Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1935

367 A Gang durch d’ Hoamat. I moan allweil, d'Leut sehgn viel z’weng, Ja, 's Pärädeis, was umädum Wann s’ durch eahn Ländl gehnd. Voll Ackä is und Bäm, Und doh is, wo mä hinschaun mag, Dös schenkt uns unsä täglichs Brot, Sein Schenheit ohnö End. Und doh denkst dran oft käm. Aus altö Häusä grüaßt dih d' Zeit, Und wann durch'n tiafn Bergwald aft Wo d' Gmüatlikeit hat glöbt, Dö Sunn bluatrot hinleucht; Und wo s' nöt wögn an iadn Schmarrn Kimmt dä da dein Hoamät nöt oft vür, Zän Räffen hamd anghöbt. Vän Herrgott bsundas gweicht? Und 's Wassä drunt, dös is so klar, Selm d’ Fölswänd mit dö toten Stoan So rein, als wollt's da sagn: Wird rot, als löbäts äh. „Laß in dein Herz dein Löbtä nöt Und umädum tracht' 's Gviekät hoam, Was Schmutzigs einitragn!“ Als wann's recht müad schon wär. Und lögst dih du ins Nürscherl äh, Aft bet öbn oan Gebet: Daß übd unsä Hoamät bal Dä Friedensengel geht! G. Goldbacher. Wie es vor 300 Jahren in Steyr aussah und zuging. Nach Aufschreibungen des Färbermeisters Johann Jakob Zettl im Ennsdorf. Das Jahr 1634 hatte wieder einmal die so gefürchtete Pest gebracht; im Bürgerspital starben 18 Personen an der Seuche. Die Jesuiten, denen die Bürger¬ spitalskirche zur Haltung des Gottesdienstes übergeben worden war, ließen die Türen vom Spital in die Kirche vermachen, doch wurde alle Sonn= und Feiertage darin Gottesdienst gehalten. Die Jesuiten fingen nun an, die Häuser abzubrechen, die auf der Anhöhe der heutigen Michaeler=Vorstadtpfarrkirche und des Kollegialgebäudes, heute Real¬ gymnasium, standen, und begannen ihr Kolleg und die Kirche zu erbauen. Zu diesem Bau trugen der Kaiser, der Fürst und die Fürstin von Eggenberg, der Graf Thanhausen und der Burggraf auf der l. f. Burg Steyr, Freiherr Johann Maximilian von Lamberg, das meiste bei. Den Bau selbst leitete ein Mitglied des Jesuitenordens namens Markus Norjelius. Nun starben auch beim Färber Georg Nizel in der Kollergasse etliche aus dem Hause, die Tochter gab man zu einem Bauern; sie starb jedoch auch nach einigen Tagen. Der Begräbnisplatz der an der Pest verstorbenen Personen war auf der Gmainwiese beim Schneiderhäusel, wo ein Ziegelstadel gestanden hatte. Es wurden dort bei 30 Verstorbene beerdigt. Am 5. Oktober trat in Zettls Haus in der Langen Gasse (heute Haratzmüllerstraße Nr. 14) selbst die Pest auf; es starb dort ein lutherischer Geselle, der zwei Jahre bei ihm in Arbeit gestanden war. Er wurde bei der Nacht in den „Khrug“ hinauf (in der Gegend von „Klein aber Mein“) be¬ graben. Die über das Haus verhängte Sperre dauerte vierzehn Wochen. Bis zum neuen Jahre starben 200 Personen an dieser schrecklichen Seuche, die meisten im abnehmenden Mond. Durch die Kriegsverwüstungen war das ganze Schwabenland verheert, alles aufgezehrt und verbrannt, besonders um Nürnberg, Ulm und Augsburg bis an den

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