner vorgesprochen.“ „So, so, ist doch schier nit zum glauben. Wennst aber wirklich noch keinen hast, Müller, nachher... ich tät eine Bitt wagen, ging der Much um den Brei herum „Hm, na, wenn es sonst sein kann, weißt, Schneider, ist der fünfzigste heuer der letzte, den ich annehm. Wüßtest halt so ein Bübl, na ja, tu nur heraus mit Farb’.“ der Der andere kratzt eine Weil' hinterm Ohr. „Getrau mir's schier nit zu sagen, wirklich wahr, eine hellige Schand ist's, daß einer...“ „Na geh’, tust aber wunderlich, Much!“ schüttelte der Nikl seinen kugelrunden Kopf. „Von schlechten Leuten etwan wird doch das Bübl nit sein und . .. wenn schon, ist es arm genug dran, weil das Kind nix dafür kann, wenn die Eltern nit recht sind. „Ich belob' deine Red' und Ansicht, Müller, aber so ist es nit, wie du ratest.“ „Na, was denn sonst, ein Dirndl kann doch ich nit firmen lassen!“ „Verstehst mich nit, Nikl,“ erklärte der Much etwas verlegen, „aber daß ich es schlankweg heraussag, ich . . . ich selber brauchet einen Göden; war bis heut' kein G'legenheit, um das Sakrament des Heiligen Geistes zu empfangen.“ Jetzt es heraußen war, schnappte der Schneider förmlich nach Luft, dem Nikl aber wär' beinah' die Pfeife aus dem Mund gefallen vor lauter Verwundern. Eine halbe Vaterunserlänge bedurfte er der Sammlung, ehvor er Worte fand. „Du . .. du ... Schneider, fopp einen andern, mit solchen Sachen kannst mir Buckel ... herabrutschen! den „Aber wenn ich dir's sag', ist nit anders!“ versicherte Much mit einem Ernst, daß dem andern alle Zweifel vergingen. „Alsdann: so du keine G’spasseteln treibst, will ich dir den Gefallen gern tun. Fahr'n wir halt nach Linz oder nach Salzburg, wo du halt nachher hin willst, mir ist's ein Ding.“

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