Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1936

361 In Wacholder (Kranawettbaum) ziert den Wimpasserhof (Pesendorf 10). der Vorderstoder erfreut sich die mindestens dreihundertjährige riesige Linde auf im Scheitelhöhe des Ueberganges gegen Pießling und Roßleithen allgemeiner Beliebtheit er¬ Volke; ebenso die über drei Meter dicke Eiche beim Zamseckergute in Hint süd¬ stoder. Wandern wir ins Warscheneckgebiet, so können wir an der Waldgrenze des östlichen Teiles die letzten größeren Zirbelkieferbestände Oberöster¬ ebenso reichs bewundern. Die Zirbelkiefer oder Arve (Pinus Cembra L.) ist nunmehr — wie die drei anderen schon recht seltenen Holzarten: Eibe, Buchs und Schratl oder Stech¬ — gesetzlich geschützt und dies umso strenger, als den genannten Gewächsen wegen palme ihres Holzes bis an den Rand der Ausrottung nachgestellt worden ist. Alle vier Holzarten wachsen sehr langsam und gehen oft als kleine Pflänzchen unter Vieh= und Menschentritten ein, ebenso durch Wildverbiß. Bei der Zirbe beteiligt sich außerdem noch die Almjugend am Verzehren der pignolienartigen Samen aus den ovalen, braunvioletten Zapfen. Verfasser hat Zeitlinger, welcher im Warscheneck eine Edelweißansaat mit Herrn Gewerken Sepp vorgenommen hat, eine Bestandaufnahme der Zirben versucht und etwa 110 sehr kräftige Exemplare feststellen können, darunter viele Hundertjährige und einige, die sicher schon über ein halbes Jahrtausend erlebt haben. Sonst finden sich in Oberösterreich nur kleine Bestände von Zirben beim Kleinen Priel. Hoffentlich wird der Anpflanzungsversuch der Herrschaft Lamberg im Mollner Revier von besserem Erfolg gekrönt als der im Dreherschen Forst nächst der Stumpfmauer. Im Kubany, nördlich der Grenze Oberösterreichs, besteht noch ein großer Zirbenwald und es ist zu hoffen, daß durch Vögel, Bilche und Eichhörner die „Zirmnüsse“ auch in unseren angrenzenden, z. T. noch ganz ursprünglichen Böhmerwald verschleppt werden. ist Von der zweiten gesetzlich geschützten Nadelholzart, der Eibe (Taxus baccata L.), ein Riesenexemplar im Restental beim Lumplgraben zu verzeichnen (Besitzer: Konrad Schraml). Der Stamm ist über mannsdick, das Alter also wohl weit über ein halbes Jahrtausend. Ueber den ebenfalls unter Naturschutz stehenden, wildwachsenden Buchsbaum (Buxus sempervirens L.) im Ennstal hat Dr. J. Rohrhofer (Wels) in der botanischen Zeitschrift eine Abhandlung geschrieben, nach welcher noch folgende Fundorte zu erwähnen sind: in Tratten¬ bach beim Sulzsteinergut, beim Hinterweimayergut auf dem Weg zum Hohen Buchberg, beim Hof „In der Point“ und eine Stelle am rechten Ennsufer nächst der (Per¬ Ternberger Brücke. Der beiden großen Buchsbestände auf der Beisteinmauer messergut) und im Thalergraben (beim Weißmayergut) ist schon im Vorjahre gedacht worden. Von alten, blühfähigen Efeustöcken, die in diesem Alter ebenfalls gesetzlich geschützt sind, wäre noch zu berichten, daß einer der stärksten Stöcke, der Burgefeu von Altpern¬ stein sich von seinen Frostschäden gründlich erholt hat und mächtig weiterklimmt. erwähnt, An merkwürdigen Felsbildungen sei ein ungeheurer sogenannter „Wackelstein“. ein elliptischer, wohl eine Tonne schwerer Felsblock, der mit schmaler Basis auf dem burg¬ zinnenartigen Felsenkamm des Ramesch im Warscheneckgebiet aufruht und vom sogenannten — ähnlich „Toten Mann“ aus gut zu unterscheiden ist. Wohlausgewaschene Felswannen finden sich in der kleinen Schlucht des den berühmten „Bodingen“ in der Breitenau — Nösteltales beim Pechgraben; sie enden mit einem etwa sechs Meter hohen, leider nicht gut zugänglichen Wasserfall. Verfolgt man den Nöstelbach aufwärts bis zum „Gschaid“ gegen Stiedelsbach zu, dann findet man auf dem Sattel unter dem Schieferstein eine Fahnen¬ aber, wie es scheint, — eine seltene fichte in inniger Umarmung mit einem Landlbirnbaum — recht glückliche „Baumehe". Beim Stadel an der Wegkreuzung findet man einen Sechsling von einem großen Hornbaum (Hainbuche, Carpinus betulus L.). Diese Baumart ist auf der Reichraminger Seite des Schiefersteines auffallend schön und reich entwickelt. In einem solchen Hornbaumhain steht ein mächtiger Weißdorn (Crategus oxyacantha L.) mit dem für diese Zum Schluß sei noch des urwald¬ — Art ganz ungewöhnlichen Umfang von 121 Zentimeter. artigen Gebietes auf einer Nebenkuppe des Spadenberges gedacht, in welchem noch allerdings nicht so leicht — zu finden sind Stämme von drei bis vier Meter Durchmesser — Es ist zwar kein echter Urwald, aber lange schon ist hier nicht mehr geschlägert worden; nur Meisenpiepsen, das Hämmern der Spechte und das Rascheln der Waldmäuse ist vernehm¬ dringt her in diese Einsamkeit.“ ... „Kein Laut der aufgeregten Zeit — bar Wir schließen für heuer den Naturschutzbericht und ersuchen eindringlich um tatkräftige Mitarbeit, die darin bestehen soll, die Organe des Naturschutzes und der Denkmalpflege in der Ueberwachung der Schönheitswerte unserer herrlichen Heimat zu unterstützen, insbesondere Gefahren rechtzeitig den Fachstellen bekanntzugeben und keine Gelegenheit zu versäumen, um den im Interesse des Vaterlandes so unerläßlichen Naturschutz in die weitesten Kreise zu verbreiten. Professor Dr. Heinrich Seidl, Korrespondent der Zentralstelle für Denkmalpflege.

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