Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1936

344 meines Herrn Meinung, daß das an des Grundherrn statt mit des Stadtrichters und der Bürger Insigl soll gefertigt werden, und nicht mit Leuthen. Dann um die Holdten, die die Pfarrkirchen, das Spital und die Bürger hie haben, ist meines Herrn Meinung, ob derselben Holdten wegen jemandts zu sprechen hätte, daß sie sich darum vor ihren Herrn verantworten, doch ausgenommen, ob die Sache in meines Herrn Land=Gericht irgends gehörte; wolt aber darinnen jemand die Sache vorziehen und dazu mit Recht thun, so mag meines Herrn Pfleger an einer statt darzu wohl thun... Damit war klar ausgesprochen, daß der Herzog auf seine Rechte als Grundherr in der Stadt verzichtete. Der Pfleger durfte die früheren Grundholden nur durch den Stadtrichter belangen, wenn sie die Grundzinse (verzickten Dienst) nicht zur rechten Zeit zahlten. Das Stadtgericht war nun im ganzen Burgfriedsgebiet erste Instanz. Zweite Instanz war der Pfleger an Stelle des Herzogs. Die Herrschaft besaß aber im Burgfried der Stadt eigene Betriebe, über welche sie die Jurisdiktion nicht aufgab. Dies ist aus späteren Verhandlungen ersichtlich. Die Veräußerung von früher herrschaftlichen Häusern war scheinbar noch von derZustimmung der Herrschaft abhängig. Die Verträge aber fertigte der Stadt¬ richter mit Bürgern. Die Vorladung von Grundholden des Pfarrkirchenamtes, des Spitalamtes und der Bürger erfolgte durch die genannten Aemter, bezw. durch den Magistrat. Als ehemals steirische Stadt nahm Steyr unter den ob der ennsischen Städten eine Sonderstellung ein. Im Jahre 1430 wurde ihr vom Herzog Albrecht V. be¬ stätigt, daß sie die Exemption und Freiheit besitze, jederzeit mit Klag und Handlung vorgenommen zu werden und daß sie ungeachtet, daß sie zum Land ob der Enns gewiedmet, ihr altes Recht und die Freiheit behalten und daher der hauptmannischen Jurisdiktion in Enns nicht unterworfen sei. 1488 gab es deshalb einen Streit zwischen der Stadt und dem Hauptmann, der erst 1532 entschieden wurde (Preven¬ huber S. 251, 253). Im Jahre 1512 legte die Stadt erstmalig ihre Burgfriedsgrenzen nach der Ueberlieferung schriftlich fest und suchte mit nachstehendem Schreiben beim Kaiser um Bestätigung derselben an (Stadtarchiv). (Der Buchstabe „w“ ist wie „u“ zu lesen. D. Red.) „Allerdurchlewchtigster Grosmechtigster Kaiser, Allergenädigister Herr. Ewr kaiserliche Maiestät Stat Steir hat ainen klainen aufgezaigten purckgfridt, Ungeverlich ain Hackenpüchsschuß laung unnd prait von ainem Ort zum anndern, laut des hir beyligenden Zetl, von alter ob mennschen gedechtnuß halben, mit kainer besonderen Freyhait oder privilegien versehen sein, dann ein Gemainer bestät Ueber all Gemeiner Stat Freyhait, alt herkommen wund guet gewonnhalten Von ainen Fürsten auf den anndern Unnd Nemlich die jüngst von Ewr kaiserlichen Maiestet wund damit aber, Ewr kaiserliche Maiestat Stat Steir bey allten her¬ komen des purckgfrids halben, sich desterbas vor kunfftiger jar rost wund schäden beschirmen mög, Kuessen wir in allerunderthenigster gehorsame, demütigklich pit¬ tende Ewr kaiserliche Maiestat wolle, Ewr kaiserliche Maiestat Stat Steir, mit ainer Sonndern Freyhait, darinn der purckgfridt laut der Zetl, benennt Wund auf¬ zaigt sey, wund wund wunser vorvordem wie obstet, ob mennnschen gedechtnus her¬ pracht, wund inngehabt haben gnadigklich gernehen zu ersehen, wund wuns wund Gemeiner Stat herinn berechtet als .. hoffnung geben in Ewr kaiserlichen Maiestat als wunsern allergenadigisten Herrn, wund Naturlichen Erblanndfürsten. Das wellen wuns Ewr kaiserliche Maiestat wir als getrew wunderthan, in allerschuldigen gehorsame, allzeit demmetigklich zurr werdiennen willig wund wngespart geflissen ein. Ew. Ka. M. wunderthenigist wnd Gehorsam Ewr kayserl. Stat Steir Burger¬ maister Richter wnd Rat. Die Burgfriedsbeschreibung lautete: Der purckgfridt zu Steir, wo sich der anhebt wund enndet. Des Ersten vor Sannd Gilligen Thor hebt sich der purckgfrid an. Von der Enns, underhalb des purgholz auf der Rechten hannd, zu dem farweg, zwischen den

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