Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1935

370 langer Zeit ein Edelherr, der ob seines Geizes verschrien war, das Fischwasser in Pacht. Da kam ein Mißjahr mit Hungersnot und die Lebensmittel wurden so teuer und selten, daß die Armen kaum mehr Kraft zur Arbeit hatten. Ein Taglöhner, der im Dienste des Geizigen stand, war der Verzweiflung nahe. Er konnte den Hunger seiner Lieben nicht mehr mitansehen und so holte er im Dämmern aus dem Bache einige Fische. Wie groß war der Jubel der Kinder, als die Mutter zum Nachtmahl das seltene Gericht vorsetzte! Endlich gab es einen Abend, wo keines der Bewohner unterm morschen Schindeldache hungrig schlafen ging. Die Frau hatte wohl große Angst, daß es etwa der gestrenge Edelherr erführe, auch sei es doch nicht recht¬ mäßig erworbenes Gut. Doch der Mann tröstete sie und wies darauf hin, daß ohne Gottes Willen kein Sperling vom Dache falle; so würde Gott auch nicht wollen, daß sie alle verhungern müssen. Nur in der äußersten Not habe er es getan. Das ganz kleine Töchterchen aber plauderte es dem Nachbarskinde und so ging es weiter, bis der Edelherr alles erfuhr. Da ließ er den Mann sofort gefangen¬ nehmen, vertrieb Weib und Kinder des Taglöhners und ließ sie mißhandeln. — Doch was geschah? Am nächsten Morgen hörte man fast nirgends das Rauschen des Baches. An den fischreichsten Stellen rann das Wasser unterirdisch, das Flußbett blieb trocken und dürre. Und so ist der Dürrnbach zu seinem Namen gekommen. Bauerntreue. Wenn in der Städte völkerreichen Die schwielenharte Rechte läßt er gleiten Straßen Den Halm entlang zur körnerreichen Des Aufruhrs schrille Pfeife gellt, Frucht, Wahnwitz'ger Haß verhetzte Menschen¬ Indes sein Aug' in dämmerfernen massen Weiten Bewaffnet vor die Barrikaden stellt; Die Stadt mit ihren tausend Rätseln Dann schau auf jenen, der in heißem sucht: Schaffen „Ihr habt vernichtet, ich schuf Leben; Die Pflugschar führte übers Acker¬ Ihr habt verleugnet unsern Herrn und land Gott, Und still durch Arbeit, nicht mit Wehr Und er allein nur kann uns geben allen und Waffen, Des Bauernfleißes Frucht, das Brot. Den Fluch von euren Taten abge¬ wandt. Aus Haß jedoch sprießt Not zu allen Zeiten, Der alte Bauer geht im Abendscheine Weil er vernichtet nur und niemals Noch einmal um das früchtereiche schafft.“ Feld Er spricht's bei sich und seine Finger Mit stillem Stolz, denn das ist eine gleiten kleine Mit eigener Kraft geschaff'ne Vom Halme mit verhaltener Leiden¬ Welt. schaft. Leopold Aigner, Pießling. Heiteres. „Das Fräulein Olga übertrifft wirklich Gast: „Sie, Kellner, da schwimmt eine die Natur. „Wie meinen Sie das?“ Nadel in der Suppe, was soll das heißen?“ „Die hat mehr Farben im Gesicht als der Kellner: „Wohl nur ein Druckfehler, Herr, schönste Schmetterling auf seinen Flügeln. soll wahrscheinlich Nudel heißen.

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