Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1935

366 Höhlen in der Umgebung von Steyr. Das Windloch am Damberg. Knapp vor dem steilen Südabfalle des Damberges führt vom Kamme aus auf der Westseite ein kurzes Steiglein zum steil abfallenden Höhleneingang des Wind¬ loches, das von gewaltigen graugrünen Felsblöcken des Wiener Sandsteines über¬ wölbt wird. Die Höhle verengt sich bald, abgestürztes Blockwerk versperrt den Weg, der schließlich mit einem engen Felsspalt das weitere Vordringen verhindert. Der Name der Höhle rührt daher, weil man tief unten ein fernes Sausen zu vernehmen meint, das daher rühren dürfte, daß die Höhle an einer bislang unbekannten Stelle einen zweiten Ausgang besitzen dürfte. Da der Wiener Sandstein seiner Beschaffen¬ heit nach nicht zur Bildung größerer Höhlensysteme geeignet ist, so handelt es sich beim Windloch jedenfalls nur um eine sogenannte Verwerfung, weshalb auch alle Sagen, daß das Windloch eine Fortsetzung bis zum Schloß in Steyr oder bis Garsten (unter dem Ennsspiegel!) oder gar bis Losenstein haben soll, keinen wirk¬ lichen Hintergrund besitzen können. Die Nixenlucke beim Hintsteiner. Auf der Westseite des schönen Wendbachtales ragen aus dem Hochwalde pracht¬ volle weiße Kalkwände empor. Zu diesen führt vom Bauernhause Hintsteiner ein bezeichneter Weg in ungefähr einer halben Stunde an den Fuß der gegen die Enns zu gelegenen Felswand, wo sich plötzlich ein riesiges halbkreisförmiges Felstor auf¬ tut, das den Eingang in die Nixengrotte bildet. Die Höhle ist anfangs eben, steigt dann schwach an, wird enger und bildet im Hintergrunde einige prächtige hohe Stalagmiten. Dann wird die Höhle bald sehr enge und ungangbar und ist noch nicht, wie übrigens alle hier angeführten Höhlen, mit den modernen Mitteln der Höhlen¬ forschung erschlossen. Nixen, welche hier der Sage nach wertvolle Schätze bewachen, wurden leider bisher noch nicht gesehen. Besonders schön ist der Ausblick vom weiten Höhleneingang und der Besuch der Höhle unter Benützung von Be¬ leuchtungskörpern leicht und empfehlenswert. Das Geldloch am Schoberstein. Am Fuß der Nordwände des fünfzackigen Schobersteins unweit der Quelle zwischen der vierten und fünften Spitze tut sich ein gut gangbarer Höhleneingang auf, der zum tiefen Geldloch führt, das, wie ja fast alle Höhlen, unermeßliche Schätze bergen soll. Von einer weiteren Erforschung und von der Ausdehnung der Höhle ist nichts weiteres bekannt; die Steyrer Höhlenforscher, welche im Toten Gebirge so tüchtige Arbeit geleistet haben, hätten auch hier noch viel Forschertätigkeit zu besorgen. Die Goldbutten bei Reichraming. Ueberschreitet man die Enns auf der Rohrbachgrabenbrücke zwischen Losenstein und Reichraming und wandert dann nicht weit vom linken Flußufer ein Wiesen¬ steiglein ungefähr zweihundert Schritte ennsabwärts, so kommt man zu einem felsigen, mit Gebüsch bewachsenen Steilhang, bei dem man, bei einer Wasserrinne ansteigend, den engen Höhleneingang erreicht, aus dem eine Quelle fließt. Nun heißt es kriechend, die Lampe in der Hand, vorwärts zu dringen, ein größerer Höhlenraum tut sich auf, in dessen Hintergrund an einem wasserüberronnenen Stalagmiten mittels einer kurzen Holzleiter ein zweiter kleinerer Höhlenraum in einen steilen kaminartigen Schluf nach oben mündet. Von einer weiteren Erforschung ist nichts bekannt. Die Höhle dürfte lediglich der Erosion des Wassers ihre Ent¬ stehung verdanken, scheint sich aber noch weiter ins Berginnere fortzusetzen. Der lehmige Schluf entläßt die Höhlenbesucher in keinem salonfähigen Zustand. Der Name soll daher rühren, daß italienische Arbeiter beim Bahnbau im Jahre 1867 dort Gold versteckt haben. Es sei noch einmal erwähnt, daß die hier angeführten Höhlen noch ihrer endgültigen wissenschaftlichen Durchforschung harren. G. Goldbacher.

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